Kapitel 6 - Anspielungen

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Mitten in der Nacht war ich aufgewacht weil ich einen schrei von Milo hörte. Erschrocken schreckte ich hoch und sah zu Milo, der aufrecht im Bett saß und verstört um sich sah. Ohne zu zögern nahm ich ihn in die Arme und murmelte ihm leise beruhigende Wörter zu, in der Hoffnung ich konnte ihm damit helfen. Solche Vorfälle passierten des öfteren. Milo sprach nie darüber und blieb schweigsam, doch ich wusste das er ebenso mit Alpträumen zu kämpfen hatte wie ich.
Der kleine schlief bald wieder ein und ich legte mich zu ihm und betrachtete sein angespanntes Gesicht das Dominik so ähnlich war, dann fiel auch ich wieder zurück in einen unruhigen schlaf.

Am nächsten morgen hatte ich Milo mit dem Bus zur Schule begleitet und hatte anschließend ein Taxi gerufen das mich nur 10 Minuten später zu meiner Arbeit brachte.

Mein Tag verlief diesmal angenehm ruhig und ich schaffte es wieder mit einem weiteren Taxi rechtzeitig zu Milo zu gelangen, auch wenn ich hoffte das mein Auto bald wieder repariert war, den die kosten für das Taxi waren unverschämt teuer, dachte ich mir dabei.

Als ich an der Schule ankam und Milo begrüßte, bekam ich eine Nachricht und ich öffnete sie.

Es war Lucian, der mir mitteilte dass das Auto fertig war und jederzeit abgeholt werden konnte. Ich hoffte insgeheim das die kosten nicht allzu hoch waren.

"Milo, hättest du was dagegen einen Abstecher zur Eisdiele zu machen und dann zu Fuß zur Werkstatt zu laufen? Ich trage auch deinen Rucksack!" versprach ich. Der kleine war heute besonders schweigsam und ich hoffte ich konnte ihn ein bisschen heraus locken.

"Manu," sagte der kleine auf einmal ernst. "Wir werden noch Fett."

Verdutzt sah ich ihn an, dann lachte ich. "Versteh ich das richtig, du willst kein Eis?" fragte ich belustigt.

"Doch!" sagte er und sah mich empört an.

"Keine sorge, wir laufen uns das ganze wieder ab." versuchte ich nun scherzhaft zu behaupten.

So machten wir uns auf den weg, ich trug seinen Rucksack und er balancierte auf einer kleinen Mauer entlang der Gärten von Häusern.

"Also, wie war dein Tag?" fragte ich wie immer interessiert.

Milo zuckte wieder nur mit den Schultern und lief elegant weiter.

Ich seufzte. Ich wollte ihn nicht drängen, aber ich bekam das Gefühl das er ungern mit mir redete und es ihm schwer viel, und ich hatte keine Ahnung wie ich das ändern konnte. Ich musste ihm Zeit geben, das wusste ich, doch auf der anderen Seite musste er genauso einsam und hilflos sein wie ich, und ich wollte das er mir vertraute.

Ich kaufte Milo eine große Kugel Schokoeis und mir eine fruchtige Zitronen Kugel.

Zufrieden schleckten wir das Eis in der warmen Frühlings Sonne und liefen den Stadtrand entlang auf dem weg zu der Werkstatt. Sie war 20 Minuten von der Eisdiele entfernt und im Tageslicht wirkte sie schäbiger als in der Nacht, dafür jedoch einladender.

Vor den Garagen Türen war ein grünes Auto geparkt an dem zwei männliche gestalten schraubten. Wir betraten den Hof und während Milo neugierig beobachtete was die Männer arbeiteten, räusperte ich mich und wünschte einen guten Tag.

Lucian hob den Kopf aus der Motorhaube und strich sich mit dem arm die Haare aus dem Gesicht, da seine Hände voller Öl waren, dennoch war sein Gesicht bereits vollkommen verschmiert davon.

"Hey!" begrüßte er mich und lächelte schief und in dem Tageslicht sah er noch besser aus als gestern. Seine hellgrauen Augen leuchteten und schimmerten ab und zu bläulich, seine Bartstoppeln wirkten ungepflegt und sahen doch sexy aus und sein verwuscheltes Lockenhaar ebenfalls.
Er trug ein einfaches Hemd, völlig beschmiert und mit einem Loch, dazu eine Arbeitshose die ebenfalls etwas mitgenommen aussah.
Achja, dachte ich mir. So war wohl ein Traum aller Frauen. Selbst ich fand ihn attraktiv!

Du bist meine Familie (Man×Man)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt