Alles vorbei?

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Percy lachte leise, als er beobachtete, wie sein kleiner Gefährte versuchte, ein Eichhörnchen einzuholen. Der Jüngere hatte zwei Tage gebraucht, um sich nach der Trennung, wirklich wieder zu beruhigen und selbst jetzt ließ Neveo ihn kaum aus den Augen, war immer in der Nähe und hatte sogar schon versucht, Lucius zu kratzen, als der Blonde sich zwischen sie hatte drücken wollen, das Tier auf dem Boden vermutlich gar nicht erkennend. Es war keine Absicht gewesen, aber es hatte Neveo wieder sehr aufgeregt. 

Auch jetzt rannte der Andere nur so scheinbar unbesorgt, weil niemand sonst zu sehen war. Warum der Schneeleopard so ausgerastet war, war ihm ein Rätsel. Er hatte seinem Kleinen mehrfach gesagt, dass er zurückkommen würde, trotzdem hatten die Zwillinge schließlich ihre Tür auswechseln müssen. Nun, vielleicht hatte es was mit dem Zustand zu tun, indem er den Anderen gefunden hatte, der noch immer nicht mal Anstalten dazu machte, sich zurückzumorphen. 

Er hatte Neveo mehrfach darauf angesprochen, doch sobald das Thema zur Sprache kam, stellte sich der Jüngere dumm, als würde er Percy nicht verstehen. Der Rotschopf wusste einfach nicht, was er davon halten sollte, es schien ihm so unverständlich. Hatte sein Kleiner denn nicht in den letzten Wochen gesehen, dass er hier sicher war, dass Niemand es auch nur wagen würde, ihn anzugreifen? Was war es dann, was der Junge so fürchtete? Ja, er wusste, der Andere war um die fünfzehn Jahre alt, aber war er damit nicht auch zu alt, um sich auf diese Weise zu verstecken? Es machte ihm Sorgen, denn er wusste einfach nicht, was mit einem Teenager geschehen sein musste, um so was auszulösen. Es machte ihm sogar Angst.

Schließlich morphte Percy selbst, streckte kurz seinen immer noch von der Verletzung juckenden Hinterlauf und lief los, hinter dem weißen Leoparden her, der inzwischen auf einem flachen, hellen Stein saß und fasziniert den Bach beobachtete, der zu seinen Tatzen floss, das Eichhörnchen schien vollkommen vergessen und Blut sah Percy auch nicht. Dabei hätte er es vermutlich in seiner jetzigen Form gejagt und umgebracht. Nun, ihm war schon die gesamte Zeit aufgefallen, dass sein Gefährte jagte, aber nicht tötete, er aß ja nicht mal rohes Fleisch, ließ sich immer nur Gekochtes, Gebratenes oder Gebackenes geben. Vielleicht hatte er schon zu viel Blut gesehen. 

Harry strahlte, als er sah, dass Percy wieder zum Panther geworden war, sprang den Größeren an, begann, sich spielerisch mit Diesem zu beißen, auch, wenn er jedes Mal hoffnungslos unterlag. Es war einfach nur ein Spiel, das er sehr genoss, hier in der Wärme des Sommertages, auf der saftig grünen Wiese, die er nicht selbst hatte mit einer Nagelschere schneiden müssen. Es war die größte Freiheit, die er je genossen hatte.

Harry wurde nicht geschlagen, er hungerte nicht, Percy hatte dafür gesorgt, dass ihm nichts mehr weh tat, er musste nicht kämpfen, er war nicht allein, Jemand hielt ihn, es war im Grunde, wie er es sich immer erträumt hatte. Das Leben als Katze, als Haustier eben. Daher schaltete er einfach ab, jedes Mal, wenn der Rotschopf mit morphen begann. Er wollte nicht.

Denn dann würde er Alles verlieren.

Niemals würde Percy ihn bei sich behalten, wenn er sehen würde, was sich hinter dem Fell versteckte. Der Andere war Todesser und die wollten ihn tot sehen. Außerdem war er als Mensch einfach nur abstoßend hässlich mit Narben, die Wörter ergaben, die er manchmal selbst glaubte. Freak, um das Häufigste zu nennen. Niemand sollte das je erfahren oder sehen. Und er war mit dem Leben, so wie es gerade war, zufrieden. 

Sein Geist passte sich manchmal dem Körper an, seine Aufmerksamkeit wurde von einem Schmetterling gefangen genommen, die Tage schienen wie im Flug zu vergehen. Er träumte nur selten so schlecht, dass er Percy damit aufweckte, konnte sich ablenken, von Cedric, von Voldemort, von dem Verrat seiner angeblichen Freunde und Vertrauten. Hier war er jemand Anders, selbst die Zwillinge akzeptierten das und schienen manchmal sogar zu vergessen, wer er mal gewesen war, wenn sie spielten. 

sowas wie liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt