6. Die nächsten Funde

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Wir lachten noch immer, vielleicht waren es fünf Minuten. Dann sagte ich ernst:"Wir müssen weiter." Das riss auch Laura in die Realität zurück und sie sah mich traurig, aber auch leicht verzweifelt an. "Hey ...", sagte ich leise - und musste wieder losprusten. "Tut mir leid", versuchte ich zu sagen. Laura lachte wieder mit, dann versuchte sie wieder ernst zu werden und stand auf. "Du hast recht", kicherte sie. "Steh auf." Als mir das vor Lachen nicht gelang, half sie nach, indem sie meine Hand nahm und versuchte, mich hochzuziehen. Schließlich schaffte ich es, einigermaßen ernst zu werden und aufzustehen. Ich musste mich noch sehr beherrschen, nicht wieder loszulachen, aber mit der Zeit musste ich nicht mehr bei jeder Kleinigkeit grinsen.

"Du hast recht", sagte Laura erneut, "wir müssen weiter."

Immer wieder sah ich mich nach unserem Verfolger um, entdeckte ihn jedoch nicht. Schließlich gab ich es auf, den Wald mit den Augen nach ihm abzusuchen und lief schneller. Ich wusste, dass ich trotz meiner Zweifel, dass er uns noch verfolgte, wachsam bleiben musste und achtete auf jedes Geräusch und jede kleine Bewegung im Wald.

Obwohl, oder vielleicht gerade weil wir ihn nicht sahen, wuchs meine Angst und ich umfasste Laura's Hand fester. Da Laura das spürte, blieb sie stehen. "Was ist denn los? Du bist so angespannt. Hast du ihn etwa gesehen ... ?", fragte Laura und sah sich um. "Nein. Gesehen hab ich ihn nicht ... ich hab nur schreckliche Angst." "Ich auch", erwiderte Laura und umarmte mich. "Wir schaffen das", flüsterte sie. "Okay", sagte ich etwas beruhigter.

Wir durften nicht stehenbleiben. Sonst würde er uns wieder kriegen. Vermutlich hatte er jetzt aufholen können. Mit diesem Gedanken rannte ich den Weg entlang. Da ich Laura an der Hand hatte, zog ich sie hinter mir her. "Halt!", rief sie plötzlich nach ein paar Minuten. "Ich kann nicht mehr", keuchte sie. "Außerdem müssen wir nach den Seiten Ausschau halten." "Okay", antwortete ich, "du bleibst hier sitzen und ruhst dich etwas aus, währenddessen schaue ich mich mal nach Seiten um. Aber ich bleibe in der Nähe." "Was?", protestierte Laura. Ich lachte. "Das war doch nur ein Scherz", erklärte ich. "Dann ist ja gut", antwortete meine Freundin erleichtert. "Ich weiß doch, dass man sich in so einer bedrohlichen Situation nicht aufteilen sollte, weil das sonst der sichere Tod ist." Laura erwiderte:"Wobei das in dieser Situation keine große Rolle spielt, ob man sich aufteilt oder nicht." Das stimmte. Ich bekam wieder Zweifel, ob wir hier wieder lebend herauskamen. Damit ich nicht wieder zu große Angst bekam, wechselte ich das Thema:"Hast du dich genug ausgeruht?" "Es geht", antwortete Laura. "Ich hatte für einen kurzen Moment das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen." "Oh nein", antwortete ich, "hast du dein Asthmaspray dabei?" "Nein", sagte sie. Um sie zuversichtlicher zu stimmen, erwiderte ich:"Wir werden's auch ohne schaffen." "Wenn wir nicht so viel laufen." "Dann rennen wir nur ab und zu", schlug ich vor. "Er darf uns nicht kriegen." "Ja", sagte sie leise. "Er wird uns nicht kriegen", bekräftigte ich. "Wir sind nämlich das Super-Duo." Ich lächelte und sie erwiderte mein Lächeln, indem sie sagte:"Stimmt. Gegen uns kommt er niemals an." "Richtig." "Gehen wir weiter. Wir müssen etwas zurückgehen, dort hab ich nämlich Felsen gesehen", erzählte Laura. "Okay", erwiderte ich, "aber gibt es die nicht hier überall im Wald?" Sie antwortete:"Das kann schon sein, aber ich glaube, ich habe da eine Seite hängen sehen." "Ach so", sagte ich verstehend. "Warum sagst du das nicht gleich? Los, hin!" Damit ergriff ich ihre Hand und zog sie hinter mir her. "Nicht so schnell", rief Laura, doch ich rannte weiter. "Dort links", japste Laura, "links in den Wald!" Ich machte eine scharfe Kurve nach links und lief schnurstracks in den Wald hinein. "Halt", keuchte Laura. Ich blieb stehen. Ihr Gesicht war rot angelaufen vor Anstrengung. "Tut mir leid", sagte ich leise. "Geht's wieder?" "Gleich", antwortete sie kaum hörbar. "Der Rucksack ist zu schwer",  stellte ich fest. "Nein ...", versuchte sie zu protestieren, doch schon stand ich hinter ihr und nahm ihn ihr ab. "Jetzt kannst du besser rennen", sagte ich lächelnd und schulterte den Rucksack. "Ja", antwortete sie und lächelte zurück. "Jetzt geht's wieder." "Okay."

Slender-Die JagdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt