Capitulum tertium

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Nächster Tag am Abend

"Coda? Es hat geklingelt.", rief meine Mutter aus der Küche.

"Okey, und jetzt?"

"Erwartest du jemanden?", fragte sie neugierig als sie plötzlich in meinem Zimmer stand und mich argwöhnisch musterte. Ich kannte ihren Blick und wusste dass das was ich anhatte - ihres Erachtens nach - zu kurz war.

Ich hatte wirklich gehofft, er würde nicht erscheinen. Ich hatte auf seinen Verstand, im Stillen, appelliert, doch jetzt stellte sich heraus, dass er nicht einmal ein Gehirn besaß.

Laut seufzte ich auf und wollte mich mit einer Lüge herausreden, als ich den besorgten Blick meiner Mutter auf mir liegen sah und stattdessen mit der Wahrheit begann:" Ja, er heißt Ace und begleitet mich auf die Feier."

"Er? Ein Junge?!", fragte meine Mutter überrascht und leicht histerisch. Nun war es wohl nicht mehr ganz so unoffensichtlich, dass ich noch nie einen Jungen mit nachhause gebracht oder über einen erzählt hatte.

Aufeinmal läutete die Klingel erneut und ich schenkte meiner Mutter einen entschuldigenden Blick.
" Es tut mir leid, Mom. Ich erkläre dir das alles wann anders. Ich muss jetzt los, Bis später!", verabschiedete ich mich schnell, griff nach meiner Handtasche, gab meiner Mutter einen Kuss auf die Wange und ging zur Haustür.

Als ich die Tür öffnete und ein breitgrinsender Ace vor mir stand, seufzte ich genervt auf. Wie er da an die Wand gelehnt stand und mich von oben bis unten musterte lies mich komplett kalt, obwohl sein Zahnpasta-Lächeln eigentlich jedes Mädchenherz höher schlagen lassen müsste. So stand es zumindest in den vielen Büchern die ich gelesen hatte.

" Hast ja lange genug gebraucht um überhaupt mal in geringster Weise angemessen auszusehen.", kommentierte er gleichzeitig meine Verspätung und mein Aussehen, während er mich arrogant angrinste.

" Wenigstens sehe ich nicht aus wie du, denn dann könnte mein Bruder ein Scheißhaufen sein.", gab ich bitter zurück. Kann er nicht einfach den Mund halten? Was versucht er damit zu erreichen?

"Ohh Süße, wir beide wissen wer von uns beiden besser aussieht und das bin eindeutig ich.", komplimentierte er sich selbst und zog provozierend eine Augenbraue hoch.

Mir wird schlecht. " Können wir jetzt endlich los? Noch mehr von deiner Art und ich muss kotzen.", gab ich augenrollend von mir. Am liebsten würde ich wieder zurück in mein Bett und den Abend ruhig zu Ende gehen lassen, mit meiner Serie. Dabei hatte der Tag - mit Pancakes und einer glücklichen Mutter - so gut angefangen!

"Natürlich Prinzessin!", sülzte er ironisch und lief vor zu seinem Auto.
Ich kam ihm eilig nach und betrachtete den alten Opel in einem rostigen grün. Er wollte doch nicht ernsthaft dass ich in dieses autoähnliche, klappernde Gestell einstieg. Als Dagmar von einem Auto sprach hatte ich etwas anderes im Sinne.

" Das ist nicht dein Ernst.", meinte ich trotzig mit verzogenem Gesichtsausdruck. Er grinste mich süffisant und gespielt gekränkt an:" Du dachtest doch nicht wirklich, dass ich, als Kleinkrimineller, ein teures Auto besitze!" Er lachte, so gespielt und aufgesetzt, wie überhaupt nur möglich.

" Ich werde dort unter gar keinen Umständen einsteigen! ", gab ich mit fester Stimme von mir.

Er lachte wieder:" Doch wirst du, ansonsten verpetze ich dich an die alte Dagmar!"

" Das Auto hat doch nicht einmal TÜV! ", gab ich nun doch etwas entsetzt von mir als ich auf die veraltete Plakette, auf dem hinteren Kennzeichen sah.

" Ich fahre damit schon seit 2 Jahren und es ist noch nichts passiert, also steig endlich ein!"

"Nein!"

Alexithymie / unable to feel emotions / #glambookaward2019 #waveaward2019 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt