26.08.2018

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Verschlafen stand ich vor dem Spiegel und versuchte mein Gesicht zu begutachten. "Oh Gott, du siehst aber wieder mal richtig gut aus", dachte ich ironisch und begann sofort mich fertig zu machen. Wer jetzt erwartet, dass ich mich total schminke, sodass mein keine Haut mehr im Gesicht sieht - falsch gedacht. Das einzige, was ich tat, war mein Gesicht zu waschen, meine Zähne zu putzen, meine Haare zu kämmen und noch meinen Geruch etwas auszubessern. Dann war ich um einiges wacher und sah auch etwas besser aus.

Immernoch nicht so ganz wach trottete ich in das Wohnzimmer meines Onkels zurück, wo meine Mutter und ich diese Nacht übernachtet hatten. Wir fuhren nämlich heute in den Urlaub, aber dazu mussten wir erst mit dem Zug von Stuttgart nach Köln fahren.
Es war ungefähr 7:30 Uhr als wir die Wohnung meines Onkels verließen und in Richtung der Straßenbahnhaltestelle liefen. Kurze Zeit später kam sie auch schon und wir setzten und gemütlich in den hinteren Teil des ersten Wagons. Als erstes hatten wir eine 20 minütige Fahrt zum Hauptbahnhof vor uns. Während der Fahrt schaute ich aus dem Fenster und versuchte die nervenden Kleinkinder hinter uns zu ignorieren. Erleichtert atmete ich auf, als sie endlich ausstiegen und eine ungewohnte aber sehr angenehme Ruhe herrschte.

Natürlich waren wir viel zu früh dran. Als erstes informierten wir uns über die Wagenreihungen aber mal ganz ehrlich: wer glaubte tatsächlich, dass Züge der deutschen Bahn pünktlich und mit der richtigen Wagenreihung kamen? Also ich auf gar keinen Fall!
Nach einer nicht allzu langen Wartezeit kam der Zug und wir erwartet, waren die Wagen in der falschen Reihenfolge. Also nochmal das ganze Gleis zurücklaufen - es war ja nicht so, dass unser Wagen laut Plan am weitesten draußen hätte sein sollen, nein! - und natürlich waren so gestresste Menschen unterwegs, dass es mir deren Benehmen so was von auf den Zeiger ging.
Im Zug hatten wir schnell unseren Sitzplatz gefunden und verstauten unsere Koffer auf der Ablagefläche. Eigentlich war ich nicht motiviert, aber aus einem gewissen schulischen Zwang heraus (auch wenn es Ferien waren) fing ich sofort an, Latein Vokabeln zu lernen. Immerhin schreib ich dieses Jahr mein Latinum und irgendwann musste man ja mal anfangen, oder? 

Mein Onkel machte das beste Zugvesper auf der Welt. Ich kann gar nicht beschreiben und erklären warum, aber es war einfach so und gehörte zu den feststehenden Fakten. Und da der Hunger sich langsam bemerkbar machte, ich hatte nichts als Frühstück gegessen, machte ich mich hungrig über das leckere Vesper her. Es bestand aus Brot mit Kräuterfrischkäse und Schinken, Tomaten und Eiern. Ansonsten lief die Fahrt ruhig, bis auf das, dass unser Zug erst eine halbe Stunde in der Pampa rumstand und der Zug danach in Koblenz gestrichen wurde, alle ausgestiegen sind und wir dann auf den nächsten Zug warten mussten. Der Nachfolgezug hatte dann natürlich dann auch Verspätung wegen unserem. Jaja, deutsche Bahn und so...

Nach einer weiteren Stunde mit dem neuen Zug kamen wir tatsächlich noch in Köln an, was ein Wunder! Direkt am Bahnhof angekommen, musste ich sehr dringend auf die Toilette - Mädchendinge und so - und ich probierte mein Glück bei McDonald's. Ja, ich sagte: ich probierte mein Glück, denn es gab keine Toilette! An der ganz normalen Bahnhofstoilette war eine riesen Schlange und ich hatte ein Problem. Frustriert, enttäuscht und wütend kehrte ich zu meiner Mutter zurück und wartete mit ihr gemeinsam auf den Shuttle zum Schiff. Ich war schon total gespannt und freute mich unglaublich darauf, weil es für mich inzwischen schon wie zu einem zweiten Zuhause geworden war. Das klingt jetzt total eingebildet, aber so tickte ich nicht. Ich war ein unscheinbares und auch leicht zu übersehendes Mädchen. Ich habe wenige enge Freundinnen, eher mehr enge Kumpels und mir ist es relativ egal, was andere von mir denken. Hauptsache ich fühle mich wohl. 

Nach ungefähr halben Stunde waren wir nach ein paar Minuten Busfahren am Rhein angekommen und die Vorfreude in mir stieg weiter. Ich war total glücklich und strahlte von einem bis zum anderen Ohr. "Guck mal, da sind die Häuser von denen ich dir erzählt habe", wies ich meine Mutter auf die Kranenhäuser auf der anderen Rheinseite hin. "Da können wir ja dann in einer Woche direkt mal vorbeischauen." Beschwingt liefen wir zum Schiff und bekamen zur Begrüßung gleich mal eine Rose überreicht. Diese Geste war zwar normal, aber trotzdem freute man sich jedes Mal neu darüber eine kleine Aufmerksamkeit zu bekommen. Aber nun war es mal an der Zeit die neue  Kabine zu begutachten und auf die Toilette zu gehen. 

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