Kapitel 24

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"Ich habe doch gesagt, dass er sich nicht überanstrengen soll!" brummt eine bekannte Stimme und ich spüre, wie Hanzo sich bewegt. "Sie braucht mehr schlaf als ich..." brummt er und streicht mir über den Kopf. Ich habe meine Augen geschlossen, drücke mich aber noch ein wenig näher an den warmen Körper, der neben mir liegt. "Sie lässt ja gar nicht mehr von dir los! Kann es sein, dass sich da zwischen euch was entwickelt?" Angela's Stimme wird ein wenig anzüglich und Hanzo verkrampft sich. "Ich... weiß es nicht. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll." meint er und streicht mir immer weiter über meine Haare.

"Was fühlst du bei ihr?" fragt Angela. Eigentlich eine ganz einfache frage! Doch er zögert. "Ich habe das Gefühl, sie beschützen zu müssen. Ihr darf nichts geschehen und ich fühl mich schuldig, wenn es ihr nicht gut geht. Sie hat mich so oft zum lachen gebracht und auch so oft zum Nachdenken. Ich will ihren Schmerz teilen. Oder ganz nehmen! Aber das lässt der kleine Sturkopf hier nicht zu." Er seufzt und ich höre gespannt zu. "Hast du schonmal darüber nachgedacht, dass sie es nicht anders gewöhnt ist?" fragt Angela und ich würde jetzt am liebsten nicken und ihr zustimmen! Aber ich halte mich still. "So wie ich es verstanden habe, war ihr Volk rein auf Leistung aus. Gehörte man nicht zu den besten, so war man nicht mehr wert als der Müll auf der Straße! Es gab in diesem Volk keine liebe oder vertrauen, dass ein anderer einem helfen könnte. Sie ist damit aufgewachsen, niemandem zu vertrauen. Nur ihr selbst. Gib ihr Zeit! Dann wird sie sich langsam daran gewöhnen, dass sie sich auch auf andere verlassen kann."

Hanzo brummt etwas und legt seine Hand auf meine Schulter. "Aber ich will ihr den Schmerz schnell nehmen! Sie ist stark. Vielleicht etwas zu stark für ihre verhältnisse! Du hättest ihren Ausdruck sehen müssen, als sie gesagt hat, dass ihre Eltern sie schon öfters als einmal töten wollten! Er war eiskalt. Emotionslos!" Sanft streicht er mit seinem Daumen über meine Schulter. "Sie frisst alles in sich hinein..." fügt er leise und besorgt hinzu und Angela seufzt. "Das ist wohl ihre Abwehrstrategie. Sie lässt nichts nah genug an sich heran, damit es ihr weh tun könnte! Aber ich glaube mein lieber..." Ich kann ein grinsen in ihrer Stimme hören. "Dich hat sie an sich herangelassen! Sie hat sich ziemlich sorgen um dich gemacht und das erste was sie gefragt hat, als sie wieder hier gelandet ist war, ob sie zu dir könnte. Ich glaube, dass du die harte Nuss geknackt hast!"

Es herrscht für einen moment stille. "Ich hab sie echt gern... Ich habe sie sogar so gern, dass ich mein Leben ohne zu zögern opfern würde, damit ich das ihre retten könnte!" Ich spüre einen kurzen Druck seines Daumens auf meiner Schulter. "Aber wie fühlt sie? Zu mir hat sie vielleicht vertrauen gefasst. Aber ist es das vertrauen, dass ich gerne hätte? Dass, das meine Gefühle erwiedern würde?" Angela seufzt. "Ich weiß nicht, wie sie für dich fühlt. Aber das kann ich herausfinden, wenn du willst!" meint sie freundlich und ich muss mich echt zusammenreissen, damit ich so tun kann, als würde ich immer noch schlafen! "Danke Angela... Aber das muss ich selbst herausfinden!" erwiedert er und ich kuschle mich noch ein wenig an ihn. "Wie auch immer du dich entscheidest Hanzo. Sei vorsichtig bei ihr! Ich kann sie psychisch nicht einschätzen und möchte nicht, dass du sie überforderst!" sie klingt besorgt und ich höre, wie die Tür aufgeht. "Ich bin bei meinen Studien! Wenn ihr etwas braucht, dann ruf mich einfach!" Und schon ist die Tür wieder zu.

Hanzo entspannt sich wieder und stößt die Luft in einem stoß aus. "Was mache ich nur mit dir?" flüstert er und ich öffne meine Augen. "Nicht meinen Schmerz nehmen... Den brauch ich selbst und will ihn dir nicht zumuten." brumme ich und er erstarrt. Verunsichert sieht er zu mir hinunter. "Du hast das mitgekriegt?" fragt er nervös und ich sehe ihn einfach nur aus halb offenen Augen an. "Wie viel hast du gehört?" Ich lege meinen Kopf schief und gähne kurz. "Wann hat das Gespräch angefangen?" Zögerlich antwortet er: "Als Angela mich aufgeweckt hat." Ich lege meinen Kopf wieder auf seine Brust. "Hast du dann gesagt, dass ich mehr schlaf brauche?" frage ich und er nickt leicht. "Dann alles..." murmle ich und gähne nochmal, während ich mich ein wenig strecke und mich dann wieder an ihn kuschle. "Du hast..." Ich schlage meine Augen ganz auf und sehe, wie er rot angelaufen ist. Ich lächle. "Alles mitangehört." beende ich seinen Satz und spüre, wie er sich wieder verkrampft.

Ich kann mir genau vorstellen, wie es in seinem Hirn aussieht! Alles ist durcheinander und er ist ein wenig in Panik verfallen. Seine Gesichtsfarbe ist nun weiß statt rot und ich sehe ihn an. "Jetzt beruhige dich mal Hanzo..." murmle ich und rutsche hoch zu seinem Gesicht. Seufzend richte ich mich auf dem Bett auf und sitze nun neben ihm. Nun wird auch mein Gesicht ein wenig rötlich und ich sehe auf die Seite. "Ich... ähm..." hauche ich, weiß aber nicht, wie ich weitermachen soll. Ich atme tief durch und schließe kurz die Augen. "Augen zu und durch!" brumme ich und sehe ihm in die braunen Augen, die mich verwirrt und neugierig beobachten. "Als ich dich auf Shou wegfliegen habe lassen, habe ich mir die größten Sorgen und vorwürfe gemacht. Und am ende hat sich herausgestellt, dass ich mir ein leben ohne dich nicht mehr vorstellen kann! Wie Angela gesagt hat, vertraue ich dir. Und zwar voll und ganz. Sonst hätte ich dir nicht alles erzählt! Du bist der einzige, dem ich das alles sagen würde..." Unsicher sehe ich ihn an und warte auf eine Reaktion des nun doch recht überraschten Hanzo's. "Hanzo... Sag was! Mach es nicht noch komischer, als es eh schon ist!" knurre ich und im nächsten Augenblick liege ich auf ihm! Seine Hände liegen an meinen Wangen und er hält mein Gesicht ganz knapp vor meines. "Ich wüsste nicht, was ich sagen sollte..." gibt er flüsternd zu und legt seine Lippen auf meine.

HanzoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt