Als James sah, wie sein Freund und Partner von der Königin erstochen wurde und allmählich zusammensackte, riss er sich aus der Erstarrung, in die ihn das Gesehene versetzt hatte.
So schlimm Jeffs Tod auch war, er musste jetzt an sich denken. Der Weg nach oben war nun frei! Er konnte es noch schaffen. Konnte sich sein Haus wieder erkämpfen.James sprintete los. Schon war er auf der Treppe in die zweite Etage. Die Wespenkönigin schien noch nichts bemerkt zu haben. James konnte nicht wissen, dass das Ungetüm sich noch weitere Happen aus der Kopfhaut und dem Nacken ihres toten Opfers gönnte.
Im zweiten Stock angekommen, eilte James auf die Doppeltür seines Schlafzimmers zu. Gleichzeitig hörte er, wie das dröhnende Summen wieder in eine andere Tonlage wechselte.
Er wusste, was das hieß. Die Wespe ließ von Jeff ab und würde sich wieder mit ihm befassen.Doch er hatte es geschafft! Mit einem 'Rumms' knallte er die Flügel der Doppeltür zu und schob den länglichen Holzbalken vor, der beide Flügeltüren einmal quer abriegelte.
Das sollte ihm erstmal Zeit verschaffen!Eilig hastete er nach links zum großen Panoramafenster, ging zielstrebig um die Ecke des großes Doppelbettes herum und strebte zu seinem Nachtschrank an der hinteren Wand. Er öffnete die oberste Schublade und nahm seinen Revolver zur Hand. Was für ein herrliches Gefühl!
Währenddessen war das laute Summen wieder nähergekommen. Die Wespe war auf der zweiten Etage! Doch das störte James nicht mehr. Er hatte jetzt seine Waffe in der Hand und würde diesem Ungetüm gleich zeigen können, wo es lang ging.
Er griff in eine kleine Pappschachtel, in der früher mal Tabletten gewesen waren, und zog ein Pistolenmagazin heraus. Er prüfte, ob das Magazin vollständig beladen war, nickte zufrieden, als er bemerkte, dass es komplett mit Patronen befüllt war, und rammte es in die Pistole.
Plötzlich hörte er einen dumpfen Schlag. Die Flügel der Doppeltür schwangen ein Stück nach innen, hielten aber dank des Querbalkens stand. Die Wespenkönigin schien nun zu wissen, wo James war, und versuchte hier herein zu kommen.
‚Na wenn schon!', dachte James hitzig. Er zog die Pistole einmal durch und entsicherte sie.
Jetzt fühlte er sich richtig gut! Die Schwere des geladenen Metalls in der Hand brachte ihm seine angeknackste Selbstsicherheit wieder zurück.
Sechs Schuss fasste ein ganzes Magazin – sechs Schuss! Und er war ziemlich gut darin, das wusste James. Schließlich fuhr er jedes zweite Wochenende auf eine Ranch für reiche Hobbyschützen, auf der man unerlaubte Schieß- und Jagdübungen abhalten konnte.Wieder krachte es gegen die Doppeltür. James Herz klopfte, aber nicht mehr vor Angst, sondern vor Vorfreude. Denn er hatte hier genug Munition zur Hand. Die Situation war bizarr, hatte aber auch etwas Abenteuerliches an sich und Erregendes. Er wollte jetzt sogar, dass die Wespe hier hereinkam, wollte sie vor sich fliegen sehen! So ein schönes großes Ziel direkt vor Augen war für den guten Schützen James Winter eine Kleinigkeit.
James spürte, wie das Adrenalin der Angst immer mehr dem einer Jagdlust wich. Er fühlte sich wie ein Krieger, der sich in dem Moment seines bevorstehenden Triumphes wähnt.
Gleich würde es vorbei sein! Gleich würde sein Haus wieder ihm gehören!Und dann konnte immer noch alles gut gehen.
Denn wenn dieses Monster tot war, hatte er wieder alles in seiner Hand. Dann würde er die Sache mit Antiquake bereinigen können. Er musste neben William eben jetzt auch Jeff und die Reste der Riesenwespe verschwinden lassen. Die kleinen Wespen waren ja schon so gut wie vertrieben.Es krachte zum dritten Mal gegen die Doppeltür und zum ersten Mal ächzte der hölzerne Balken verdächtig auf. Das tief dröhnende Summen der Königin schien nun etwas wütender zu klingen.
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Das Summen
TerrorJames Winter ist ein erfolgreicher und von sich überzeugter Immobilienmanager, dem jedes Mittel recht ist, um Grundstücke teuer zu verkaufen. Trotz Bedenken seines Wissenschaftlers hat er sein eigenes Anwesen mit einem neuen Mittel verputzen lassen...