Kapitel 10

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Ich sehe mich um. "Verdammt! Wo bin ich den heute gelandet?!" frage ich etwas verzweifelt und stutze. "Und wieso habe ich die Stimme eines kleinkindes?!" Plötzlich bewegen sich meine Beine und ich kann sie nicht selbst steuern! Mit aller kraft versuche ich es! Setze auf eiserne selbstdiziplin! Doch es funktioniert nicht! Ich bin in meinem eigenen Körper gefangen?! Überrascht stelle ich fest, dass ich nun auch nicht mehr von selbst reden kann. Diese Fähigkeit ist mir nun auch genommen worden. Nun kann ich nur noch still zusehen. Ich sehe es nun wohl wie einen Film! Als die Person, in der ich stecke, an Geschäften entlang läuft, sehe ich aus dem Augenwinkel WESSEN Film ich mir gerade ansehe! Ich sehe mir selbst zu.... Aber wieso? Verwirrt und weil ich im moment eh nichts machen kann, laufen ich, oder besser gesagt das mini-me, weiter. Die fröhlichkeit kann ich spüren und ich glaube auch dass ich weiß, in welchem Abschnitt meines Lebens wir hier angelangt sind! Und das gefällt mir ganz und gar nicht! An diesem Tag bin ich in das Internat gesteckt worden. Ich hatte noch keine Ahnung, als ich vom spielen heimgekommen bin! Jener verhängnissvoller Tag im September. Der mein junges Herz gebrochen und die vereinsamung eigentlich so richtig in's rollen gebracht hat!

Ich laufe fröhlich glucksend durch die Menschenmenge. Die Leute machen mir lächelnd platz und ich bin einfach nur ein fröhliches kleines siebenjähriges Kind. Mini-me biegt gerade in den Hauseingang ein und klingelt an unserer Tür. Diese wird sofort aufgemacht und ich renne, so schnell mich meine kleinen Beinchen tragen, zu unserer Wohnung hoch. Wir haben eine drei-Zimmer-Wohnung. Eigentlich ziemlich Luxuriös für die verhältnisse unseres Volkes. Plötzlich bleibe ich verwirrt stehen. Stimmt... Die Wohnungstüre stand offen und ich fand das komisch! Ein mumliges gefühl überkommt mich und langsam gehe ich weiter. "Sir? Ma'am?" rufe ich und schließe dann die Tür hinter mir. Ich durfte sie erst Mama und Papa nennen, als ich den perfekten Abschluss geschafft habe. Ich verstehe es immer noch nicht. Sollte das ein ansporn sein? Aber ich lasse diese Gedanken jetzt aussen vor und beobachte weiter diesen Film. "Sera! Komm in das Wohnzimmer." Kaum gefühle. Mein Vater. "Jawohl Sir!" rufe ich nun fröhlich, ziehe mir meine kleinen schuhe aus und renne in besagtes Zimmer. Doch als ich dort reinkomme, werde ich sofort von zwei Personen geschnappt, die mich festhalten! Vor Angst kreische ich und strample überall hin! Doch diese starken Hände lassen mich nicht los und ich fange an zu weinen! "Sera! Hör auf!" Wut. Meine Mutter. Sie sieht mich strafend an und aus meinem Weinen wird ein schluchzen. "Du wirst jetzt in ein Internat geschickt! Dort wirst du lernen, wie du dich richtig verhalten sollst! Kein dummes... herumgespiele mehr! Sondern disziplin und ordnung!" mein Vater steht auf und kommt zu mir. "Und wenn du es gut machst, dann wirst du uns vielleicht sogar Mama und Papa nennen dürfen!" Aus Angst und Panik, die mich vorhin überwältigt haben, wird glück! "Ich darf dass dann?" frage ich ungläubig, aber mit einem dicken grinsen und glücklich! Er nickt und richtet sich dann wieder auf. "Ich werde mein bestes geben Sir!" rufe ich in meiner kindlichen naivität und mein jetziges ich muss darüber lächeln. Ich war so naiv...! Dann wird mein Gesichtsausdruck düster. Und so dumm... Plötzlich werde ich nach hinten gerissen und erschrocken sehe ich auf die Personen, die mich nun festhalten! Wieder werde ich von der Panik von damals überwältigt und ich werde in den Strudel der Gefühle hineingezogen! Neben Panik ist auch Angst, nervosität und schock dabei. Alles vermischt lässt mein kleines Herz rasen. Und nicht nur mein kleines! Ich fange an zu meinen Eltern zu sehen. Mit weit aufgerissenen Augen starre ich sie hilfesuchend an! "Bitte! Ich will nicht weg von daheim!" kreische ich und fange wieder an zu strampeln. Das versprechen meines Vater's ist mir in diesem moment egal! Ich will hier einfach nicht weg! Immer mehr wehre ich mich gegen die Arme der Männer und versuche, mich aus diesen zu befreien! Doch all das gekreische und gestrampele ist vergebens. Langsam werde ich weggebracht! Tränen kullern langsam meine geröteten Wangen hinab und fallen auf mein weißes Kleid. Dort erscheinen sie als dunkelgraue Flecken. "NEIN! NEIIIIN! ICH WILL NACH HAUSE!" kreische ich durch das gesamte Hochhaus und winde mich immer weiter. Doch es hilft nichts. Meine Eltern sehen mir nur kalt hinterher und schließen dann die Wohnungstüre. "NEIN!"

