Caput quinque (pars una)

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Nächster Morgen

"Hey!", schnippste mich Ace plötzlich mit seinen Fingern, direkt vor meinen Augen, wach. "Was...!?", fragte ich ihn entgeistert und sah verwirrt zu seinem Auto.

"Ja, es ist eine kleine Macke drin und jetzt?", wollte er rhetorisch wissen und verschränkte seine Arme mit hochgezogener Augenbraue.

"Klein?!", ratlos fragte, nein, schrie ich ihm das Wort nochmals entgegen damit er es realisierte was mit seinem Auto los war. " Verflucht Ace! Die Beifahrertür ist komplett ramponiert und die Scheibe von meiner Tür liegt halber auf meinem Sitz! Ach und nicht zu Vergessen! Die Motorhaube ist komplett eingebeult!"

"Nagut, mittelgroß.", lachte er mich aus, wobei ihm das Lachen wieder verging als er zum Auto sah. "Komm, steig ein! Die Schule fängt bald an.", versuchte er mich ins Auto zu locken, während er beim Fahrersitz einstieg und die Scherben mit seiner Hand wegklopfte. " Weißt du, dass du dir die ganze Hand blutig schneiden könntest?", fragte ich ihn angepisst.
" Schätzchen, mir passieren solche Kleinigkeiten nicht aber schön dass du dich um mich sorgst. Willst du nicht gleich...", meinte er auf seine sarkastische Art bis er sich doch am Glas Schnitt und laut 'Scheiße' rief.
" Hab ichs nicht gesagt!?", wies ich ihn auf meine Bemerkung hin, die ich keinesfalls wegen Besorgnis sondern aus Protest geäußert hatte.

" Steig ein. "

Ich muss sagen, dieser Idiot interessiert mich gegen Null. Klar hat er bestimmt tolle Geschichten zu erzählen aber dafür, für diese Arroganz, ist mir meine Zeit einfach zu schade.

"Tschuldigung' 'Schätzchen', aber in dieses Auto steige ich erst wieder, wenn es einen offiziellen TÜV hat.", meinte ich herablassend und ging zurück zum Haus um mein Fahrrad zu holen.

Aufeinmal wurde eine Tür hinter mir zugeknallt und ich hörte schnelle und aggressiv klingende Schritte, doch da wurde ich schon umgedreht und gegen die Hauswand gedrückt. Seine plötzliche Nähe verschlug mir die Sprache, weshalb ich ihn nur anstarrte. Er ist definitiv zu nahe.

"Coda, du steigst jetzt in dieses Auto oder ich sage Dagmar Bescheid!"

"Mach doch!"

"Coda, ich warne dich! Das ist kein Spiel.", zischte er mir wütend entgegen.

" Und was ist wenn es das doch ist?", fragte ich ihn reizend.

"Coda, ich habe dich gewarnt."

Gerade als ich meinen Mund geöffnet hatte um irgendwas dummes zu kontern schmetterte er seine Faust gefährlich nahe an meinem Gesicht, gegen die Hauswand. Plötzlich war ich ganz leise und wir starrten uns einige Zeit einfach nur stumm in die Augen. Seine Drohung war eindeutig.
Wenn es sein müsste, würde er Gewalt einsetzen. Ich fühlte und wenn ich sage fühlte, fühlte ich dieses Mal wirklich ernsthaften Respekt. Seine Augen bohrten sich in meine und ich dachte er könnte in meine Seele schauen.

Immernoch den Blickkontakt haltend meinte er stumpf:" Steig ein." Eilig wandte ich meine Augen von ihm ab und steuerte aufs Auto zu, bevor ich mich allerdings reinsetzte, holte ich einen Hefter aus meiner Tasche um ihn auf den Sitz zu legen. Während ich die Tür zuschlug und mich anschnallte, konnte ich beobachten wie Ace so stark die Hände zu Fäusten zusammenpresste, dass die Knochen weiß durch die sowieso schon gereizte  Haut schienen, die durch die Hauswand ganz abgeschürft war. Er atmetete tief durch und stieg dann auch ein.

"Mach das nie wieder, bitte.", bat er mich kraftlos. Wow. Er hatte wohl weniger Energie als ich dachte. Ich denke dass seine arrogante Art für einen Moment mal von ihm gefallen war und er seine richtige Seite zeigte. Sie war definitiv kaputt und verletzlich. Vielleicht war ich auch einfach zu voreingenommen gewesen.

Alexithymie / unable to feel emotions / #glambookaward2019 #waveaward2019 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt