"Wie geht es dir?", bricht Erwin das Schweigen mit einem leicht besorgten Ton. Süß... "Ganz gut", antworte ich lächelnd," mach dir keine Sorgen!" Erwins Wangen färben sich leicht rot, als wäre es ihm peinlich, dass ich seine Sorge herausgehört habe. Er räuspert sich kurz und nickt mir anschließend zu.
Wir sitzen dort noch ein paar Minuten, welche letztendlich dann doch zu Stunden werden und reden über den Tag. Ich erzähle ihm von meinem Rundgang mit Hanji und versuche so wenig wie möglich ihren Verdacht über Erwins und meiner Beziehung zu erwähnen. Ich möchte keinen unangenehmen Moment verursachen. Er hingegen erzählt mir von seiner Arbeit, welcher er als langweilig aber leider obligatorisch bezeichnet. Hauptsächlich muss er sich Berichte durchlesen und auch selber schreiben. "Ich wünschte einfach ich hätte nur ein mal einen Moment in dem völlig frei von Pflichten bin", äußert er träumerisch.
Wäre ich nicht so müde, dann hätten wir höchstwahrscheinlich die ganze Nacht lang durch geredet, doch mein Gähnen verrät mich.
"Müde?", fragt er mich mit seiner tiefen, sanften Stimme. Ich nicke und gebe ein kurzes 'Mhmm' von mir. Erwin richtet sich von seinem Platz auf und hält mir seine Hand hin. Ohne zu zögern greife ich nach ihr und lasse mich von ihm hoch ziehen. Voll aufgerichtet reiche ich ihm gerade mal so bis zu seiner Schulter. Ich sehe zu ihm hoch und erhasche noch einen Blick auf sein verschmitztes Grinsen.
Ich verenge meine Augen genau so wie er es heute bereits ein mal getan hat und frage:" Hast du dich gerade über meine Größe lustig gemacht?" Ich kann jedoch nicht ernst bleiben und fange an selber leicht zu lachen. Auch seiner Kehle entweicht ein sanftes Lachen.
Auf dem Weg zum Zimmer hält er noch immer meine Hand, welche sich perfekt um die meine schließt. Was sich heute Morgen noch so falsch angefühlt hat, ist mittlerweile zu etwas geworden, dass ich nie wieder missen möchte. Trotz seiner großen und stark wirkenden Hände, sind seine Berührungen zärtlich und einfühlsam. Ein Kontrast welcher mich keinesfalls stört.
Im Zimmer angekommen entzieht er sich meiner Hand und ich fühle mich sofort ein wenig einsam. Ich beobachte ihn dabei, wie er eine Schublade der Kommode öffnet und ein weißes Hemd herauszieht. Er dreht sich zu mir um und hält es mir auffordernd hin. Ich greife danach und schiebe ihn dann in Richtung Tür. Er grummelt ein wenig, geht aber freiwillig raus. Ich schließe die Tür hinter ihm und schüttele leise lachend meinen Kopf.
Ich ziehe mich um und betrachte mich im Spiegel. Das Hemd ist mir viel zu groß, weshalb es mir bis zur Mitte meines Oberschenkels reicht und damit glücklicherweise alles anzügliche verdeckt. Das Hemd schmiegt sich warm und weich an meine Haut und es hat denselben wundervollen Duft wie Erwin selbst. Ich lächele mich selbst im Spiegel an. Ich kann Hanjis Verdacht wohl nicht mehr abstreiten, auch wenn es seltsam ist, so schnell Gefühle für jemanden zu entwickeln.
Ein Klopfen ertönt und ich rufe ein schüchternes 'Herein'. Erwin kommt herein und erstarrt noch im Türrahmen, den Mund leicht geöffnet. Von seinem Starren wird mir ganz warm und ich verstecke mich hinter meinen Händen. Ich höre Schritte auf mich zu kommen und werde bloß noch nervöser.
Warme Hände schließen sich um meine und ziehen sie vorsichtig von meinem Gesicht weg. Erwin steht vor mir und lächelt:" Bitte verstecke dich nicht (V/N)! Dafür bist du zu schön..." Den letzten Teil flüstert er mir ins Ohr. Sein warmer Atem streift mein Ohr und meinen Hals und bereitet mir eine angenehme Gänsehaut.
Seine Hände umschließen mich in einer engen Umarmung und meine Hände reagieren wie von selbst und legen sich um seinen Nacken mit dem Versuch ihn so nah wie möglich zu halten. Ich spüre wie er sein Gesicht in meinem Hals vergräbt und den Moment so noch intimer macht. Eine meiner Hände wandert nach oben und streicht sanft durch sein weiches Haar.
Eine gefühlte Ewigkeit später löst Erwin die Umarmung leicht und richtet sich so auf, dass er mir ins Gesicht sehen kann. Seine Wangen gerötet, sein Lippen lächelnd und seine Augen strahlend.
"Ist es nicht seltsam, ich meine wir kennen uns erst einen Tag und trotzdem fühlt es sich richtig an und ich bereue nichts...nicht einmal das", flüstert Erwin und lehnt sich nach seinem letzten Satz runter zu mir und legt seine Lippen auf die meine. Mein Herz setzt für eine Sekunde aus, bevor es anfängt doppelt so schnell wie sonst zu schlagen. Mein Augen schließen sich und ich lehne mich voll und ganz in den Kuss und erwidere ihn mit genauso viel Gefühl wie er. Ich spüre wie sich seine Lippen zu einem Lächeln verziehen und er den Kuss daraufhin vertieft in dem er seinen Kopf leicht zur Seite legt um besseren Zugang zu haben.
Nach einer Weile entziehe ich mich seinen Lippen schwer atmend, aber glücklich.
"Vielleicht waren wir einfach füreinander bestimmt...", flüstere ich lächelnd. Er ergreift meine Hand und zieht mich zum Bett auf dem ich an ihn angekuschelt in einen tiefen und langen Schlaf falle.
Bekannte Schwärze umgibt mich, doch ich habe keine Angst mehr. Mit gehobenen Kopf und stolzen Schrittes laufe ich auf das Licht am anderen Ende des Tunnels zu. Vereinzelte Tränen rollen meine Wangen herunter, als das Licht mich umgibt und ich mich wieder auf der Straße befinde.
Dem Ort an dem alles begann und an dem alles endet.
Es mag nur kurz gewesen sein, doch es war die wertvollste Erfahrung im meinem Leben. Das nächste Mal verschwende ich mein Leben nicht und koste es vollkommen aus, denn man weiß nie wann es zu Ende ist.
~Ende~
Ja es ist nicht, dass Happy End , welches ihr erwartet hattet, aber es war von Anfang an geplant, so zu enden. Denn im echten Leben gibt es, zumindest meiner Ansicht nach, keine zweite Chance nach dem Tod. Ich glaube zwar an Wiedergeburt, jedoch nicht an eine im selben Körper, weswegen ich das Setting dieses Buches etwas düster und traurig gestalten wollte.
Für alle die jetzt Mitleid mit dem armen Erwin haben, dessen Liebe ja jetzt fort ist gibt es im nächsten Kapitel ein kleines Extra.
eure Pervyflower
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Eine zweite Chance (Erwin x Reader)
Fanfiction"Die Stimmen um mich herum werden lauter und klarer. Ich schnappe einzelne Wörter auf, die jedoch für mich keinerlei Sinn ergeben. Mauer. Hauptquatier. Verletzt. Mit aller Kraft versuche ich mich bemerkbar zu machen, ein Zeichen zu geben, dass ich s...