Kapitel 8: Offenbarungen

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Am nächsten Morgen, nach den ganzen Ereignissen war mein Schlaf nicht wirklich erholsam gewesen, Morpheus hatte mich regelrecht aus seinen Armen geschubst, fühlte ich mich wie ein Zombie. Allerdings sehnte ich mich nicht nach Menschenfleisch oder Gehirnen, sondern...

„KAFFEE!"

Ich stürzte in die Lehrerküche. Es war mir heute egal, ob der Kaffee hier wie Geschirrspülwasser schmeckte und mir auf den Magen schlug. Hauptsache er enthielt Koffein. Die drei Kassen zum Frühstück hatten definitiv nicht gereicht, ich brauchte mehr. Sonst würde ich diesen Tag nicht überstehen.

Wie noch niemand hatte Kaffee gekocht? Was war das hier für ein Saftladen? Wofür hatten wir eigentlich Referendare? Ich funkelte sie böse an, wie sie da an ihrem Tisch saßen und über Unterrichtsbesuche diskutierten und unschuldig aus der Wäsche schauten. Die hatten sich gefälligst mit dem Wesentlichen zu beschäftigen und das hieß für sie Kaffee kochen. Alles musste man selbst machen. Ich füllte Wasser in die Kaffeemaschine und kramt das Kaffeepulver aus der Schublade hervor, nur um es fast vor Schreck fallen zu lassen.

„Koffeinfrei!" Fassungslos starrte ich die Packung in meinen Händen an und wandte mich dann wutschnaubend Richtung Lehrerzimmer. „Welcher Vollhorst kauft koffeinfreien Kaffee? Will der uns umbringen?" Meine Kollegen, die an ihren Tischen saßen und so taten als würden sie arbeiten, sahen sich betreten an. Julia nuschelte etwas von: „Sie hat gestern ein traumatisches Erlebnis gehabt." Dann sahen sie alle kollektiv weg und wandten sich wieder ihren jeweiligen Beschäftigungen zu. Wütend stampfte ich auf, kurz versucht, ihnen allen mit dem Kaffeelot den Garaus zu machen, machte mich dann aber auf die Suche nach richtigem Kaffee. Irgendwo, in diesen ganzen zahlreichen Schränken, musste doch noch ein trauriger Rest stecken.

Traumatisches Erlebnis, das ich nicht lachte. Das gestern war knochenerweichend erschreckend, grausam und widerlich gewesen, aber ich war nicht traumatisiert davon. Traumatisiert sein würde ich höchstens, wenn ich nicht endlich an Koffein kam. Verdammt noch mal, was machten meine Kollegen eigentlich in dieser Küche? Alle Küchenutensilien hier abladen, die sie Zuhause nicht mehr gebrauchen konnten? Ich hatte inzwischen drei alte Mixer, zwei Knoblauchpressen und ein wirklich potthässliches, ockerfarbenes Geschirr gefunden. Wütend kramte ich weiter. Wenn das so weiterging, konnte ich bald bei Bares für Rares vorbeischauen. Nur dass ich an Kaffee mit Koffein kam, die Hoffnung konnte ich so langsam beerdigen. Na gut, einen Schrank gab es noch. Ich ließ mich auf die Knie sinken und krabbelte regelrecht in ihn. Drei kaputte Tassen und eine Espressomaschine später: „KAFFEE!" Glücklich kroch ich rückwärts aus dem Schrank und umarmte das Paket. Endlich war ich wieder ein zufriedener Mensch. Während ich aufstand und mir den Staub aus der Kleidung klopfte, die Küche war ehrlich ein Drecksloch, schüttelten meine Kollegen nur die Köpfe. Während ich das Pulver in die Maschine löffelte, standen sie kollektiv auf, wie eine Armee von Klonkriegern, und trotten in die Aula, um einem spannenden Vortrag über irgendein neues Verwaltungsprogramm zu lauschen.

Sollten Sie doch nur.

Würde sowieso nicht auffallen, wenn ich nicht da war. Ich schlich mich bei so etwas sowieso immer rein, kritzelte meinen Namen auf die Teilnehmerliste und robbte dann wieder raus. Der Trick war, dass man sich in der Nähe einer Säule platzierte und einfach unter dem Radar des Redners blieb.

Glückselig lauschte ich den glucksenden Geräuschen der Kaffeemaschine. Während ich darauf wartete, dass der Kaffee durchlief, sah ich auf mein Handy und stellte fest, fass mich Gregor mit Nachrichten bombardierte hatte und mich dazu aufforderte, in meinen E-Mail-Account zu schauen. Er habe Neuigkeiten für mich. Kurz debattierte ich mir, ob ich sie mir auf dem Handy ansehen sollte. Doch dann entschied ich mich dagegen und goss mir erstmal eine große Tasse Kaffee ein, suchte im Kühlschrak nach noch genießbarer Milch und machte mich dann auf den Weg in den Lehrerarbeitsraum. Hinter dem hochtrabenden Namen verbarg sich ein Kabuff mit fünf Computern, einem Drucker und einer Menge Nachschlagewerke. Dort würde ich mit Sicherheit eine Weilte meine Ruhe haben. Kollegen, die sich wie ich vor dem Vortrag drückten, würden eher heimlich auf dem Lehrerparkplatz rauchen.

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