Zurückblickend auf die Zeit damals kann ich sagen, dass mir das Gespräch mit Elizabeth nicht aus den Kopf gehen wollte. Ich fragte mich, was mich an der ganzen Sache so beschäftigte. Vielleicht war es eine Vorahnung oder meine Wahrnehmung als Lehrer, die mir sagten, dass meine Schülerin mir nicht die Wahrheit erzählt hatten. So genau weiß ich das nicht mehr genau. Was ich dafür noch ganz genau weiß, ist das sich an dem Freitag, nach der Sache mit Elizabeth, mein Leben sich für immer verändern sollte.
Ich fuhr nach der Schule wieder mal mit der Straßenbahn Nachhause, weil William noch arbeiten war und freute mich auf ein ruhiges Wochenende, ohne nervigen Schülern oder einer deprimierenden Routine. Nur William und ich... Na ja, vorausgesetzt sein Chef lässt ihn nicht außerhalb seiner Arbeitszeit wieder im Büro antanzen, so wie es in der Vergangenheit schon öfter der Fall war. Als ich dann Zuhause ankam, merkte ich sofort das etwas nicht stimmte. Die Wohnungstür war aufgebrochen und ich hörte Stimmen aus dem Inneren des Hauses. Intelligent wäre es sich an meiner Stelle nicht vom Fleck zu rühren und die Polizei zu verständigen, aber statt dessen ging ich in das Haus hinein. Die Stimmen kamen von Oben und so schlich ich leise zur Treppe. Beim gehen griff ich nach dem erst besten Gegenstand, mit dem ich mich verteidigen könnte, was im diesen Fall eine von Williams Baumscheren war. Ich weiß nicht wieso, aber dieser Mann ist ganz verrückt nach Baumscheren, sammelt sie und bewahrt sie in unseren Haus, statt draußen im Schuppen auf, weil er sie ganz nah bei sich haben will. Fragt mich bitte nicht, wieso. Mit der Baumschere bewaffnet schlich ich dann die Treppe hoch und folgte den Stimmen, die langsam lauter wurden. "Das muss doch irgendwo hier sein", meinte eine weibliche Stimme. "Suche weiter", befahl eine männliche Stimme und schon da wurde mir klar, dass ich die beiden von irgendwo her kannte. Die Stimmen kamen aus William und meinen Schlafzimmer. Leise schlich ich auf die Tür zu und lukte vorsichtig ins Zimmer hinein und sah die beiden Menschen, die ich am wenigsten erwartet hätte. "Ciel, Elizabeth! Was zur Hölle macht ihr hier?!", fragte ich. Das Bild das sich mir ergab, war das reinste Chaos. Das Schlafzimmer sah aus wie ein Schlachtfeld, durcheinander und offensichtlich durchsucht worden. Ciel und Elizabeth saßen mittendrin und schienen nach etwas zu suchen, hielten aber erschrocken inne, als sie mich sahen. Kurz herrschte Schweigen, welches ich aber relativ schnell wieder durch brach. "Ich habe keine Ahnung was ihr hier zu suchen habt, aber das ist auch erst mal egal, ich rufe jetzt jedenfalls die Polizei", meinte ich und wollte gerade gehen, als die Kinder anfingen zu lachen. "Hast du das gehört, Lizzy? Er will die Polizei rufen. Da habe ich aber Angst", kicherte Ciel. Elizabeth kicherte ebenfalls. "Blöd nur, dass er es nicht zum Telefon schaffen wird", meinte sie und zog etwas aus der inne Innentasche ihrer Jacke hervor... Eine Pistole dessen Lauf in der nächsten Sekunde auf mich gerichtet war. "Gartengerät gegen eine Colt M1911. Wer wird wohl gewinnen?", kommentierte Ciel mit einen hinterhältigen Grinsen. Leicht verunsichert starrte ich auf die Baumschere und zerbrach mir den Kopf darüber, was ich jetzt machen sollte. Die beiden waren doch ganz normale Kinder, die ich jetzt schon seit vier Jahren kannte. Sie würden sowas doch nie tun. Ich redete mir ein, dass das ganze nur ein dummer Jugend Streich und das Ding in Elizabeths Hand nicht echt war. Plötzlich tauchte jemand hinter mir auf, riss mir das Gartengerät aus der Hand und verdrehte mir meinen Arm auf dem Rücken. Ich konnte einen Schmerzens Aufschrei nicht unterdrücken und kniff die Augen zusammen. "Du hast dir ja viel Zeit gelassen, Claude", meinte Ciel genervt. Der Typ hinter mir lachte nur bitter. "Entschuldigt bitte die Verspätung. Habt ihr die Kohle gefunden?", fragte der Typ, der wohl Claude hieß. Ciel und Elizabeth schüttelten mit den Köpfen. "Was für Kohle", fragte ich leicht verwirrt, woraufhin Claude meinen Arm noch etwas mehr verdrehte. "Halt die Fresse", zischte er. Was fiel diesen Bastard überhaupt ein? Ich lasse mir doch nicht den Mund verbieten. "Bring mich doch dazu", knurrte ich wütend. Elizabeth sah mich und Claude leicht enttäuscht an. "Also eigentlich wollte ich dich zum Schweigen bringen und das für immer", murmelte sie und starrte auf ihre Pistole. Claude kicherte, bevor er mit seiner freien Hand um mein Kinn griff und mein Gesicht zu sich drehte. Das war das erste mal, dass ich in seine wunderschönen, goldenen Augen sehen konnte. "Wir können ihn doch nicht einfach töten, Lizzy. Dieser Mann wird uns unser Geld zurück bringen. William will die Kohle nicht raus rücken, dann nehmen wir uns halt, was ihm an wichtigsten ist", erklärte Claude. Die Kinder tauschten untereinander Blicke aus, bevor sie sich gegenseitig zunickten. 'Was passiert hier eigentlich?', dachte ich mir, als Ciel wieder seine Stimme erhob. "Hast du denn auch das Chloroform dabei?", fragte Ciel. 'Chloroform?!' Das war der Moment wo ich nur noch weg wollte und anfing mich in Claudes Griff zu winden. "Halt still!", knurrte Claude, der mir plötzlich ein Tuch über Mund und Nase hielt. Ein widerlich süßer Geruch stieg mir in die Nase und es dauerte nicht lange bis mir schwarz vor Augen wurde.
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Stockholm Syndrome
Fiksi Penggemar„Erst dachte ich, ich wäre gefangen, doch dann lernte ich, dass erst meine Entführung mir die Freiheit geschenkt hat" Sebastian Michaelis führt ein eher spießiges Leben. Seit fast zwei Jahren ist er mit seinen Mann, William, verheiratet und unterric...