Kapitel 5

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Kapitel 5

„Frau Düwel? Helena! Das ist doch ungesund", versuchte Gregor mich von meinen selbstzerstörerischen Tendenzen abzubringen. „Sie verletzten sich noch am Kopf!"

Genau das war Sinn und Zweck dieser Übung, aber trotzdem stoppte ich in meinem Tun. Allerdings nur. weil ich wirklich bereits Sternchen sah und das Ganze doch ziemlich schmerzhaft war.

„Ich bin geliefert! So was von geliefert", murmelte ich mehr zur Tischplatte und mir selbst, trotzdem bekam Gregor es mit. „Warum sind Sie - äh du – denn geliefert? Du bist doch verbeamtet. Da kann man goldene Löffeln klauen und..."

„Das hat nichts mit meinem Beruf zu tun", unterbrach ich seinen Sermon, „sondern damit."

„Womit?" Da ich ihn immer noch nicht ansah und lieber in die leicht fleckige Optik der Tischplatte vernarrt blieb, war ‚damit' für ihn natürlich nicht gerade präzise.

„Mit dieser Ausgeburt des Bösen, die du gerade in der Hand hältst", präzisierte ich also meine Ausführungen.

„Dem Handy?", er klang verblüfft. „Ich wusste gar nicht, dass du ein Technikhasser bist. Obwohl, wenn ich mich richtig erinnere, wolltest du das Smartboard im Unterricht auch nie benutzen."

„Das hat weniger was mit Technik als mit Vampiren zu tun. Smartboards beißen einen schließlich nicht, die nerven nur", entfuhr es mir. Wirklich, ich dachte in dem Moment einfach nicht nach. Mein eigenes Elend beschäftigte mich einfach zu sehr.

„Vampire?", rief Gregor entgeistert und erst in dem Moment realisierte ich, was ich gerade laut gesagt hatte, nämlich das ich Vampire verabscheute. Danach konnte ich es ihm wohl kaum verübeln, wenn er sich nun davonschlich. Vermutlich hielt er seine ehemalige Lehrerin für überspannt und komplett durchgedreht. Ich machte mir nicht einmal die Mühe hochzusehen, um seine Flucht mitzubekommen, sondern starrte lieber weiter auf meine Tischplatte. Inzwischen gewann ich sie richtig lieb.

Um 22 Uhr würde ich als Abendbrot für einen Vampir enden. So richtig wahrhaben wollte ich das ja nicht.

„Hast du Vampir gesagt, Helena? Ein Vampir bedroht dich. Welcher Vampir ist es?", fragte Gregor auf einmal. Verdutzt sah ich nun doch hoch. Er war ja noch da und mit dieser Frage hatte ich bestimmt als letztes gerechnet.

„Was meinst du mit ‚welcher Vampir'? Du musst mich doch für komplett gaga halten."

Gregor schüttelte den Kopf. „Nein, ich weiß schon seit Jahren, dass es Vampire gibt."

Mir klappte die Kinnlade runter. „Du weißt was?" Vampirologie gab es meines Wissens nach weder als Schul- noch als Studienfach. „Wenn man sich mit Statistik beschäftigt, ist das auch eigentlich gar nicht so unglaublich. Du musst dir nur mal die Zahlen verschwundener Menschen anschauen", Gregor deutete auf sein T-Shirt, „es gibt auf alle Fälle Leute, die Bescheid wissen."

„Du willst mir jetzt nicht erzählen, dass es Dean und Sam Winchester wirklich gibt, oder?", scherzte ich. Obwohl ich dagegen nichts gehabt hätte. Dean als mein persönlicher Leibwächter wäre schon ganz nett.

Gregor schüttelte den Kopf. „Die beiden gibt's natürlich nicht, aber es gibt Jäger."

„Wie Jäger?" Ich kam inzwischen noch dümmer vor als sonst in seiner Gegenwart.

„Weißt du, es gibt Leute wie mich, die sich mit dem Übernatürlichen in der Welt beschäftigen."

Ja, zum Beispiel die Spinner auf dem Forum, auf dem ich die nutzlose Information mit dem Eisenkrauft aufgeschnappt hatte. „Wir suchen Informationen über das Übernatürliche und sammeln sie."

Rabenschwarze NächteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt