6. Kapitel

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Am nächsten Morgen wachte ich allein auf. Er war weg.
Ich sah neben mir ein paar frische Klamotten liegen, vermutlich hatte Negan sie mir bereits hingelegt, bevor er gegangen war.
Ich zog Sie an und machte mich fertig. Als ich in den Spiegel sah, bemerkte ich wie erschöpft ich noch aussah. Ich wurde traurig bei meinem Anblick und für kurze Zeit dachte ich wieder an gestern. An Finnley. Schnell realisierte ich, dass das aufhören muss und ging einfach los. Ich war noch nicht bereit dafür, mir im Klaren zu werden, dass er nun wirklich tot ist.
Ich wollte mich wieder auf den Weg zu Lucy machen, ich wollte nachsehen, ob es ihr gut ging, nach dem gestrigen Abend, aber auf dem weg zu ihr starrten mich wieder alle an und ich weiß nicht ob ich mir das einbildete, aber mir kam es so vor, als wenn alle hier über mich reden würden.
     „Jesse!" rief Lucy die zu mir rannte.
     „Ah hey, ich wollte dich gerade suchen."
Sie umarmte mich und war froh, dass es mir soweit gut ging.
Wir waren auf dem Weg zum Feld um das ganze Gemüse zu bewässern.
     „Geht es dir gut? Ich habe gehört ihr wurdet gestern überrascht?"
     „Ja wir ... naja ... auf einmal war da diese Handgranate und dann waren die Beißer drinnen, ... es war ziemlich chaotisch."
Ich wollte ihr nicht genau erzählen was passiert ist. Mir war nicht danach über all das zu reden, vor allem nicht über Finnley.
     „Scheiße ... zum  Glück geht es dir gut!" sagte Lucy total aufgewühlt.
Sie war sichtlich erleichtert. Es tat gut zu wissen, dass es noch Leute gibt die sich darüber freuen das es einem gut geht. In Zeiten wo bereits alle tot sind die man kennt, ist das etwas sehr kostbares. Manche kamen damit relativ gut klar, aber bei anderen zeigten sich ihre schwächen, sobald Sie alleine waren. Ich habe das bereits bei vielen erlebt, ich habe auf meiner Reise einige überlebende getroffen. Es ist erstaunlich was dieser Virus aus den Menschen macht die noch am Leben sind.
     „Du warst mit Negan essen? Nicht das mich das überrascht, aber das ist total abgefahren!" sagte Sie als Sie sah, wie niedergeschlagen ich war, um mich aufzumuntern.
     „Ich fühlte mich fehl am Platz."
     „Ich glaube du warst da genau richtig. Er hat dich doch beschützt oder nicht?"
     „Ja er ... hat uns gerettet ..." meine Stimme wurde langsamer und leiser.
Er hat uns gerettet und ich hab mich noch nicht einmal bei ihm bedankt? Noch dazu hatte er gestern Geburtstag und er war für den Rest des Abends damit beschäftigt mit mir ein Grab zu buddeln und mich zu beruhigen.
     „Er ... hat mich wirklich beschützt. Er hat mit mir ein Grab für meinen toten besten Freund gebuddelt, vor dem er mich vorher gerettet hatte und ... er blieb so lange bei mir bis ich einschlief."
Lucy sah erleichtert und schockiert zugleich aus.
     „Kamt ... ihr euch näher?"
Jetzt wurde mir klar warum die Leute mich anstarrten. Nicht weil ich eine Handgranate genommen habe, sondern weil scheinbar alle vermuten, dass Negan etwas mit mir hat.
     „Warum? Würde dich das freuen? Oder alle anderen hier?"
     „Das würde heißen, er hat ein Herz und ist nicht nur der gewalttätige Kerl den alle kennen, sondern viel mehr!"
Lucy sprühte so vor Aufregung.
     „Oh, halt!" sagte ich und zog Sie mit runter auf den Boden.
     „Was ist?" flüsterte Sie.
     „Negan." sagte ich und schaute in die Richtung hin, in der er stand.
     „Warum verstecken wir uns vor ihm?" fragte Lucy.
     „Die Leute starren mich seid gestern alle an, das macht mich nervös. Außerdem habe ich mich noch nicht bei ihm bedankt."
Lucy lachte.
     „Dann tu es doch jetzt. Ich hätte zwar schiss jetzt dort rüber zu gehen, aber bei dir ist es was anderes du kannst es dir erlauben, dir reißt er nicht den Kopf ab."
     „Würde er jemand anderen den Kopf dafür abreißen?" fragte ich nachdenklich.
     „Naja ... er ist wie ein Löwe und wir seine Beute, verstehst du? Jesse er ist nett zu dir, aber bisher war er ein übler Kerl." sie flüstere, damit uns andere nicht hörten. Vermutlich hatte Sie angst das Negan davon erfährt und Sie zur Beute wird.
Ich schaute rüber zu Negan, der mich gerade anstarrte, ich verstand das alles immer noch nicht.
     „Jesse ich ..." fing Lucy an und atmete tief ein.
     „Ich find' es schön. Es ist als würde ich in einer ganz normalen Welt leben und mit einer Freundin über einen Typen reden den Sie kennengelernt hat und das sind Gespräche von denen ich niemals mehr erwartet hätte sie zu hören, allerdings ..."
Sie schaute zu Negan, der sich immer noch mit ein paar anderen Männern unterhielt.
     „Ich weiß nicht was da gerade passiert, wenn es nicht Negan wäre würde ich sagen er ist scheinbar ein ganz netter Kerl dem man vertrauen kann, aber es ist eben Negan."
Ich verstand worauf Sie hinaus wollte, ich habe bereits viele Sachen über ihn gehört und wenn ich danach beurteilen müsste, ist er wirklich der Schurke in dem Spiel mit einem komplett schwarzen Herzen, wenn ich aber nach gestern gehe, ist es rot.
     „Du glaubst also das er entweder eine Freundin in mir sieht, oder einfach komplett verrückt ist und einen Plan hat?"
Sie nickte vorsichtig.
     „Jesse ich glaube es wird noch eine Weile dauern bis wir erfahren welche Farbe sein Herz hat."
Ich stimmte ihr zu und unsere beiden Blicke wanderten zu Negan und wir standen wieder auf.

Rot oder Schwarz?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt