Caput secundum

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Nächster Tag

"Nein, hat er nicht!"

"Sicher dass du ihn nicht einfach weggeschickt hast?"

"Brauchte ich zum Glück auch gar nicht, da er mich wie gesagt nicht abgeholt hat.", schnauzte ich meine Tante über mein Handy an und knallte meinen Spind genervt zu, da ich den Bus durch die Warterei verpasst hatte und eine halbe Stunde zu spät kam.

Ich klemmte mein Handy zwischen mein Ohr und meine Schulter während ich versuchte meine Tasche einzuräumen und gleichzeitig meiner Tante zuzuhören.
" Na hör Mal, Schätzchen! Das ist eine ernste Angelegenheit und du gehst damit um als wäre es eine unbedeutende Kleinigkeit!", gab sie dieses Mal sehr energisch zurück, weshalb ich meine Augen verdrehte und nur ein 'Achja?!' von mir gab.

" Tut mir leid, ich wollte nicht so gemein sein. Es ist nur... Es ist echt wichtig.. ", entschuldigte sie sich mit weicherer Stimme, woraufhin ich erneut meine Augen verdrehte. Immer diese Manipulation!

" Würdest du dich vielleicht nach ihm umschauen? Er hat braunes Haar, eine Narbe in der rechten Augenbraue , ist relativ breit gebaut und wirkt etwas... wie soll ich sagen..", drückste sie herum und ich hätte beinahe erneut meine Augenbrauen verdreht, jedoch wurde mir zuvor die Sprache verschlagen.

Der Typ, von gestern, der so grob zu mir war lief durch den Gang als würde ihm die Schule ganz alleine gehören und schenkte jeder Person die ihn ansah einen gefährlich, kalten
Blick, der sie sofort wegsehen ließ. Auch mir. Ich reagierte gar nicht auf seine kurz überraschte Mimik als er mich vermeintlich erkannte und konzentrierte mich wieder auf Tante Dagmar, die Immernoch herumdrückste.

"Dagmar! Der sieht so aus als wäre er aus dem Knast ausgebrochen!", meinte ich.

"Ja...", gab sie spitz zu und sprach dann etwas beruhigter weiter :" Also ist er doch in der Schule? "

"Ja ist er. Ich muss jetzt auflegen. Wir sehen uns!", und damit hatte ich aufgelegt.
Es war nicht Mal gelogen dass ich auflegen musste, immerhin galt in der Schule Handyverbot, - was genaugenommen keiner beachtete - allerdings hatte ich in Wirklichkeit einfach keine Lust mehr auf diese hitzigen Diskussionen.

Mit hochgezogener Augenbraue sah ich von meinem Handy in das grinsende Gesicht meiner Freundin die auf mich zu kam und musst aus unerfindlichen Gründen ebenfalls Grinsen.

" Hey Cod's.", begrüßte sie mich lachend mit einem seltsam aussehenden Bro-Check, den ich schmunzelnd erwiderte.

"Hey Kate, wie läufts mit unserer Wette bei dir?", begann ich unser Gespräch direkt ohne 'Smalltalk'. Erstens tat ich das weil ich einfach kein Typ für Rumrederei war und mich nur für gewisse Themen interessierte. Zweitens weil wir einfach beide zu gut für 'Smalltalk' befreundet waren und keine Oberflächlichkeiten mochten.

" Er will mich seiner Familie vorstellen.", sie deutete mit ihrem Finger auf die Zunge und machte Kotzgeräusche. "Aber das ist nicht so interessant wie dieser Knasti', der neue Schüler. Ich muss zugeben, dass er ein echt hübsches Gesicht hat, was meinst du?", fuhr sie grinsend fort.

" Naja primär sieht er nicht schlecht aus, ist aber an sich überhaupt nicht mein Typ. Du weißt ich stehe mehr auf blonde Jungs, die auch etwas mehr auf den Rippen haben. Außerdem soll ich seine 'Babysitterin' sein, somit ist es sowieso gelaufen. ", erwiderte ich nachdenklich und zuckte dann die Schultern.

"Ich kann deinen Geschmack nach all den Jahren immernoch nicht nachvollziehen, ich kenne niemanden der nicht auf Waschbrettbäuche steht.", meinte sie lachend, wurde dann aber ernster:" Meinst du das ernst mit dem 'Babysitting' ?"

"Absolut ernst. Der Typ sieht nicht nur aus wie ein Verbrecher, sondern ist auch einer und meine Tante ist seine Anwältin, weshalb ich die Aufpasserin für ihn spielen soll, da sie sich ja nicht als 16 Jährige ausgeben kann um auf ihn in der Schule zu achten. ", gab ich nun daran zurückerinnert genervt von mir. Kate bemerkte dass ich nicht weiter über das Thema reden wollte und ließ das eigentlich folgende Verhör sein, obwohl ich die Interesse in ihren Augen glitzern sah.

Alexithymie / unable to feel emotions / #glambookaward2019 #waveaward2019 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt