13 In der Winkelgasse

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Na prima. Der Tag konnte ja nur noch besser werden, dachte Draco mürrisch. Ausgerechnet Harry Potter sollte ihn begleiten. Aber eigentlich war das noch nicht mal das größte Problem. Nein! St. Potter war sein Seelenpartner! Am liebsten wäre Draco sofort davongestürmt oder hätte sich selbst mit einem Avada Kedavra aus dieser ätzenden Situation befreit.

Und hier stand er. Der Held der Nation. Mit seinen wilden Haaren - Frisur konnte man das ja nicht nennen -, seiner unmöglichen Brille und diesen strahlenden Augen, ein schiefes Grinsen im Gesicht. Draco hätte ihm am liebsten das Grinsen aus dem Gesicht geprügelt. Doch er war keine 14 mehr. Und er war auf Bewährung. Wenn er dem Helden jetzt eine verpasste, wäre das mit Sicherheit ein One-way-Freifahrtschein nach Askaban.

„Hallo Malfoy", sprach Harry ihn nun an und Draco zuckte bei dem Klang dieser Stimme zusammen. So sehr hatte er sich an die Stimme gewöhnt und so sehr hatte er sich gewünscht, sie einmal in der Realität zu hören, doch jetzt wollte er nur noch weg. Weg von dieser Stimme und vor allem weg von Potter.

Sein Vorhaben fiel ihm wieder ein und der Plan, den Zauber zu lösen, erschien ihm plötzlich als einzige und logische Konsequenz. Also schluckte er alle widerlichen und bissigen Antworten runter und begnügte sich mit einem kühlen Nicken und einem gewohnten „Potter".

Kurz wirkte Harry verwirrt, doch bevor Draco sich darüber wundern konnte, was jetzt schon wieder los war, fing er sich wieder und wandte sich an Emma. „Hi, ich bin Harry. Und Sie sind?"

„Hallo Harry, ich bin Emma. Eine Freundin von Dean, ähm, Draco", Emma lächelte Draco entschuldigend an, doch Harry schien den Versprecher gar nicht bemerkt zu haben. Denn er hatte sich bereits wieder zu Draco umgedreht.

„Wollen wir dann?", fragte er gut gelaunt. Und nach einem Nicken von Draco und Emma ging er voraus in Richtung Kamine. Sie würden in die Winkelgasse flohen, da Harry nicht mit ihnen beiden gleichzeitig apparieren wollte.

~~~*~~~

Staunend stolperte Emma aus dem Kamin von Flourish & Blotts. „Unglaublich! So etwas bräuchten wir auch." Harry, der sie aufgefangen hatte, damit sie nicht wie er selbst bei seinem ersten Floh-Versuch auf dem Boden landete, begann schallend zu lachen. „Was denn? Büchereien gibt es auch in der Muggelwelt, soweit ich mich erinnern kann. Es sei denn, es hätte sich seit meinem letzten Besuch sehr viel verändert." Sein Zwinkern verriet jedoch, dass er das nicht ernst gemeint hatte.

Emma stimmte in sein Lachen ein. „Nein, natürlich nicht. Ich meinte dieses... dieses... wie heißt es doch gleich? Stauben?" Harry sah sie entgeistert an, doch als ihm dämmerte, was Emma meinte, brach er erneut in schallendes Gelächter aus und hielt sich den Bauch. Draco stand mit verschränkten Armen daneben und rollte mit den Augen. Da Potter keine Anstalten machte, sich innerhalb der nächsten Minute zu beruhigen und Emmas Versprecher zu korrigieren, wandte er sich selbst an Emma.

„Flohen, Emma. Es heißt flohen. Und ja, es ist praktisch. Allerdings funktioniert es nicht ohne Magie, also keine Chance für die Muggel." Er war genervt. Ausgerechnet Potter musste ihn bewachen und ausgerechnet Potter musste sein Seelenpartner sein.

Emma gefror das Lachen auf ihrem Gesicht bei Dracos hartem Ton, während Harry nur noch mehr lachen musste. „Was ist los, Dean?", fragte sie erstaunt. So verärgert kannte sie ihn gar nicht. Was war nur los mit ihm?

Draco schnaubte und drehte sich um. „Ich mache mich mal auf die Suche. Wir haben ja schließlich nicht den ganzen Tag Zeit."

Endlich fing sich auch Harry wieder und er legte Emma eine Hand auf den Arm. „Lass ihn", beruhigte er sie. „Ich kenne Draco schon seit Ewigkeiten. Der kriegt sich schon wieder ein. Geh du mal nach deinen Büchern schauen und wir beide", dabei lächelte er Emma charmant an, „suchen uns ein gemütliches Plätzchen und du erzählst mir, warum du Draco immer Dean nennst und wie ihr euch kennen gelernt habt."

„Ist das für dich in Ordnung, Dean?", fragte Emma vorsichtig. Ihr Instinkt sagte ihr, dass Draco irgendein Problem mit diesem Harry hatte.

Doch Draco zuckte nur mit den Schultern. „Mir egal. So lange ich von seiner Anwesenheit verschont bleibe."

„Schon klar, du Miesepeter. Na dann bis später", grinste Harry und Draco schnaubte verächtlich. Von wegen Miesepeter! „Wir holen dich in drei Stunden wieder hier ab. Und komm bloß nicht auf die Idee, irgendwo anders hinzugehen. Ich würde das merken." Und mit diesen Worten bot er Emma seinen Arm und führte sie hinaus in die Winkelgasse.

Etwas wehmütig blickte Draco den beiden hinterher. Wie gerne würde er selbst mal wieder über die Winkelgasse spazieren. Doch ihm blieb keine Zeit für Sentimentalität. Er hatte eine Aufgabe und nur verhältnismäßig wenig Zeit. Also wandte er sich entschlossen um und verschwand zwischen den hohen Bücherregalen.

Seine schlanken Finger glitten die Buchrücken entlang und hier und da zog er ein Exemplar hervor, studierte kurz den Inhalt und stellte es wieder zurück, wenn es nicht das versprach, wonach er suchte. Oder aber er klemmte es sich unter den Arm, wenn er der Meinung war, er könnte etwas Brauchbares darin finden.

Schließlich setzte er sich mit einem beachtlichen Stapel verschiedenster Bücher an einen kleinen Lesetisch und begann enthusiastisch zu blättern. Das hatte ihm gefehlt. Er spürte die Magie um ihn herum, die in jedem Winkel des Buchladens zu stecken schien und er genoss diese kurze Rückkehr in sein altes Leben. Doch nicht, ohne sein Ziel aus den Augen zu verlieren und so arbeitete er sich konzentriert von Kapitel zu Kapitel, von Buch zu Buch und bemerkte dabei nicht, wie die Zeit verging.

Seelenverwandt (Drarry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt