Die Woche war vorbei. Die Woche war gut. James hatte seiner Meinung nach wie ein Rindvieh geschuftet, um auf seine Verkaufszahlen zu kommen. Doch er hatte es wieder mal geschafft und wirklich viele Immobilien verhökert.
Am besten war aber, dass er endlich dieses verwahrloste Feriengrundstück los geworden war. Mann! - was hatten sie da für Gelder reingesteckt, um dieses verwanzte Scheißhaus wieder flott zu bekommen. Es hatte zwar immer noch erhebliche Schwachstellen, aber der Käufer, allem Anschein nach ein Bänker, war damit zufrieden. Zum Glück auch! James wäre wahrscheinlich durchgedreht, hätte er diesen Schweinekasten auch nur eine Woche länger an der Backe gehabt.
Des Weiteren konnte er zwei Anwesen an einen Pharmakonzern verkaufen.
Er fragte sich zwar ständig, was das Unternehmen mit einer Villa mitten im Urwald wollte, aber er hatte sie verkaufen können und vor allem zu einem angemessenen Preis.Das war für James sowieso das Wichtigste! Es war ihm doch völlig schnuppe, was für Holzköpfe welche Grundstücke kauften. Die Hauptsache war doch, dass er sie teuer verkaufen konnte, damit er auch eine ordentliche Provision abbekam. Und diesmal hatte er sich auch einen hohen Bonus verdient, so oft wie er sich die Ohren wund telefoniert hatte, um alles rechtzeitig unter Dach und Fach zu bekommen.
Seiner Meinung nach war er sowieso der Einzige, der vernünftig arbeitete. Die Anderen lungerten die meiste Zeit doch nur herum, warteten auf das ganz große Bombengeschäft, mit dem sie ordentlich abkassieren könnten, während er selbst niemals zu faul war, auch die kleinsten Fische an die Haie heranzutragen. Als er letzten Monat mit einem zusätzlichen Gehaltsscheck ausgezeichnet wurde, nahm er das vollkommen gelassen hin. Schließlich war das doch längst überfällig gewesen!
Aber jetzt hatte er die Woche endlich rumgekriegt und freute sich auf das bevorstehende Wochenende.
Mit solcherlei Gedanken fuhr er auf einen der Highways von Barrington gerade nach Hause, als die Erde plötzlich zu beben begann. Sofort hielten fast alle Autos am rechten Straßenrand an. Auch James brachte seinen Ford Probe sofort zum Stehen, stieg aus und sah sich um. Er nahm alles nur noch verwackelt wahr.
Einige Autofahrer waren nicht angehalten, sondern preschten mit Vollgas den Highway entlang, als wollten sie regelrecht aus der gesamten Szenerie entkommen. Das war natürlich Unsinn, denn dies war eines der ganz typischen kalifornischen Erdbeben, das sich nicht nur auf diese Straße beschränken würde.
James konnte sehen, wie ein Wagen abrupt gestoppt wurde, weil der Fahrer zu spät einen umgestürzten Pfeiler sah, der eben noch intakt neben dem Highway gestanden hatte. Vermutlich gab es einen Knall, als der Wagen dagegen prallte, aber den hörte man nicht, weil der Lärm des Bebens einfach alles übertönte. James blickte zu den Fahrzeugen vor und hinter sich. Viele Leute waren bereits geflohen, hatten ihre Wagen offen zurückgelassen.
James stand unerschrocken neben seinem Ford und dachte: ,Mann, was sind das denn alles für Angsthasen! - Das ist doch ein total normales, stinkendes Erdbeben!' Es war wirklich erstaunlich, dass es für einen Amerikaner völlig normal war, mit einer Waffe ins Bett zu gehen, um sein Haus und seine Familie zu beschützen, obwohl dieser Fall so gut wie nie eintrat. Aber bei einem gewöhnlichen Erdbeben, was hier immerhin eine alltägliche Katastrophe war, rannten sie kopflos davon, als kam das völlig unerwartet, und jeder hatte freien Zugang zu ihrem Pkw.
Allmählich hörte das Zittern auf, es kam jetzt nur noch in wenigen Abständen. James taten die Augen vom Betrachten der wackligen Bilder weh. Es war, als wären sie alle gerade Spielfiguren auf einem Spielbrett gewesen, das ein kleines Kind aus reinem Spaß hin und her geschüttelt hatte.
Er schloss die Augen, und wartete.
Nach einer Weile war es vorüber. Die Leute liefen zu ihren Wagen zurück und suchten sie nach Schäden ab. ,,Verdammter Mist!", brüllte James wütend, während er seinen Wagen betrachtete. Die beiden Lampen waren zersprungen, die Frontscheibe hatte einen leichten Riss. Ansonsten war aber nichts weiter Auffälliges festzustellen.
,Scheiss Erdbeben!', dachte James wütend. Dann erhellte sich seine Miene sogleich ein wenig, so als wüsste er ein Geheimnis. ,Aber ich bin gespannt, wie es zu Hause aussieht. Wenn das Mittel gut ist, werden die Nachbarn Augen machen!'
Siegesgewiss, als sei doch noch nicht alles ganz so schlimm, stieg James in seinen Wagen. Er fühlte sich erleichtert, als er das vertraute Aufbrummen des Motors hörte, der anscheinend heil davongekommen war. Auch die Straße hatte, bis auf ein paar umgestürzte Pfeiler, Schilder und Lampen, nur ein paar Risse und war noch einigermaßen befahrbar. Daher setzte James auch sofort seinen Heimweg fort, ohne sich nach den anderen Leuten umzuschauen. Einige von ihnen hatten ihm gewunken, er sollte anhalten und helfen, aber so was kam für James überhaupt nicht in Frage.
Ihn interessierte jetzt nur noch eins: Hatte seine Haus das Erdbeben überstanden?! Er brannte förmlich darauf, die Antwort zu erfahren.
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Das Summen
KorkuJames Winter ist ein erfolgreicher und von sich überzeugter Immobilienmanager, dem jedes Mittel recht ist, um Grundstücke teuer zu verkaufen. Trotz Bedenken seines Wissenschaftlers hat er sein eigenes Anwesen mit einem neuen Mittel verputzen lassen...