"NEIN!" Mit einem ruck sitze ich senkrecht im Bett! Die Augen im dunkeln weit aufgerissen und keuchend. Ich bin schweißgebadet und Tränen rinnen an mir hinunter. Das fahle Mondlicht scheint durch einen Spalt am Fenster und erleuchtet das Zimmer leicht. Ich spüre etwas an meiner linken Hand und sehe leicht panisch dorthin! Schnell ist diese Panik aber beseitigt, denn es ist Hanzo's Hand, die dort komplett entspannt liegt. Ich folge seiner Hand mit meinen Augen bis zu seinem Arm und dann über den Hals bis zu seinem Kopf. Braune Augen blitzen mir entgegen und ich zucke kurz zusammen! Mein atem hat sich immer noch nicht wirklich beruhigt und meine Panik ist noch da. Ebenso das zittern meines Körpers. Und doch sehe ich mit schlechtem gewissen auf ihn runter. "T-Tut mir leid... Hab ich dich aufgeweckt...?" frage ich leise und er richtet sich ebenfalls auf. "Keine sorge. Es war nicht der schrei, wenn du das meinst..." seine Stimme ist müde und gleichzeitig beruhigend. Ich atme tief durch und ziehe mein linkes Bein an meinen Körper. Das rechte bleibt durch den Gips unbeweglich am boden. Mein Körper zittert immer noch durch die Nachwirkungen des Albtraums. Da legt mir Hanzo vorsichtig eine Hand auf die Schulter. "Willst du darüber reden?" fragt er behutsam und ich sehe ihn an. Ich muss an den Traum denken und schon kullern mir wieder Tränen die Wangen hinunter. "Hey... Kleine!" Als er seine Hand nach meinem Gesicht ausstreckt, zucke ich zuerst zurück! Sofort blitzt mir einer der Männer im Gedächtniss auf, die mich von meinem Zuhause weggeschleppt haben. Sofort schlägt mir mein Herz bis zum Hals und er stockt in der bewegung. Etwas überrascht sieht er mich an. "So schlimm?" flüstert er und lege meinen Kopf in den Nacken. Starr blicke ich an die Decke und unternehme alles in meiner macht stehende, um nicht loszuheulen! Aus verzweiflung, Angst, Panik und vielleicht immer noch traumatisiert.

HanzoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt