Kapitel 4: Und das Drama nimmt seinen Lauf

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Die Geschichte dient zur reinen Unterhaltung. Ich erhebe keinen Anspruch darauf, dass sie realistisch ist. ^^

Kapitel 4

„Wie süß, du hast das geglaubt." Er sah mich spöttisch an, während ich entgeistert versuchte, die gerade erhaltene Information, dass es hier mehr als einen Vampir gab, zu verarbeiten.

Natürlich war es logisch, dass er nicht der einzige Vampir auf der Welt war. Ich meine, wenn es einen gab, dann konnte es natürlich auch mehrere geben. Nur befanden wir uns hier im tiefsten Münsterland. Wenn ich die Ewigkeit auf der Erde verbringen würde, hätte ich mir nun nicht unbedingt dieses Eckchen Erde ausgesucht. Ich mochte es beschaulich, aber als Vampir hätte ich dann doch ein bisschen mehr Spannung bevorzugt.

London, St. Petersburg, Tokyo oder New York, aber nicht Warendorf oder Münster.

Er sah mich gespielt nachdenklich an. „Vielleicht sollte ich dich Gretchen nennen, naiv genug bist du dafür ja." „Was heißt hier naiv?" Ich fand meine Stimme wieder: „Ich frage mich nur, was alle Blutsauger hier wollen, Mephisto." „Das, Gretchen, ist eine Sache, die dich nichts angeht." Seine Worte wurden von einem Stupser auf meine Nase begleitet. „Ich brauche allerdings diese Akte, du wirst sie mir also besorgen."

Ich hatte ja inzwischen verstanden, dass er mich als seinen persönlichen Renfield ansah, aber wie zum Teufel sollte ich ihm die Akte besorgen? Die war elektronisch und mein Bruder konnte und würde sie mir wohl kaum ausdrucken, wenn ich ihn lieb danach fragte, weil mein vampirischer Erpresser, der mir alle naselang mit meinem frühzeitigen Ableben drohte, sie haben wollte.

„Ich... Mah...", ich holte tief Luft, bevor ich fortfuhr, „ich darf dich Andrej nennen?" Er legte den Kopf leicht schief. „Mein Herr und Meister wäre angebrachter", spottete er. Ich fasste das einfach mal als Bestätigung auf, dass ich fortfahren durfte, obwohl ich irgendwie das dumpfe Gefühl hatte, dass sich dieser Vampir gerade königlich auf meine Kosten amüsierte. Na ja, wenigstens sprach er dann nicht wieder Todesdrohungen aus. Krampfhaft überlegte ich, wie ich ihm die Tücken der modernen Digitalisierung nahebringen konnte, ohne ihn gleich wieder zu neuen Morddrohungen zu animieren.

„Also Andrej, es gibt zu diesen Morden nicht einfach einr Mappe aus Papier, die ich klammheimlich und schnell kopieren kann. Die Akten sind bei der Polizei heutzutage elektronisch. Ich bekomme die nicht einfach nur, weil mein Bruder Polizist ist." Ich stoppte und holte tief Luft. Andrej musterte mich mit hochgezogener Augenbraue. Meine Ausführungen schienen ihn nicht wirklich zu beeindrucken. „Gretchen, du erinnerst dich daran, was ich dir bei unserer ersten Begegnung gesagt habe, oder?", bemerkte er nach einer Weile gefährlich ruhig.

Wie könnte ich das vergessen? Er wiederholte das ja bei jeder Gelegenheit wie ein Mantra. Langsam wurden diese Morddrohungen und ich schon Freunde.

„Entweder ich bin nützlich oder ich sterbe?", flüsterte ich leise. „Genau Gretchen", er löste sich von mir und ging ein wenig auf Abstand, „und deswegen gibst du dir gefälligst Mühe und besorgst mir diese Akte! Ansonsten garantiere ich dir, dass du mein nächstes Abendbrot wirst!" Nach dieser illustren Erklärung verspürte ich ein Gefühl absoluter Leere im Kopf. So als hätte man mein Gehirn durch Zuckerwatte ersetzt. Übrigens kein sehr angenehmes Gefühl, kann ich absolut nicht empfehlen. Ich blinzelte, um dieses Gefühl zu vertreiben und als ich endlich wieder ein bisschen Verstand zwischen meinen beiden Ohren spürte, war er verschwunden. „Zum Teufel noch mal!", fluchte ich und drehte mich einmal um die eigene Achse. Zu seiner Schnelligkeit kam also auch noch irgendetwas Psychomäßiges. Mein Blick fiel auf das Eisenkraut, das sich auch hier auf der Fensterbank tummelte. „Einen feinen Dienst hast du mir erwiesen. Als Abwehrmaßnahme taugst du gar nicht! Morgen versuche ich es mit Knoblauch!", fauchte ich und beschloss mir gleich Morgen eine silberne Halskette zu kaufen.

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