34 Der Bund

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Nachdem sich seine Atmung wieder einigermaßen beruhigt hatte, drehte Draco den Kopf nach rechts und betrachtete Harry. Er lag immer noch mit geschlossenen Augen da, seine Hände ruhten auf seiner Brust und er atmete immer noch abgehackt. Draco musste lächeln. Ja, Sex mit einem Mann war schon etwas anderes. Da der Darmausgang von der Evolution eigentlich nicht für Sex geplant gewesen war, war es eben enger und weniger feucht als in einer Vagina, selbst wenn man genug Gleitmittel verwendete. Die Stimulation des eindringenden Glieds war stärker, nicht umsonst standen auch viele Heteromänner auf Analsex.

Doch auch für Draco war es intensiver gewesen als alle anderen Male davor. Nüchtern betrachtet konnte es jedoch nicht an Harrys Qualitäten gelegen haben, der hatte ja schließlich nicht viel dazu beigetragen. Draco grinste böse und versuchte sein Gehirn anzustrengen, was nach diesem Orgasmus gar nicht so einfach war. Was hatte er nochmal über die körperliche Verbindung zweier Seelenpartner gelesen? Langsam erinnerte er sich wieder.

Wenn zwei Seelenpartner den körperlichen Bund vollziehen, werden sie vollkommen eins. Ihre Seelen, die zuvor erkannt hatten, dass sie zusammen gehören, verschmelzen zu einer. Diese Bindung gehört, neben den Veela-Herr-Bindungen, zu den stärksten magischen Bindungen, die bisher bekannt sind.

Damals hatte ihm diese kurze Beschreibung Angst gemacht und er hatte sich geschworen, niemals diesen Bund mit Potter einzugehen. Doch jetzt, nachdem es passiert war und er Harry von der Seite betrachtete, wie er sich nur ganz allmählich von ihrer Verschmelzung erholte, kam ihm seine Angst von damals vollkommen töricht vor. Auch seine Sorgen, die er gestern Abend noch mit Hermine geteilt hatte, waren ausgelöscht. Wenn Harry nur annährend das empfand, was er selbst fühlte, dann waren sie auf dem besten Weg in eine perfekte Zukunft.

„Woran denkst du?", fragte Harry leise. Er hatte Draco jetzt auch den Kopf zugewandt und sah ihn aus halbgeschlossenen Augen an. Die Müdigkeit, die zwangsläufig nach dem Sex über einem hereinbrach, kroch schon langsam auf ihn zu.

Draco lächelte. „An unseren Bund", antwortete er ebenso leise.

„Mhm." Harry brummte zustimmend und ließ seine Augen nun ganz zufallen.

Dracos Lächeln wurde breiter. „Komm her, mein Hengst", flüsterte er amüsiert und zog Harry in seine Arme. Sein Seelenpartner war schon fast im Reich der Träume, aber er kuschelte sich eng an Draco, seufzte zufrieden und gab ihm einen schlecht gezielten Kuss auf sein Kinn.

Zufrieden schmiegte sich Draco an seinen Harry, vergrub seine Nase in Harrys Haaren und nahm seinen betörenden Duft in sich auf.

Während Harrys Atemzüge immer gleichmäßiger wurden, streichelte Draco gedankenverloren über Harrys Kopf, ließ seine Finger durch die weichen Haare gleiten und fragte sich zum wiederholten Mal, womit er so viel Glück verdient hatte.

Eine Träne löste sich aus seinem Augenwinkel und Draco wurde von Glücksgefühlen übermannt. Sanft streichelte er weiter Harrys Haare, lauschte seiner gleichmäßigen Atmung und ließ seinen Tränen freien Lauf.

Eine ganze Weile lag er so da, bis er sich wieder gefangen hatte. Und bevor er schließlich selbst in das Reich der Träume hinüberglitt, küsste er Harry ein letztes Mal auf den Kopf und leise, wirklich so leise, dass nur er selbst es hören konnte, flüsterte er: „Ich liebe Dich."

~~~*~~~

„Mmmmh", brummte Draco missmutig. Irgendetwas kitzelte ihn an der Nase und außerdem schien ihm die Sonne ins Gesicht. Das mochte er überhaupt nicht. Ihm wurde dann immer gleich so heiß. Apropos heiß: Ihm war mächtig warm und das im Januar?

Nur langsam kam sein schlafendes Gehirn wieder auf Touren. Schließlich regte sich etwas, das an ihn gedrückt lag, und Draco war mit einem Schlag hellwach. Er riss die Augen auf, blinzelte ein paar Mal wegen der Sonne und stellte fest, dass er tatsächlich nicht in seinem eigenen Bett lag. Er hatte letzte Nacht also doch nicht geträumt?

„Guten Morgen", nuschelte da eine Stimme an seinem Hals und Draco blickte auf zerzauste, schwarze Haare hinab.

„Guten Morgen", murmelte er zurück. Das Glücksgefühl von gestern Nacht brach wieder über ihn herein und er fühlte sich beinahe schwerelos. „Hast du gut geschlafen?"

Er spürte, wie Harry an seinem Hals erst lächelte und dann nickte. „Und du?", fragte Harry zurück.

„Wie ein Stein", antwortete Draco zufrieden, schloss wieder seine Augen und kuschelte sich etwas tiefer in die gemütlichen Kissen. Er wollte diesen Moment noch ein bisschen auskosten. Es war einfach ein wunderbares Gefühl, mit Harry im Arm aufzuwachen. Am liebsten würde er das von nun an täglich.

Doch Harry machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Er richtete sich halb auf und sah Draco an. Wieder zeigte sich Unsicherheit auf seinem hübschen Gesicht. Draco blickte fragend zurück.

„Du, Draco", begann Harry zögerlich und Draco gab ihm die Zeit, seine Gedanken zu sortieren und sah ihn weiter nur fragend an. „Es tut mir leid." Harry senkte seinen Blick und Draco wurde schlecht. Hatte er sich heute Nacht so sehr getäuscht und Harry empfand doch nicht dasselbe für ihn? Bereute er vielleicht sogar ihre gemeinsame Nacht? Plötzlich fühlte sich Draco, als fiele er in ein tiefes, schwarzes Loch, sein Atem stockte und er starrte an die Decke, weil er es nicht wagte, Harry anzusehen.

Der saß weiter still neben ihm und schien nach Worten zu ringen, doch er blieb stumm. Schließlich wurde es Draco zu blöd. Er atmete tief durch, sammelte seine Kräfte und setzte sich ebenfalls auf. „Schon gut", presste er hervor und traurig nahm er wahr, wie Harry neben ihm erleichtert ausatmete.

„O-okay, danke. Ich... ich dachte schon, du fändest es doof, dass ich heute Nacht einfach eingeschlafen bin. Aber der Sex war s-so... er war... das war so neu für mich..."

Draco drehte jetzt doch seinen Kopf zu Harry und beobachtete, wie dieser vor Scham knallrot anlief, mit den Händen nervös an der Decke rumspielte und offensichtlich nicht wusste, was er sagen sollte. Gequält hob er den Blick und sah Draco flehend an.

Und da klickte es in Draco und er verstand. Harry bereute nicht die gemeinsame Nacht, er hatte lediglich ein schlechtes Gewissen, weil er eingeschlafen war. Draco begann zu lachen, zog Harry in seine Arme und gab ihm einen wilden Kuss auf die Stirn. „Du Trottel", lachte er. „Natürlich bin ich dir nicht böse, das gehört nun mal zum Sex dazu. Und ich dachte schon, du würdest es bereuen." Erleichtert gab er Harry noch einen Kuss.

„Bereuen?", fragte Harry verwirrt. „Warum sollte ich es bereuen? Wir gehören doch zusammen!"

Draco lachte noch immer. „Vergiss es einfach. Ich bin manchmal ein Idiot."

Nun stimmte Harry in sein Lachen mit ein. „Da hast du Recht", sagte er mit einem Zwinkern.

„Hey!" Gespielt beleidigt schubste Draco Harry gegen die Brust, sodass er umfiel, und warf sich lachend auf ihn. Es entstand eine kleine Rangelei, bei der sie beide so sehr lachen mussten, dass ihnen die Tränen kamen. Sie wälzten sich auf dem Bett hin und her, bis Draco schließlich auf Harry zum Liegen kam und der Anblick, der sich ihm bot, ihm wieder einmal den Atem raubte.

Harry war einfach so wunderschön. Warum war ihm das in der Schule nur nie aufgefallen? Zärtlich fuhr er mit seinen Fingern Harrys Konturen im Gesicht nach. Die Stirn, die Augenbrauen, die Nase, die Wangen, die Lippen, das Kinn...

Harry atmete schwer unter ihm und starrte fasziniert in Dracos Augen. „Was siehst du, wenn du mich so anschaust?", fragte Draco atemlos. Die Stimmung war plötzlich gekippt. Bis eben waren sie noch so ausgelassen gewesen, doch jetzt sahen sie sich voller Liebe und Zuneigung in die Augen.

Harry nahm Dracos Gesicht in seine Hände und streichelte mit den Daumen über seine Wangen. Kurz schloss Draco genießerisch seine Augen, doch er öffnete sie schnell wieder. Er wollte Harry ins Gesicht sehen, wenn der ihm seine Frage beantwortete.

Seelenverwandt (Drarry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt