Wir liefen immer weiter, ich war fest entschlossen, den richtigen Weg zu finden und uns wieder aus dem Wald zu führen. Doch mein Instinkt sagte mir, dass wir tiefer in den Wald gingen. Ich blieb stehen und schaute mich ratlos zu Laura um. "Was ist los?", erwiderte sie meinen Blick, "sag bloß, du weißt nicht ..." Ich schüttelte den Kopf. "Du weißt den Weg nicht mehr?", beendete sie ihre Frage ungläubig. "Nein", antwortete ich wahrheitsgemäß, "aber ich habe eine Idee."
Damit sprang ich vom Weg, lief zwischen den Bäumen herum und tastete dabei im Halbdunkeln nach einem langen Ast. Nachdem ich einen gefunden hatte, schleifte ich ihn hinter mir her. Als ich wieder auf dem Weg war, erklärte ich:"Wir werden den Weg markieren." Dann rückte ich den Ast auf dem Waldweg zurecht, indem ich ihn quer darüber legte, sodass man umständlich über den Ast steigen musste, um weiterzukommen. "Gute Idee", meinte Laura, nachdem sie eine Weile zugesehen hatte. "Sammeln wir noch mehr Stöcke." "Machen wir", erwiderte ich und verschwand wieder zwischen den Bäumen am Wegrand, um an mehr Äste zu gelangen. Laura folgte mir.
Als wir genug hatten, erklärte ich:"Diese Richtung", ich deutete dorthin, wo wir hingehen wollten, "will ich nicht mehr entlanggehen. Ich habe das Gefühl, diese Richtung führt tiefer in den Wald. Ich möchte lieber zurück. Bist du einverstanden?" Laura überlegte eine Weile, bevor sie zustimmte. "Na gut, gehen wir zurück." Ich bemerkte, dass Laura den Rucksack trug und sagte noch:"Gibst du mir den Rucksack? Erstens musst du ja schon ein paar Äste tragen (natürlich haben wir sie geteilt) und zweitens kommst du dann schneller an Trinken ran, denn sonst müsstest du den Rucksack wieder abnehmen ..." Ich musste nicht weiterreden, damit sie verstand. Laura schien kurz zu überlegen, doch dann ließ sie den Rucksack mit einem Seufzer von ihren Schultern gleiten. "Also gut, hier hast du ihn, du Lasttier", grinste sie. "Hey, ich bin gut als Lasttier geeignet", scherzte ich und knuffte sie. Darauf knuffte sie zurück, legte mir aber den Rucksack an. "Danke", sagte ich. "Bittesehr, aber jetzt gehen wir, ja? Ich will heute noch zurück." "Ich auch", erwiderte ich und fröstelte leicht, als ich an mein warmes weiches Bett dachte. Zugegeben, ein Nachtlager im Wald war nichts dagegen.
Wir marschierten zurück, immer die Äste hinter uns herschleifend. Da wir nichts sagten, konnte man nur das Rascheln der Blätter hören, als die Äste durch das Laub schleiften. Außerdem vernahm ich das Rauschen des Windes in den Baumkronen.
Plötzlich hörte ich etwas anderes. Es war ähnlich wie das Rauschen, nur lauter. Ich hörte es nur sehr kurz, aber deutlich. Abrupt blieb ich stehen und sagte:"Hast du das auch gehört?" "Was?", fragte sie zurück. "Ich höre nichts. Obwohl ...", sie lauschte. "Meinst du den Wind?" "Nein, es war lauter. Ein lautes Rauschen", erklärte ich. "Okay ... bist du sicher, dass es keine Einbildung war?" Ich überlegte. "Einbildung ... kann sein ... ja, vielleicht war es nur Einbildung", antwortete ich langsam. "Gehen wir weiter." Laura nickte und wir liefen weiter den Weg entlang, es ging leicht abwärts. Wir gingen jetzt dicht nebeneinander, da ich mich nicht mehr so behaglich fühlte wie am Tag.
Nicht, dass ich ein Angsthase bin, aber stell dir mal vor, du bist den ganzen Tag im Wald und dann wird es dunkel. Du hast das Gefühl, dich verlaufen zu haben, gehst aber trotzdem weiter und hörst plötzlich ein dir unbekanntes Geräusch. So etwas wie ein sehr merkwürdiges lautes Rauschen. Hättest du da Angst? Im Dunkeln? Mit einem eigenartigen Geräusch? Also, ich vielleicht schon ...
Nach einer kleinen Stille fragte ich leise:"Willst du heute noch weitergehen? Ich würde jetzt gerne schlafen und mir ist es egal, wo. Ich bin schrecklich müde." Laura sah mich an und zögerte. "Mir geht es auch so", sagte sie langsam. "Ich glaube, wir sind gleich bei der großen Höhle von vorhin", vermutete ich. Um das genau überprüfen zu können, knipste ich die Taschenlampe an und schwenkte sie ein wenig zwischen den Bäumen umher. Doch ich erblickte keine Höhle. Und plötzlich vergaß ich sogar für kurze Zeit, nach einer Höhle Ausschau zu halten. Denn was ich sah, schockierte mich so sehr, dass ich für 10 Sekunden meinen Namen vergaß.
DU LIEST GERADE
Slender-Die Jagd
Hayran KurguLaura und Nina sind Freundinnen, die beide gerne in den Wald gehen. Eines Tages beschließen sie, einen Waldausflug zu unternehmen. Doch in diesem Wald, in den sie gehen, lauert eine Gefahr, die die Mädchen sich nicht hätten träumen lassen. Die Gefa...