s e c h s

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Müde klang sie, seine Stimme, ausgelaugt und angegriffen. Sie reichte kaum noch über ein heiseres Flüstern hinaus. "Meinst du ...", setzte er an, doch seine Stimmbänder versagten.

Mein Zeitgefühl hatte mich verlassen, doch es musste noch immer mitten in der Nacht sein, und an Schlaf wollte ich nicht glauben; es hätten mich doch wieder nur Albträume heimgesucht.

"Meinst du, sie ..." Dieses Mal verließ ihn der Mut.

Ich schwieg und umklammerte seine Hand. Hoffnung hatte in seinen Ansätzen mitgeschwungen und machte mir Angst. Er atmete durch, ich spürte, wie sein Brustkasten zitterte. "Meinst du, die da oben werden sich eines Tages einigen? Eines Tages den Krieg beenden, bevor sie sich gegenseitig ausgelöscht haben? Glaubst du - glaubst du an Frieden?"

"Ich... ich war zu naiv, um zu glauben, dass dieser Krieg ausbrechen könnte. Aber jetzt werde ich nicht so naiv sein zu glauben, dass sie ihn einfach beenden können.

Das ist ein Krieg, in dem niemand mehr unterscheiden kann, wer Freund und wer Feind ist; es ist nicht mehr so, dass grüne Uniformen gegen weiße kämpfen. Es gibt kein Schlachtfeld mehr, auf dem sie sich gegenüberstehen; jeder sitzt in seinem Loch, tötet auf Distanz und bekommt Befehle aus der Ferne. Niemand weiß, mit wem er wirklich spricht und auf wessen Loch er da feuert."

"Eben deshalb müssen sie doch irgendwann aufhören."

"Du träumst. Aufhören ist gleich: Klein beigeben. Wenn jeder nur noch für sich selbst kämpft, trägt jeder seinen Stolz. Und den gibt man nicht weg."

"Glaubst du denn gar nicht, dass der Mensch denn wenigstens ein Fünkchen Gutes in sich trägt?"

Ich kniff die Augen zu, um die Tränen zurückzuhalten. "Ich würde das gern glauben, aber mein Leben hat mir anderes gezeigt."

Er schwieg eine lange Weile.

"Du meinst zwar, ich träume; aber nicht alle können den Traum von Frieden so einfach aufgeben. Und wenn es diesen Traum noch gibt, dann kann er eines Tages auch in Erfüllung gehen, oder?"

Nov/2093Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt