Caput qinque (pars tres)

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                                                                           Ace Miller


Mein Blick lag auf dem Mädchen direkt vor mir, es hatte ein rotes Kleid mit glitzernden Steinchen an oder keine Ahnung wie man das heutzutage nannte. Ehrlich gesagt war mir das auch ziemlich egal, so wie sie mir ihr Dekolltee entgegen hielt würde ich sie sowieso nur für eine Nacht kennen. Sie strich sich ihr blondes Haar nach hinten und wollte wohl mit einem gekonnten Augenaufschlag erreichen, dass ich etwas für sie tat:" Also Ace, willst du uns beiden nicht etwas zu Trinken holen? Prosecco oder wie nennt man den teuren Sekt, den sie hier anbieten?" Mit Mühe konnte ich nur ein Kopfschütteln unterdrücken, woraufhin ich ihr schnell  mit einem gefälschten Lächeln aushalf:" Ich denke du meinst Champagner, oder nicht?" Eilig nickte sie mit großen Augen. Also gerade die klügste war sie nicht aber wie sagt man so schön, 'dumm fickt gut'? "Gut, dann hole ich uns beiden ein Glas!", verabschiedete ich mich kurzzeitig von ihr und verschwand erleichtert in der Menge um zur Theke zu kommen.

Sie hatte wirklich Glück, dass hier alles kostenfrei war, denn auch wenn mein Anzug aussagen tat, dass ich aus gutem Hause kam war ich eher das Gegenteil von reich. Den Anzug hatte mir nämlich Dagmar zu Verfügung gestellt mit dem Verweis, dass "der Anzug  mehr kostete als alles was ich besaß" und deshalb gut darauf aufpassen sollte.  Natürlich hatte ich den Gedanken den Anzug irgendwo zu verkaufen und mit dem Geld abzuhauen, ansonsten wäre ich kein Kleinkrimineller, so wie Coda mich bezeichnete. Bei dem Gedanken kräuselten sich meine Lippen seltsam und mein Zustand war etwas positiver. Komisch.

Kurz bevor ich direkt bei der Bar war erkannte ich Coda, beinahe peinlich berührt mit einem Kellner's Jungen reden der sehr abgeneigt zu sein schien. Nachdem sie ihm anscheinend eine Antwort gegeben hatte stürzte sie das Sektglas solange herunter bis der Junge verschwand. Kurz darauf entfernte sie das nun leere Sektglas von ihren Lippen und schaut dem Kellner mit geweiteten Augen hinterher. Etwas verwirrt über das Geschehniss runzelte ich die Stirn und ging zu ihr. Ich verstehe nicht wie man so abgeneigt von Jemandem wie ihr sein kann. In ihrem roten Kleid sah sie, trotz dass es nicht zu ihrem Charakter passte, unglaublich aus und war nicht vergleichbar mit der Blondine für die ich hier an der Theke war.

Trotzdessen schubste ich sie mit meiner Schulter von hinten an und begrüßte sie frech grinsend mit einem blöden Spruch:" Und ich dachte schon, du hättest nur bei mir so eine ausladende Ausstrahlung." Sie drehte sich zu mir um und sah mich mit einem fiesen Lächeln an um mir direkt zu antworten:" Das freut mich aber für dich, dass du auch mal Leute mit deinem Niveau gefunden hast." Sie drehte sich wieder um und widmete sich der Theke. Auch wenn ich es mehr oder weniger verdient hatte, konnte ich es nicht sein lassen: " Immerhin weiß ich wo ich hingehöre und laufe nicht wie "Miss 'Ich bin zu gut für alle" rum!" Kurze Zeit danach herrschte zwischen uns beiden Stille bis sie ihren Kopf zu mir drehte:" Ich bin nicht zu gut für alle, ich bin nur zu gut für einen Verlierer wie dich." Während sie das sagte strahlten ihre Augen nur Kälte und Abneigung mir gegenüber aus. Ich hasste es schon immer wenn Leute mit mir umgingen als wäre ich Abschaum. Dauerhaft ließen sie ihre Launen an mir aus und ich sollte einfach nur die Klappe halten. Meistens hielt'ich sie weil diese Menschen mich einen Dreck scherten und es mir im Grunde genommen auch egal war, da diese Personen nichts über mich wussten. Aber bei Coda war es nicht so, sie kannte mich zwar nicht aber sie sollte nicht so über mich denken. Keine Ahnung weshalb ich das so unbedingt wollte.

Gerade als sie weggehen wollte hielt'ich sie an ihrer Hand fest, die so unglaublich weich war und drehte sie zu mir um. " Wie zum Teufel kommst du darauf, dass ich ein Verlierer bin? Du kennst mich verdammt nochmal nicht!", fragte ich sie etwas lauter und aggressiver als geplant, sodass sich vereinzelt Leute zu uns umdrehten und in ihren teuren Abendgewändern anfingen über uns zu diskutieren. Coda sah sich genervt um als sie die tuschelnden Leute bemerkte die uns beobachteten. "Ace..", wollte sie mich mit Druck in der Stimme und einem Blick zur Seite auf die Leute aufmerksam machen die uns beobachteten.

"Nein Coda, beantworte mir verdammt nochmal meine Frage.", versuchte ich es etwas leiser aber beinahe noch aggressiver. Sie sollte mir endlich eine Antwort geben, sodass ich sie endlich verstehen könnte. Größtenteils war sie so abweisend und arrogant, dass man meinen könnte sie wäre eine verwöhnte Schnepfe, dann ist sie aber lustig und irgendwie traurig, sodass ich denke dass hinter dieser kühlen Fasade viel mehr steckt als sie zu sein scheint. Ich starre sie an und warte auf eine Antwort, die sie mir aber mit zusammengepressten Lippen verweigern zu scheint. "Coda, wer bist du, dass du denkst dir erlauben zu dürfen so über mich zu urteilen?"

Das Mädchen im roten Kleid vor mir versuchte sich von meinem Griff zu lösen. Als sie es beinahe geschafft hatte schlung ich meine Hand um ihren Oberarm so stark, dass ich dachte es wäre das einzige was mich in dem Moment halten könnte.  Ich betrachtete sie und ihre Augen in denen sich aufeinmal ein Wirbelsturm an Gefühlen gebildet hatte zum ersten Mal richtig und das ganze  lief wie unter einer Zeitlupe ab, sie hob die Hand und ich beobachtete nur ihren fassungslosen Gesichtsausdruck während sie mir eine Ohrfeige gab. Geschockt ließ ich sie los und sie eilte schnellstmöglich zum Ausgang, während die Menschen ihr verwirrt und ich im Mittelpunkt von alldem ihr nachsahen.

Natürlich hatte Dagmar das Ganze ebenso beobachtet, weshalb sie entsetzt auf mich zu kam und anfing mir tausende von Fragen zu stellen. Jedoch war ich immernoch viel zu sehr von Coda eingenommen, sodass ich geistesabwesend zum Ausgang starrte und nicht Dagmar ein Ohr schenkte. Immer wieder tauchten ihre Augen vor mir auf, so viele Gefühle aufeinmal hatte ich noch nie gesehen. Ihre Augen leuchteten zum ersten Mal in einem wunderschönen türkisenen Blau, dass dem Ozean Konkurrenz machte. Es wirkte so als wäre ich zum ersten Mal wirklich in ihrer Nähe gewesen und ich konnte endlich sehen, dass diese kalte Fasade mehr als nur gespielt war, denn Coda hatte sich selbst hinter ihr verloren. Sie war mehr als nur das, sie war der schönste und verletzbarste Mensch, den ich je gesehen hatte und das schlimme daran war, dass sie genauso war wie ich selbst.

Meine Aufgabe war nicht mehr sie zu verletzen, sondern sie zu heilen.




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Das Kapitel ist mit genau 1100 Wörtern bisher mein kürzestes, allerdings werden, wenn keine Stimmen für kürzere Kapitel kommen, wieder länger kommen, da dieses Kapitel nur der abschließende Teil zu den Ballkapiteln war.

Ich hoffe es hat euch dennoch ( oder umso mehr ) gefallen! :D

Lasst doch einen Vote da :)))))

eure Puffkorn


Alexithymie / unable to feel emotions / #glambookaward2019 #waveaward2019 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt