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So laufen ab diesem Morgen die meisten Tage ab. Es ist zur Gewohnheit geworden. Es läuft immer gleich, aber sie waren nicht gleich geblieben. Er hatte überlegt, wie er weiter mit der Situation umgehen sollte, und sie hatte Informationen gesammelt, sich vorbereitet und Pläne geschmiedet, wie sie und Daniel es tun würden. In der ständigen Angst, Daniel würde sie doch noch verpfeifen, aber das tat er nicht. In dieser Zeit schlief sie oft mit ihm. Jack ging ihr schließlich sowieso aus dem Weg. Sie reden kaum noch miteinander, eigentlich gar nicht. Das verbittert sie noch mehr. Feuerholz für ihr Vorhaben. Auch er ist nicht glücklich darüber, lässt sich aber nichts anmerken. Wieder einmal. Er macht diese Dinge im Stillen mit sich selbst aus. Er weiß, er verhält sich nicht fair. Immer kühl, kontrolliert und distanziert. Er weiß, sie will, mehr. Braucht mehr. So wie er es ihr früher ab und an gegeben hatte, aber er kann nicht.

Das konnte er noch nie wirklich und das hatte er ihr von Anfang an versucht klar zu machen, doch sie war hartnäckig geblieben. Zu seiner Überraschung. Die jetzige Situation ändert sich dadurch nicht. Es stört ihn, dass sie ihm nicht treu ist. Er ist sich zwar sicher, dass sie ihn immer noch liebt und der Tennislehrer bloß Mittel zum Zweck ist. Der Gedanke, dass der Dreckskerl sie anrührt macht ihn trotzdem rasend. Er will sie nicht teilen. Sie sollte in gewisser Weise ihm gehören. Der ‚Lappen' war ihm von Anfang an suspekt vorgekommen. Schon als sie ihm eröffnet hatte, sie würde jetzt Tennis spielen. Bonnie und Tennis. Das passt einfach nicht zusammen. Andererseits hatte er auch nicht erwartet mit seiner Sekretärin zu schlafen.

Ihm wird klar, wie unangebracht seine Besitzansprüche sind. Vor ein paar Jahren hatte er mit ihr über diese ihnen so abwegig erschienen, Situation noch gescherzt. Jetzt hatte die Realität sie eingeholt. Eine Art der Machtlosigkeit, die ihm absolut missfällt.

Er war schon früh sehr erfolgreich geworden, hatte die Firma seines Vaters übernommen und erfolgreich vergrößert. Er stand ganz oben an der Spitze. Wickelt Sie alle um den Finger. Manipuliert Sie. Nutzt Sie aus. Über die Jahre herzloser, und nach und nach weniger legal, als ihm lieb ist. Aber es funktioniert, und darauf kommt es an. 'Gut gemacht Jacky-Boy' waren die Worte seines Vaters gewesen, bis er von den zweifelhaften Partnern und Geschäften erfuhr. Das hat die Beziehung zu seiner Familie stark verschlechtert. Auch in dieser Zeit, in der er wirklich unausstehlich gewesen ist, war Bonnie ihm nicht von der Seite gewichen, aber das hatte ihn bloß genervt. Er brauchte Ruhe, Abstand. Eben Zeit für sich, und keine überbesorgte Hausfrau. Er war leicht zu reizen gewesen, schwach, und hatte Louise für sich entdeckt. Eine willkommene Abwechslung. Bonnie wurde launisch, und begann zu trinken. Er war über diese Entwicklung ernsthaft betrübt. Er hatte sie aufgrund ihrer Leichtigkeit und Kreativität geliebt, tut es immer noch, und darüber bewusst, dass er dieser Attribute Verfall zu verschulden hat, quält ihn, und eben DAS muss sich ändern.

Die Nachricht an sie ist schnell getippt.


20:00 an der Tür. Abendgarderobe. Wohltätigkeitsveranstaltung. Ich will dich an meiner Seite.


Ein Schritt in die richtige Richtung. Er ist schon lange nicht mehr zu derartigen Veranstaltungen in ihrer Begleitung aufgetaucht. Louise war stets dezent an seiner Seite gewesen, immer sichtbar für Alle, dass sie nicht mehr als eine Assistentin für ihn ist. Damit ist jetzt endgültig Schluss. Bonnie würde ihn begleiten, und später würden sie über all die unausgesprochenen Dinge reden. Er würde die Dinge jetzt in die eigene Hand nehmen. 

Tainted LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt