„Was ist deine Lieblingssorte?", frage ich, während ich forschend über die dutzenden verschiedenen Behälter mit den seltsamsten Eiskreationen blicke. Dabei weiß ich sowieso, für welche Sorte ich mich am Ende entscheiden werde.
„Knoblauch", antwortet David und deutet auf den besagten Kübel.
„Ja klar, dann hol dir mal 'ne Kugel davon", meine ich und schenke ihm einen herausfordernden Blick. Er zuckt nicht mal mit der Wimper, während er für sich eine Kugel Knoblaucheis und für mich Vanille bestellt.
„Finde ich sehr gut, dass du das wirklich durchziehst. Knoblauch ist ja super gesund für' s Herz, hab ich mal gehört", lobe ich ihn, während wir unsere Becher in Empfang nehmen.
„Weiß ich. Gesundheit ist mir auch sehr wichtig. Halt mal kurz, bitte", meint er, drückt mir sein Eis in die Hand und kramt aus den Tiefen seiner Hoodietaschen eine Schachtel Fluppen.
„Oh nein, nimm dein Eis zurück", meine ich entsetzt. „So was unterstütze ich nicht." Doch da er sich mich ignorierend eine Kippe zwischen die Lippen klemmt und ein Feuerzeug aus der Hosentasche fischt, stelle ich seinen Eisbecher kurzerhand auf den Boden und marschiere los.
„Isabella!", nuschelt er mir hinterher. Mit vor der Brust verschränkten Armen bleibe ich stehen und drehe mich zu ihm. Er schafft es, ein klein wenig zu lächeln, obwohl er die Zigarette im Mund hat. „Jetzt warte doch kurz."
„Davon kannst du sterben, das ist dir klar, oder?", meine ich naserümpfend, als er sein Eis aufgelesen hat und wieder auf meiner Höhe ist.
„Echt?", fragt er grinsend. „Wusste ich nicht."
Stöhnend verdrehe ich die Augen. „Na gut, ich hab dich informiert. Jetzt bist du selbst schuld. Ich werde dich nicht im Krankenhaus besuchen, wenn du an Lungenkrebs dahinsiechst."
Er lacht, nimmt die Kippe aus dem Mundwinkel und muss husten. „Und wenn ich hier und jetzt ins Wasser falle und ertrinke oder von einem Fahrradfahrer umgebrettert werde? Besuchst du mich dann?", fragt er und deutet auf den Trosaån, den wir nun Richtung Meer entlang schlendern.
Schulterzuckend meide ich seinen Blick. „Weiß nicht. Wenn du mit Absicht rein springst vielleicht nicht."
„Du hättest also kein Mitleid mit mir, wenn ich meinen Tod selbst zu verantworten hätte", schließt er bedächtig.
„Davon stirbst du doch nicht. Oder kannst du nicht schwimmen? Außerdem läuft dein Eis dir gerade davon", versuche ich abzulenken.
Es funktioniert, David schaut auf seinen Becher, in dem sich die Kugel sicherlich schon halbiert hat und in einer weißen, milchigen Pfütze aus geschmolzenem Eis schwimmt.
„Wohl bekomms", sage ich und stoße feierlich mit meinem Becher an seinen. David prostet mir zu, taucht mit seinem Löffel in die nicht mehr besonders appetitlich aussehende Masse und probiert. Er schafft es kaum, seine Gesichtszüge dabei unter Kontrolle zu halten, weswegen nun ich diejenige bin, die in schallendes Gelächter ausbricht.
„Lieblingssorte, ja?", ziehe ich ihn auf.
„Alles nur, um dich zu beeindrucken", meint David, sieht sich um und schmeißt das Eis in den nächstgelegenen Mülleimer.
„Also beeindruckt hättest du mich nur, wenn du es aufgegessen hättest", necke ich ihn weiter.
Er hebt resignierend die Schultern. „Tja, dann beeindrucke ich dich halt nicht. Das war es mir nicht wert." Ich stoße ihn in die Seite, er grinst in sich hinein.
Seltsam, wie anders er heute drauf ist. Er lacht viel mehr, wirkt allgemein besser gelaunt als letzte Nacht im Club. Das scheint wohl nicht sein Ding zu sein, so sah sein Gesicht zumindest aus.