Kapitel 9

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Leider war das Wochenende mal wieder viel zu schnell vorbei.
Wie immer.
Die Tage in der Schule ziehen sich wie Kaugummi und die einzigen Tage in der Woche, auf die man sich freut und nicht in die Schule muss, waren schneller vorbei als man gucken konnte. 

Der Sonntag verging auch schneller als ich gedacht hatte, von der peinlichen Stimmung am Anfang zwischen Kilian und mir war nichts mehr zu sehen.
Wir verstanden uns besser als ich erwartet hätte und waren uns in vielen Sachen ähnlich.
Ich fühlte mich in seiner Nähe wohler als ich sollte, immerhin glaubte ich nicht, dass wir nach diesem Tag noch viel miteinander zu tun hatten.
Wieso sollten wir auch?
Obwohl doch eine kleiner Teil in mir hoffte, dass wir Freunde werden würden und ich nicht mehr weiterhin unsichtbar für ihn bin.
Besser mache ich mir nicht so viele Hoffnungen, meistens passiert sowieso alles anders als erwartet. 

Er würde wahrscheinlich jeder Person helfen, die Hilfe oder Beistand benötigt. 


Den ganzen Morgen machte ich mir jetzt schon Gedanken, wie ich ihm heute morgen begegnen sollte.
Sollte ich ihn begrüßen, wenn ich ihn sehe oder sogar zu ihm hingehen? Oder sollte ich lieber auf Nummer sicher gehen und einfach so tun, als hätte ich ihn nicht gesehen und warten, ob er mich beachtet? 

Wahrscheinlich hatte er mich schon wieder vergessen. 

Immerhin gibt es an dieser Schule Hunderte Mädchen, die meisten bestimmt hübscher, schlauer, lustiger oder netter als ich. 

Bevor ich mir endgültig im Klaren darüber war, wie ich reagieren sollte, spürte ich schon wie sich schmale Arme um mich schlangen und ein fröhliches "Hallöchen" erklang.
Das konnte nur Mia sein. 

"Emma! Schön hier geblieben, wir haben eindeutig noch was zu bereden! Bei wem hast du nach der Party übernachtet? Denn eigentlich wollten wir ja danach zu mir." guckte sich mich mit wackelnden Augenbrauen an. 

Hach, Mia war schon immer eine Nummer für sich.

"Möglicherweise bei einem Jungen." gab ich kleinlaut zu. 

"Was?!" schrie sie über den halben Pausenhof, sodass sie schon ein paar Gesichter zu uns umdrehten. 

"Man Mia, sprich mal leiser oder willst du das es die halbe Welt mitkriegt?" hektisch schaute ich um mich.

"Oh mein Gott ich glaube es nicht...du hast deine Eltern angelogen, um bei einem Typ zu übernachten! Hach, meine kleine Emma wird erwachsen." seufzte sie theatralisch und hielt sich ihre Hand ans Herz. 

"Und jetzt, erzähl mir unbedingt alles. Mama will alles wissen." zog sie mich gespielt näher zu sich.

"Also...ich habe vielleicht bei Kilian übernachtet." sprach ich leise zu ihr und nuschelte das Wort Kilian so stark, das sie es nie im Leben verstehen könnte. 

"Bei wem? Bei deinem Genuschel versteht man ja gar nichts."

"Ähm bei...oh, hast du das gehört? Das war ganz sicher die Klingel, der Unterricht fängt gleich an. Lass uns gehen." lenkte ich ab und zog sie mit ins Schulgebäude. 

Ja, Ablenkung hatte ich eindeutig drauf.
Schulterklopfer an mich.

Im Schulflur war es zum Glück im Moment so laut, dass sie keine Chance hatte mich zu fragen.

Eigentlich verheimlichten wir nichts voreinander, doch ich wusste jetzt schon, wie die ganze Sache ausgehen würde.
Mia würde mal wieder etwas zu viel in die Sache hinein interpretieren und ich würde irgendwann heulend bei ihr auf der Matte stehen, weil leider rein gar nichts nach ihrer Prophezeiung gelaufen ist.

Naja, spätestens in der Pause bin ich wahrscheinlich dran. 

Wir drängten uns geschickt durch die Schülermassen zu meinem Spind, um noch ein paar Bücher für die nächsten Unterrichtsstunden zu holen, als uns eine Stimme anhielt. 

Ich hasse das Schicksal.
Falls du das hörst Schicksal, ich hasse dich! 

Natürlich war es kein anderer als Kilian, der meinen Namen rief.

Als ich mich umdrehte, sah ich direkt in seine Augen, die mich durchdringend musterten. 

"Ähm Hallo Kilian...wie geht's dir?" gab ich sichtlich nervös von mir, weil wir schon von allen Seiten beobachtet wurden.
Niemand war es gewohnt, dass er einfach andere Leute ansprach.

"Mir gehts gut dir? Ich wollte nur fragen, ob noch alles gut war gestern oder ob dein Eltern viel gefragt haben." fragend sah er mich an. Vielleicht hatte mich auch nur getäuscht, aber ich glaubte für eine kurzen Augenblick Sorge in seinen Augen zu sehen.

"Nein, zum Glück nicht. Ich wollte mich noch mal für alles bei dir bedanken."

"Du brauchst dich nicht zu bedanken...nicht bei mir...und Lilia liebt dich übrigens jetzt schon." sagte er während er mir tief in die Augen schaute und sich eine leichte Gänsehaut auf meinen Armen ausbreitete. 

Schneller als mir lieb war wurden wir von einer Stimme direkt neben uns unterbrochen. 

"Ähm Emma, kommst du? Wir müssen doch noch ins Sekretariat, was abholen." schaute sie mich mit einem Du-hast-mir-viel-zu-erzählen-Blick an. Mein Gehirn war noch so vernebelt, dass ich einfach nickte und mich leider von Kilian verabschiedete. 

"Du hast bei Kilian übernachtet? Bei dem Kilian?" schrie sich durch den halben Schulflur und zeigte auch noch auf Kilian. 

Am liebsten hätte ich mir mit der Hand gegen die Stirn geklatscht...noch unauffälliger ging es ja echt nicht!

Über die Schulter schaute ich nochmal zu Kilian zurück, der mich einfach nur mit einem Funken in den Augen anschaute und seine Freunde wirkten sehr...amüsiert. 

Wie ich schon sagte...ich hasse dich Schicksal!

Kann sich bitte irgendwo der Boden auftun und ich für immer, zumindest bis dieses Schuljahr rum ist, versinken? 

Danke.


°°°

Ich wollte mich erst mal bei euch allen bedanken...Dankeschööön für fast 2000 Reads, eure Votes und Kommentare❤️❤️
Ihr glaubt gar nicht, wie viel mir das alles bedeutet und wie sehr ich mich über jeden Kommentar von euch freue...ich sitze dann immer da wie eine Grinsekatze, wenn ich am Kommentare lesen bin...fühlt euch ganz ganz fest gedrückt von mir!

Und es tut mir übrigens auch total Leid, dass seither nichts mehr kam, aber irgendwie kam bei mir alles mögliche zusammen...Schulstress, keine Motivation und noch ein privates Problem.

Danke an alle, die trotzdem dabei geblieben sind❤️

Habt ihr auch so Freunde wie Mia? Denen ihr sagt, dass sie unauffällig gucken sollen und sie sich so auffällig umdrehen, dass es gefühlt jeder mitkriegt?

Küsschen an euch
Eure Marmorqueen

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The Alphas MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt