Kapitel 2

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Warme Sonnenstrahlen schienen mir ins Gesicht. Ich blinzelte müde und reckte mich gähnend.

Als ich dann wach genug war, um zu realisieren, dass ich nicht in meinem Bett in meinem Apartment war, schreckte ich auf und blickte mich um.

Das Zimmer war mir eindeutig fremd, ich konnte also nicht bei Nathan oder Jenna zuhause sein. Ich lag in einem riesigen Bett mit weißer und brauner, sauberriechenden Bettwäsche. Auf dem Fußboden lagen meine High Heels und so langsam konnte ich mich an die Geschehnisse vom gestrigen Abend erinnern.

Ich hielt die Luft an, bevor ich ruckartig die Bettwäsche von meinem Körper zog. Erleichtert atmete ich aus, als ich feststellte, dass ich mein Kleid noch anhatte. Ich hatte also keinen Sex mit irgendeinem kranken Perversen, der sich an bewusstlose und betrunkene Mädchen vergnügte.

Trotzdem stieg die Neugier und auch ein bisschen Angst, wo ich mich befand.

Ich stand auf und schlich barfuß über den beigen Teppichboden.

Ich öffnete eine Tür, die in ein Badezimmer führte. Nachdem ich meine schreckliche Gestalt im Spiegel wahrnahm, beschloss ich, mich erstmal aufzufrischen, bevor ich der Person auflauere, die mich entführt hatte.

Ich schminkte mich mit Feuchttüchern ab und knotete meine braunen Haare zu einem Zopf zusammen.

Ich erlaubte mir einen kurzen Blick in die Schubladen, um herauszufinden, ob das Zimmer einem Mann oder einer Frau gehörte.

Hm, Transparent-Deo, Zahnseide, verpackte Zahnbürsten, Tampons

(Aha, es war also gottseidank eine Frau!),

eine Bürste und…fünf Männershampoo’s…?

Doch keine Frau? Ich schluckte nervös.

Vielleicht gehörte das Zimmer auch einem Ehepaar, welches mich freundlicherweise rettete. Mit diesem Gedanken gab ich mich zufrieden und ich putzte mir mit einer der verpackten Zahnbürsten die Zähne, als ich den ekelhaften Nachgeschmack des Alkohols wahrnahm.

Danach tapste ich zurück ins Schlafzimmer und verdrängte das Bedürfnis, mich einfach wieder zurück in dieses wunderschöne Bett zu legen. Ich war nämlich immer noch todmüde.

Vorsichtig öffnete ich die andere Tür, die in einen riesigen Raum mit einer riesigen Küche führte.

Ich hörte, wie ein Radio leise ein bekanntes Lied spielte und ich hörte auch, ein leises Brutzeln. Da kochte jemand!

Oh Gott, mein Magen knurrte trotz massiver Nervosität und ich lauschte noch einige Sekunden nach Stimmen oder Schritten. Aber es schien so, als sei nur eine Person in der Küche.

Ich nahm meinen Mut zusammen und ging langsam über das Parkett.

An dem Herd stand ein Mann, der gerade ein Ei an der Pfannenkante aufschlug. Seine Muskeln zeichneten sich durch das dünne, weiße Tanktop. Dazu trug er hellgraue, kurze Shorts.

Ich spürte, wie sich vor Aufregung mein Magen zusammenzog und bei dem nächsten Schritt, knirschte das Parkett laut auf.

Der Mann zuckte erschrocken zusammen und ich musste mir ein Lachen verkneifen, da die Eierschale in  der Pfanne landete.

Er drehte sich hastig um und grinste mich an. Er schaltete den Herd eine Stufe runter und ging auf mich zu.

„Na, wer ist denn da wach geworden?“ Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und sah mich belustigt an.

„Können Sie mir bitte verraten, wo ich bin und wer sie sind und wie ich nach Hause komme?“ Ich beobachtete ihn ungeduldig, als nach einigen Sekunden immer noch keine Antwort kam.

Wer, wenn nicht du?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt