Hanzo

Kapitel 26

"Ich war überall die beste und habe alle zusätzlichen Kurse belegt, die es so gibt!" sage ich und bin im nachhinein ein bischen stolz darauf. Hanzo legt sich eine Hand auf das Gesicht und atmet genervt aus. "Und es gibt nur eine Handvoll Themen, in denen ich besser als du bin. Na ganz toll!" brummt er und ich lege den Kopf schief. "Ein paar?" frage ich und er sieht mich an. "Sex, Kämpfen und Kochen!" Ich plustere mich ein wenig auf. "Wer sagt, dass ich nicht kochen kann?" mein Blick ist leicht empört und ich verschränke die Arme. Etwas beleidigt sehe ich auf die Seite. "Ausserdem weiß ich ungefähr wie ES geht..." brumme ich.

Hanzo grinst. "Achja? Und wie?" Ich ziehe eine Augenbraue hoch, während ich ihn ansehe. "Ich dachte du wolltest es mir erklären! Und jetzt selbst nachfragen müssen?" entgegne ich und lächle zufrieden, als er die Augen verdreht. Dann strecke ich ihm dir Zunge raus und stehe auf. "Wo willst du hin?" fragt er und ich bücke mich, um die Krücken hoch zu heben. "Ich mache uns frühstück! Irgendwelche Vorlieben?" Er stutzt und sieht mich dann aus halb offenen Augen an. "Du ohne Gips und ich gesund." meint er ungerührt und ich grinse. "Das gibt's leider noch nicht. Da musst du ein paar Wochen warten!" Hanzo verschränkt die Arme. "Was essbares..." brummt er nun und ich schüttle grinsend den Kopf. "Da könnte ich dir auch einen Fliegenpilz hinlegen!" erwiedere ich und er sieht mich leicht wütend an. "Das wagst du nicht...!" Ich zucke mit den schultern. "Du meintest essbar! Nichts von wegen 'nicht giftig' oder 'nicht tödlich'!" Ich weiß genau, dass er mich gerade innerlich verflucht und humpele deswegen zur Tür. "Keine sorge! Die Küche bleibt heil!" rufe ich, bevor ich aus seinem Zimmer gehe.

Und die Küche bleibt wirklich heile! Nur zwei Finger sind etwas... lädiert. Ich habe mich beim Tomaten und Zwiebeln schneiden für das Omelett geschnitten und einfach Pflaster darüber geklebt. Angela hat es sich auch noch einmal kurz angesehen, aber nicht für ernst empfunden. Das Frühstück habe ich dann auf einen kleinen Wagen gelegt, ein Seil um meine Hüften gebunden und ziehe diesen nun hinter mir her. Dank den Krücken geht das auch nicht anders. Muss ziemlich lächerlich aussehen! Kurz klopfe ich bei Hanzo's Zimmer, bevor ich die Tür aufmache und samt Wagen hinein komme. Der braunhaarige sieht mich und runzelt die Stirn, als er mein selbstgebasteltes provisorisches Geschirr sieht. "Ging nicht anders!" erkläre ich kurz und er nickt. Dann löse ich das Seil und schiebe den Wagen bis neben sein Bett. Etwas erschöpft setze ich mich auf den Stuhl von gestern und schließe die Augen. "Geht's dir gut?" fragt Hanzo und ich nicke, ehe ich die Augen wieder öffne. "Alles gut..." murmle ich und lächle leicht. "Vielleicht war gestern einfach nur ein bischen zu viel..." antworte ich und sehe dann auf das Essen. "Na komm! Iss was!" Ich nicke ihm zu. "Sonst wird das kalt!"

Stumm isst er das Mahl und sieht immer wieder besorgt zu mir. Ich hingegen sitze einfach nur auf dem Stuhl und versuche, dass mir die Augen nicht zu fallen. Das einzig hörbare ist das geklapper des Bestecks oder mein gegähne. Nach dem er aufgegessen habe, stehe ich auf und nehme die Krücken. "Ich bring das zurück." murmle ich und will wieder das Seil nehmen, als ich festgehalten werde. Verdutzt blicke ich zurück und sehe Hanzo, der mit ernster Miene meinen Arm festhält und den Kopf schüttelt. "Du bleibst hier." meint er nur und ich seufze. "Ich kann nicht. Ich muss das zurück bringen, dann muss ich noch das Geschirr abwaschen, zu Angela und meinen Knöchel ansehen lassen und dann noch-" "Du musst nichts!" knurrt Hanzo und ich ziehe eine Augenbraue hoch.

"Und wie ich das muss! Ich bin jetzt hier fest und muss mich nützlich machen! Es bringt nichts, wenn ich mich jetzt auf die faule Haut lege und nichts mache. Weißt du wie komisch das kommt?" frage ich leise und er zieht mich zu sich. "Setz dich." murrt er und ich gehorche. Wenn auch wiederwillig und mit einem Augenverdrehen. Seine warme Hand legt er auf meinen Rücken. "Du siehst fertiger aus als ich mich fühle. Und das ist schon eine leistung! Also will ich, dass du dich jetzt hinlegst und ruhe gibst! Jeder wird verstehen, wenn es dir nicht so gut geht." Seine stimme ist sanft und doch irgendwie bestimmend. "Aber-" "Nichts aber! Ich bin älter als du. Nimm die Ratschläge an!" brummt er genervt und ich stöhne genervt.

"Dann behandle mich nicht wie ein Kleinkind, dass man beschützen muss!" erwiedere ich und sein Blick wird leicht wütend. "Dann benimm dich auch wie eine Erwachsene und nicht wie ein Kind, um dass ich mich kümmern muss!" knurrt er und ich verschränke die Arme. "Das 'Kleinkind' kann auch gleich wieder verschwinden und sich woanders eine bleibe suchen, wenn du es so unbedingt willst!" Erst sieht er mich entsetzt an, bevor er nun komplett sauer ansieht. "Dann geh doch! Lauf vor deinen Aufgaben davon!" ruft er und ich stehe wackelig auf. Es reicht mir komplett und ich lasse die Krücken liegen. "Wie es sich der Herr wünscht." antworte ich ruhig und drehe mich zur Tür. Mir ist ein wenig schwindelig und ich muss mich zusammenreissen.

Ich wackele aus der Tür und schlage sie hinter mir zu. Ich bin sauer. Stinksauer! Wie kann er denken, dass ich vor meinen Aufgaben davonlaufe?! Wie kann er es wagen mich 'Kleinkind' zu nennen?! Ich habe vielleicht nicht meinen eigenen Bruder getötet, wie ich von Angela erfahren habe, aber ich bin auch kein unbeschriebenes Blatt. Aber davon will der feine Herr ja nichts wissen. Ich muss mehrfach blinzeln, weil sich meine Sicht einschränkt und sie langsam verschwimmt. Der schwindel wird schlimmer und Kopfschmerzen gesellen sich dazu. Aber ich beisse mir auf die Lippe und gehe weiter. Lasse nicht zu, dass mich irgendjemand in dieser schwachen Situation sieht. Ich fange an zu zittern und bekomme Hitzewallungen. Mir wird schlecht und ich lehne mich gegen die Wand. Versuche mir einzureden, dass alles in Ordnung wäre und nichts passiert ist! Doch mein Körper hat andere Pläne. Mit einem mal wird alles schwarz und ich merke nur noch, wie ich mit dem Kopf auf dem Boden aufschlage und dann? Dann ist nichts mehr.