Ein paar Tage vergingen und man gewöhnte sich wieder an das Umfeld. Die Familienlage war recht gestresst, dauernd stritt irgendjemand miteinander. Meistens war die Frau oder ihre Familie darin verwickelt. Auch ich hatte zwischendurch meine Konflikte mit denen, welches sich dann soweit entwickelt hat, dass ich öfter bei meiner Tante und Onkel im gegenüberliegenden Haus übernachtete.
Einige Tage nach meiner Ankunft war die Beerdigung meines Vaters. Bevor wir zum Friedhof fuhren hielten wir bei einem Bestattungsunternehmen. Meinte Tante fragte mich ob ich meinen Vater nochmal sehen wollte, er sei aber nicht wieder zu erkennen, da seine Organe nach der Zeit aufgehört haben zu funktionieren und sein Körper sich dadurch irgendwie aufgebläht hat. Ich aber war fest entschlossen mich von ihm wenigstens auf diese Art zu verabschieden.
Ich hatte bevor ich nach Amerika flog, als ich noch nichts ahnte, meinem Vater eine Armani Uhr gekauft, die merkwürdiger Weise einige Tage vor meiner Reise aufgehört hat zu ticken. Würde ich jetzt sagen an dem Tag wo mein Vater starb hörte die Uhr auf zu ticken wäre unwissend gesprochen, da ich um ehrlich zu sein nicht darauf geachtet habe wann genau es passierte.
In den Saal geführt, wo der Sarg meines Vaters lag, ließen mich die Leute kurz alleine. Meine Tante hatte Recht, so wie er aussah hätte man ihn nie wiedererkannt, er sah mehr in Richtung asiatisch aus auf einmal. Ich weinte und verabschiedete mich von ihm, ich legte ihm die Uhr auf die Brust und verließ den Raum wie in Trance.
Ich erinnere mich nicht wirklich an die Fahrt zum Friedhof, ich weiß nur noch das niemand ein Wort sprach. Dort angekommen waren einige Stühle für uns am Grab vorbereitet. Eine Telefonverbindung zu meinem Onkel in die Heimat war bereits hergestellt. Dieser Tag war definitiv ein mich änderndes Erlebnis, an dem ein Stück von mir starb. Nach der Beerdigung folgte noch eine Art Abschiedsmesse für meinen Vater, wo ein paar Leute eine Rede hielten. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen nix zu sagen, ich habe auch nix vorbereitet. Aber dann sah ich einen nach dem anderen irgendwas erzählen, irgendwelche Bekannten. Ich fragte mich ob ich das so stehen lassen kann, nicht mal der Sohn sagt Etwas?
Ich war sehr aufgewühlt noch von der Beerdigung, aber als der letzte Redner das Pult verließ und bereits jemand anderes aufstand, erhob ich mich von meinem Stuhl und der jemand setzte sich aus Respekt wieder hin. Ich ging langsam auf das Pult zu, stand in Richtung sitzende Menge, eine tiefe Stille lag im Raum. Ich fing an mich vorzustellen, für die die mich nicht kannten. Ich erzählte von der Beziehung zu meinem Vater das er, im Verhältnis zu anderen Vätern, in wenig Zeit zu meinem Lehrer, Beschützer und Leiter wurde. Während ich von Geschichten mit ihm erzählte sah ich wie immer mehr Leute anfingen zu weinen, mich nicht ausgeschlossen. Ich redete noch ein paar Minuten, bis ich nicht mehr in der Lage war. Ich entschuldigte mich und verließ den Saal, suchte mir einen ruhigen Platz und rauchte erstmal einige Zigaretten um wieder klar zu kommen. Nach gefühlten 1 ½ Stunde rief Idris mich an, er war auch bei der Versammlung, er suchte mich und fragte ob wir was essen gehen sollen, meine Cousinen seien auch dabei. Ich war einverstanden und ging zurück zum Parkplatz um mich einsammeln zu lassen. An dem Abend fing ich an viel und fast jeden Tag dort Alkohol zu trinken und wenn die Möglichkeit bestand Gras zu rauchen. Um die Wut und Trauer zu kompensieren brauchte ich aber mehr, also fing ich an in meiner Garage zu trainieren, ob nüchtern oder angetrunken.
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Der Weg der Freundschaft
Ficción GeneralIch habe lange überlegt diese Geschichte mit jemandem zu teilen. Sie beruht auf wahren Begebenheiten und erzählt euch über eine Bindung zwischen Freunden, welche ohne zu zögern Leid des Anderen auf sich nahm. Jedoch gibt es Wendungen im Leben die ni...