Kleine Schreibschule: Charakteren Charakter geben

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Hallo hallo, ich dachte mir, dass ich mal ein bisschen was von dem Wissen , was ich über viele, viele Jahre gesammelt habe, an die nächste Generation weitergebe. (Gott, fühle ich mich gerade alt!)

Heute geht es darum Charakteren Charakter zu geben.
Und ich rede nicht von Vorname, Nachname, Aussehen, - das kann jeder- ich rede von der Persönlichkeit.
Von einem kleinen Detail, das dem Charakter Leben einhaucht, von dem Lichtpunkt in den Augen, von der Narbe am Kinn. Wir wollen ja professionellen Shit schreiben.

Lasst euch ruhig von euren Mitmenschen inspirieren. Nehmt Dinge, die ganz typisch für eure Freunde sind, für eure Charaktere. Nehmt Makel, Fehler, Stärken und Schwächen. Alles, was dem Charakter Leben einhaucht. Eure Mitmenschen sind die beste Inspiration für Charaktere. So schafft ihr es, tiefe und facettenreiche Charaktere zu erschaffen.

Hier ein paar Beispiele: eine Tasse, aus der der Charakter immer trinkt, eine Jacke, die er anzieht, wenn es draußen regnet, ein Lied, dass er hört, wenn es ihm schlecht geht, eine nervige Angewohnheit (er wippt mit dem Fuß, er knabbert am Daumen) Kuschelsocken, die er anzieht, wenn er krank ist, ein ausgefallenes Hobby, ein Tier, nach dem der Charakter verrückt ist, ein Lieblingsessen, ein Lieblingsduft, eine Lieblingsmarke...

Ich nehme mir manchmal Sims 3 zur Hilfe (an alle, die das nicht kennen: ist es sehr kalt hinterm Mond?). Ich beziehe mich gar nicht auf das Spiel an sich, sondern der Charakter- Funktion. Also: ich schreibe 5 Charaktereigenschaften auf, das Lieblingsessen, Lieblingsmusik und Lieblingsfarbe des Charakter. Und was noch wichtig ist. Auch wenn das gar nichts mit der Story zu tun hat. Vielleicht fragt euch jemand mal, was die Lieblingsfarbe eures Charakter ist, und dann wisst ihr es.

Und bitte (!) distanziert euch von perfekten, superschönen, reichen, mega intelligenten Alleskönner-Charakteren. Die nerven krass und sind unrealistisch. Bitte erschafft auch keine eintönigen, charakterlosen Charaktere, die nur tun, was sie tun, weil sie es müssen. (Na, fühlt ihr euch an euren Hauptcharakter erinnerst?) Autoren wie Cornelia Funke erschafft unperfekte und facettenreiche Charakteren, anstatt langweilige, eintönige und perfekte Charaktere.

Zum Beispiel Adrian (aus meiner Geschichte 'Killer Bird'): Adrian ist wahnsinnig, er strebt nach Macht, ist skrupellos und tut alles, um das zu bekommen, was er will. Und dabei achtet er nicht auf die Gefühle anderer. Vermutlich ist er auch ein Autist. Trotzdem ist er seinem Bruder sehr nahe. Und was viele nicht wissen ist, dass er das Weltall faszinierend findet. Das kam bis jetzt noch nie vor, wer weiß, ob es je vorkommen wird. Aber es gibt ihm Tiefe.

Doch wichtig ist auch: sagt nicht nur, dass euer Charakter verrückt ist, sondern zeigt es auch durch die Taten des Charakters! (Alle, die Adrian kennen, wissen, dass er verrückt ist, weil ich es ihnen gezeigt habe.) Und tut nichts, was dem Charakter des Charakters entgegenspricht. Zum Beispiel würde ein gutherziger Martin nie einen Menschen töten. Die verklemmte Ava würde nie mit einem Fremden rumknutschen, der ruhige Jake würde nie jemanden verprügeln. Ihr versteht das Prinzip?

Auch wenn mal ein Nebencharakter seinen Auftritt hat und schon nach einem Kapitel wieder verschwindet. Dann gebt ihm  vielleicht nur drei anstatt fünf Charaktereigenschaften. Zum Beispiel Breaker. Er kommt nur einmal vor, aber wir erfahren, wie eingebildet und selbstverliebt er ist, wegen Äußerungen wie "Wenn ich mitmache, dann wird das schon gut werden!"

Versucht also, eurem Charakter Tiefe zu geben.
Also: gebt eurem Charakter Brille, Zahnspange, Sommersprossen, Ticks, nervige Angewohnheiten, Hobbys, Stärken, Schwächen, Phobien, Lieblingssachen, No-Go's, Ziele und Ängste, auch wenn das nichts mit dem Plot zu tun hat. Lasst eure Umwelt und eure Mitmenschen eure Inspiration sein. Arbeitet mit dem (von mir frisch ausgedachten) Sims 3 Prinzip. Gebt euren Charakter Tiefe und Facetten und lasst sie so zum Leben erwachen und in einer realistischen Story teilhaben!

Der Meister hat gesprochen.
Der Meister geht elegant weg.
Der Meister stolpert und fällt hin.
Der Meister kommt sich blöd vor.

Tschö mit ö!

Blog der HundeweltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt