8. The Shadow

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"Was glaubwürdiger ist?", wiederholte ich. "Was hast du denn erlebt? Erzähl!", drängte ich. Doch Laura winkte ab. "Nein, erzähl du zuerst." Nach kurzem Zögern sagte ich langsam:"Na gut" und suchte nach den richtigen Worten, während ich meinen Blick umherstreifen ließ und an der Seite, die Laura kurz zuvor erhascht hatte, hängen blieb. Ich sah genauer hin und las die Worte:"ALWAYS WATCHES", darunter erblickte ich eine Zeichnung. Sie war in der Mitte des Blattes und bestand aus einem Kreis. Dieser musste ein Gesicht darstellen, denn dort, wo die Augen hätten sein sollen, waren zwei Kreuze. Dass es ein Gesicht war, das "Gesicht" unseres Verfolgers, begriff ich erst richtig, als ich unter der Zeichnung zwei weitere Worte entdeckte:"NO EYES". Laura riss mich schließlich in die Realität zurück:"Und? Erzähl schon", sagte sie freundlich. "Das hört sich nicht gut an", murmelte ich und schüttelte langsam den Kopf. "Was?", fragte Laura, die mich die ganze Zeit angesehen hatte. Sie folgte meinem Blick und blieb mit den Augen an der Seite hängen. Sie schaute zu mir, dann wieder zum Blatt und sah mich fragend an. Ich nickte.

Laura nahm sie in die Hand, starrte sie eine Weile an und brachte nur ein "Oh" heraus. Nach einer kurzen Stille bemerkte sie:"Wenn du das meintest, das hört sich wirklich nicht gut an." Sie schüttelte sich. "Ich will gar nicht daran denken, dass er uns jetzt die ganze Zeit beobachtet und weiß, wo wir sind." "Dann sag doch so etwas nicht, wenn du nicht daran denken willst", erwiderte ich grinsend. "Okay", sagte sie und grinste zurück.

"Also, was hast du erlebt?", fragte Laura schließlich. Ich überlegte kurz und sagte dann:"Kann ich dir das nicht unterwegs erzählen? Also ich will jetzt nicht von dem Kerl überfallen werden. Bestimmt plant er schon seinen nächsten Angriff ..." "Okay, erzähl's mir unterwegs", unterbrach Laura mich, die unter keinen Umständen an überraschende Angriffe denken wollte. Ich musste grinsen und drehte mich um, damit Laura die Seite in den Rucksack stecken konnte. Nachdem sie das getan hatte und wir uns wieder in Bewegung gesetzt hatten, fing ich an zu erzählen:"Also, ich hab dir nachgesehen, wie du in den Tunnel gelaufen bist. Nach etwa fünf Minuten wollte ich nicht mehr warten und bin dir langsam gefolgt. Hätte ja sein können, dass du in Gefahr warst", begründete ich mein Verhalten und sah Laura an. Die nickte nur. "Jedenfalls", fuhr ich fort, "hab ich plötzlich jemanden gesehen, der mir im Tunnel entgegengelaufen ist. Ich hab mich vielleicht erschreckt ... vor allem, weil ich kaum fünf Meter weit sehen konnte. Zum Glück ist er mir nur langsam entgegengekommen." "Moment", unterbrach mich Laura. "Wer er? Heißt das etwa, du bist unserem Typen, dem Verfolger, begegnet?" "Er ist nicht 'unser Typ'", stellte ich klar, "und ja. Ich bin stehengeblieben, aber er lief natürlich ungehindert weiter. Doch das Komische an ihm war: als ich mich an die Wand des Tunnels gepresst habe, damit er mich vielleicht nicht bemerkt, ist er tatsächlich einfach an mir vorbeigelaufen. Vielleicht hat er mich nicht bemerkt wegen der Dunkelheit, ich hab meine Taschenlampe nämlich nicht angemacht." "Das glaub ich nicht", sagte Laura nachdenklich, "aber es ist mir ein Rätsel." "Ich hab ihm verwundert nachgesehen, doch als ihn die Dunkelheit fast verschluckt hatte, drehte er sich um und ging in meine Richtung zurück! Ich bin sofort in deine Richtung weitergerannt", erzählte ich. "Aber immer so nah wie möglich an der Wand entlang. Dann hab ich es einmal kurz gewagt, mich umzudrehen, doch er war weg. Dann hab ich dich gesehen und ja ...", ich versuchte, das Ende zu formulieren, "den Rest weißt du ja." Laura nickte langsam. "Merkwürdig, sehr merkwürdig", murmelte sie schließlich. "Wieso merkwürdig? Hast du etwa das Gleiche erlebt?", fragte ich. "Nicht direkt ..." "Erzähl", drängte ich. Sie dachte kurz nach und sagte dann "Okay". Danach fing sie an zu erzählen.

"Was? Er ist auch dir begegnet? Wie kann das sein?", fragte ich nach ihrer Erzählung. "Das gibt's doch nicht." "Ich kann es mir auch nicht erklären ... war er vielleicht bei dir, bevor er mir begegnet ist?", überlegte Laura. "Nein", antwortete ich, "nach unseren Zeitangaben war er an zwei Orten gleichzeitig." Laura überlegte kurz. "Stimmt", sagte sie dann.

Slender-Die JagdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt