Schatten der Vergangenheit

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Kunstgeschichte, ein sehr interessantes Fach, für alle anderen. Doch für Alessa war es mehr als langweilig. Nicht weil sie das alles schon wusste sondern weil sie eigentlich nicht hier sein wollte. Sie war es nicht mehr gewohnt im Unterricht zu sitzen und dem Monotonen gequatsche des Lehrers zu zuhören. Der Kurs und sämtliche Lehrer waren auch sehr erstaunt Alessa zu sehen und auch noch ruhig zu sein. Inzwischen war sie nämlich dafür bekannt den Unterricht zu stören oder erst garnicht zu erscheinen. Oft wurde desshalb ihre Mutter angerufen, welche sich dann eine Ausrede einfallen lies oder einfach sagte das sie hätte anwesend sein müssen, wenn sie selbst die Nase voll hatte. Doch seit längerem schon machte sich niemand mehr die Mühe diesen Anruf zu tätigen.

Durch das Fenster sah Alessa den Anwalt, Herr Stephens, auf dem Campus stehen und telefonieren. Sie fragte sich mit wem er wohl redet. Vielleicht mit der Polizei? War er ihr bereits auf die Schliche gekommen? Nein, das konnte nicht sein. Er sagte selbst das er wegen dem Jungen ermitelt, Jason hieß er, der im Krankenhaus lag. Damit hatte Alessa nichts zutun, auch wenn viele sicher etwas anderes glaubten.

Nur zu gern würde sie jetzt einfach aufstehen und die Schule verlassen, doch dann müsste sie über den Campus an dem Anwalt vorbei und auf das Gespräch, welches dann folgen würde, hatte sie keine Lust. Also blieb ihr wohl nichts anderes übrig als sitzen zu bleiben und sich zu langweilen.

"Frau Rayens, hören sie mir überhaupt zu?" fragte der Lehrer und riss sie damit aus ihren Gedanken. Genervt, verwirrt und dessinteressiert sah ihn an. "Ich habe ihnen eine Frage gestellt. Wissen sie die Antwort oder nicht?" fragte er leicht erbost. "Ernsthaft? Sie können froh sein das ich überhaupt anwesend und vorallem wach bin. Bei ihrem gelaber ist das schließlich keine Selbstverständlichkeit" giftete sie ihn an. Der Lehrer wollte etwas erwidern, doch gegen Alessa hatte er wenig Chancen. Er hätte sie raus werfen können doch das wäre für die rebellische Schülerin eher eine Belohnung als eine Strafe. Also wendete er sich, mit rotem Kopf, wieder dem Kurs zu.

Nach gefühlten Stunden läutete es endlich zur Pause. Nun hatte Alessa, laut Plan, eine Freistunde. Das war ihre Chance für den rest des Tages zu verschwinden und die beste Ausrede für den Anwalt, falls er sie fragen sollte wohin sie wollte. Sofort packte sie ihre Tasche in den Spint und verließ die Schule. Auf dem Campus lief sie natürlich dem Anwalt in die Arme. "Ah, Frau Rayens, keine Lust mehr auf Schule?" fragte er ironisch mit einem leichten grinsen. Da lag er vollkommen richtig doch das konnte sie ihm schlecht sagen. "Freistunde" meinte sie nur kurz und knapp und wollte weiter gehen, doch Herr Stephens hielt sie auf. "Dann haben sie doch sicher einen Moment Zeit für mich" Sie versuchte nicht genervt zu wirken, obwohl sie das war. "Was gibt es denn?" wollte sie wissen. "Kommen Sie, setzen wir uns" er deutete auf eine Bank, ein paar meter von ihnen entfernt, auf der sie schließlich Platz nahmen. "Sie haben doch sicher mitbekommen was hier neulich geschehen ist, mit einem ihrer Mitschüler" begann er langsam. "Jason, ja die ganze Schule weiß davon" aber auch nur weil die Klassenzicke Melanie es gleich im Internet posten musste. "Genau, wissen Sie genaueres darüber?" wollte Herr Stephens nun wissen. Alessa wusste alles darüber, außer von dem er die Drogen bekam. Sie wusste nicht einmal das er überhaupt welche nahm. Sie schüttelte den Kopf und Herr Stephens seufzte leicht. "Das glaube ich Ihnen nicht" merkte er schließlich an was Alessa verwunderte. "Ach ja? Wieso sollte ich lügen?" fragte sie etwas patzig. "Wie ich heute Morgen schon sagte, hat mit Ihr Direktor bereits einiges über Sie erzählt" erklärte er. "Aha. Und Sie glauben ihm natürlich gleich alles. Der Direx kann mich nicht leiden." sie ahnte was er dem Anwalt erzählt haben muss und sie musste es unbedingt schaffen der Direktor als Lüger dasteht. "Ich möchte Sie bitten ehrlich zu sein. Ich bin nicht wegen Ihnen hier oder dem was Sie vielleicht machen oder nicht machen. Aufgrund der Informationen halte ich es einfach für möglich das sie mir meine Fragen am ehesten beantworten können." dieses geschwollene Gerede nervte Alessa, doch versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, was ihr nur schlecht gelang. "Und was sind genau ihre Fragen?" sie wollte das ganze beschleunigen um endlich weg zu können. "Haben Sie eine Idee von wem Jason die Drogen bekam?" Alessa schüttelte den Kopf. "Die Liste der Schuldealer ist lang." Herr Stephens sah sie wartend an, als wartete er darauf ein paar Namen zu hlren, doch Alessa blieb stumm. "Laut den Schulakten ist Jason ein sehr guter Schüler. Hätte jemand einen Grund gehabt ihm die Drogen unter zu schmuggeln?" nun seufzte Alessa. "Keine Ahnung. Jason ist ein Streber und ein Nerd. Was anderes als Einsen bekommt der nicht. Klar wird er da ein paar Leute haben die das nervt. Aber wer das sein könnte weiß ich auch nicht." sie sah auf die Uhr, in 20 Minuten war wieder Pause. Wenn sie noch weg wollte musste sie jetzt endlich los. "Tut mir Leid ich muss jetzt los. Habe noch etwas zu erledigen bevor der Unterricht weiter geht" gleich sprang sie auf und lief los. Sie hörte zwar das Herr Stephens ihr noch etwas nach rief, doch verstand sie nicht mehr was das war und es war ihr auch egal.

Einige Minuten später kam sie an ihrem Zielort an, einem alten Spielplatz. Die Geräte waren völlig verrostet. Man erkannte sofort das hier seit langer Zeit keine Kinder mehr spielten. Perfekt für Alessa, denn hier hatte sie ihre Ruhe. Sie setzte sich auf einen großen Stein, mit Blick auf die Geräte, zündete sich eine Zigarette an und dachte nach. Ihr Vater kam immer mit ihr hierher, als sie noch ein Kind war und als er noch lebte. 2 Jahre war es noch schon her seit er starb. Ein Autounfall, durch den man im Krankenhaus heraus fand das er an Krebs litt. Man könnte denken das der Unfall damit seine Rettung war, doch weit gefehlt. Die Verletzungen waren schwer, aber nicht tödlich. Der Krebs hingegen wurde zu spät erkannt, sodass es keine Rettung mehr gab. Wenige Wochen später starb er an Organversagen. Für Alessa brach eine Welt zusammen. Seit dem ging alles Bergab, die Schule wurde ihre egal, das Verähltnis zu ihrer Mutter wurde immer schlechter und die Probleme mit der Polizei begannen. Doch das war ihr egal, alles war ihr egal.

Während sie an ihren Vater dachte, rollte ihr eine Träne über die Wange. "Du fehlst mir, Papa" flüsterte sie. "Wollen Sie darüber reden?" Alessa erschrack als sie sich umdrehte und Herr Stephens hinter ihr stand. "Was wollen Sie hier? Sind Sie mir gefolgt?" fragte sie wütend. Her Stephens nickte. "Ja bin ich. Sie waren so schnell weg und ich wollte noch nit Ihnen sprechen" sagte er ruhig und ging ein Stück auf Alles zu. Sie hingegen machte einen Schritt von ihm weg. "Lassen Sie mich doch einfach in Ruhe" schrie sie, von ihren Gefühlen völlig überrannt. Aus der einzelnen Träne wurde ein leichtes weinen. Als Alessa sich die Augen rieb, spürte sie einen sanften Griff. Herr Stephens nahm sie tröstend in den Arm. Alessa hingegen versuchte sich aus der Unarmung zu reißen doch Herr Stephens ließ nicht locker. "Es ist alles gut" flüsterte er ihr zu. Das war zu viel für Alessa. Der die Trauer brach so stark aus ihr heraus das sie in den Armen des Anwalt zusammen brach. "Nichts ist gut" sagte sie weinend.

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