Kapitel 7 - zweiter Teil

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Kapitel 7.2

Eine heiße und sehr ausführliche Dusche war das, was meine angeschlagenen Nerven nun brauchten. Langsam schälte ich mich vom Sofa und trottete ins Badezimmer. Ein Blick in den Spiegel über dem Waschbecken war wenig schmeichelhaft und offenbarte mir nur, dass meine Gesichtsfarbe ungesund teigig war. Ich kniff mir in die Wange, damit ich wieder etwas Farbe bekam, streckte meinem Spiegelbild die Zunge heraus und machte auf dem Weg zur Dusche einen Bogen um die Toilette. Ich hatte das dumpfe Gefühl, dass Toiletten mir nächster Zeit suspekt bleiben würden.

Meine Kleidung katapultierte ich mit Nachdruck auf den Boden, schob dann den Duschvorhang zur Seite und drehte das heiße Wasser auf. Das Gefühl des warmen Wassers auf meiner Haut entspannt mich allmählich. Ich griff nach meinem liebsten Duschgel, das ich immer nur benutzte, wenn ich Stress hatte, es roch nach Erdbeeren und Pfirsichen, und sowohl Julia als auch mein Bruder fanden, es stinke, und schäumte mich ein. Gleich würde ich ins Bett fallen und mich am nächsten Tag auf dem pädagogischen Tag langweilen und alles würde normal sein. Genauso so würde es ablaufen, jawohl. Ich schloss die Augen, genoss das Gefühl des Wassers auf meiner Haut und summte vor mich hin.

Vielleicht konnte ich Tom ja wirklich mal anrufen. Aus meinem Summen wurde lautes Singen. Fröhlich beschall ich mein Badezimmer. Die Beklemmung, die ich seit meinem Fund verspürte, verschwand zwar nicht vollständig, aber sie wurde besser.

Leider hielt diese Verbesserung meines allgemeinen Wohlbefindens nicht sehr lang an. Ich sang gerade lauthals, als ich ein heiseres Lachen, das ich langsam zu hassen begann, und eine Stimme, die ich an diesem Abend bestimmt nicht mehr hören wollten, unterbrachen.

„Erdbeere und Pfirsich?"

„WAHHHHH!" Vor Schreck ließ ich das Duschgel fallen.

„Mit dem Geruchspotpourri hättest du am Hof von Ludwig XIV. vollsten Erfolg gehabt."

Ich schloss wieder einmal die Augen und schickte ein stilles Gebet in himmlische Richtungen.

Bitte, bitte, lass ihn nur eine Ausgeburt meines übermüdeten Gehirns sein.

Wenn ich den Duschvorhang zur Seite schob, würde niemand dasitzen. So musste es einfach sein. Vorsichtig lugte ich am Duschvorhang vorbei und hatte natürlich Pech. Er saß im Schneidersitz auf meiner Toilette und schien sich bestens zu amüsieren, wenn man dem diabolischen Gesichtsausdruck glauben durfte.

„Gretchen, Gretchen, ich muss schon sagen, da lässt man dich den Abend allein verbringen und erwartet nur, dass weitere Informationen zum neusten traurig Verblichenen besorgst und du bringst gleich den dazugehörigen Kopf. Wie ein treues Hündchen." Der Tonfall war unangenehm feixend.

„Ich... Ich...", ich räusperte mich und fragte mich, was zum Teufel ich eigentlich sagen wollte. „Darf ich mich erstmal anziehen, bevor wir dieses Gespräch führen?", rutschte mir schließlich heraus.

„Angst um deine Tugend, Gretchen?" Ich war langsam wirklich versucht, ihm eine Shampooflasche gegen den Kopf zu werfen, auch wenn ich vermutlich nicht treffen und danach sterben würde. Die Versuchung wurde trotzdem immer größer.

„Keine Angst", er erhob sich geschmeidig, „ich habe schon zu Abend gegessen."

Ich zog den Kopf wieder ein. Diese Auskunft beruhigte mich kein bisschen. Ich stand hier splitterfasernackt unter der Dusche und der mobbte / neckte / amüsierte sich auf meine Kosten. Wie auch immer man es nennen wollte.

Ich hörte, wie er die Badezimmertür öffnete. „Ich erwarte die im Wohnzimmer, Gretchen."

Die Tür fiel ins Schloss.

Rabenschwarze NächteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt