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Phillip hat mich in mein Zimmer gesperrt. Ich weine hier schon seit einer Stunde oder so. Ich kann einfach nicht damit aufhören. Unten ist es still. Naja, ich nehme sowieso nicht unbedingt mehr was wahr. Mein schluchzen ist lauter als alle stimmen dieser Welt und der Schmerz pocht Noch viel lauter.
Ein klopfen ertönt.
„Alles ok? Du... Ehm kannst wieder runter. Die Notärzte haben ihn mitgenommen."
Teilt er mir mit.
„GEH! RAUS AUS DIESEM HAUS!! ALLE!!!" mich packt die Wut und ich fange an Dinge durch das Zimmer zu werfen.
Phillip schließt die Tür hinter sich und ich höre wie er den Schlüssel drei mal im Schloss dreht. Jetzt Dreh ich komplett durch, die Furcht, der Frust und die Wut packen mich. Ich hämmere weinend und schreiend gegen die Tür. Es ist nicht nur das es schien dass mein geliebter Schatz blutige Lungen hatte und daran eventuell sterben könnte, es ist alles zusammen. Ich höre mit dem hämmern und schreien auf und lasse mich an der Tür zu Boden und beginne eine alte Sünde die ich früher mal begangen habe. Ich kratze mir den Arm unbewusst auf. Nicht Blutig, nur wund. Das ist viel schmerzhafter als Blutig, das sei gesagt. Aber das beruhigt mich. Sehr sogar. Von dem ganzen Geheule habe ich Schluckauf bekommen.
Moment mal. Taja? Reiß dich zusammen. Er wird nicht sterben! Und du auch nicht. Reg dich nicht so auf! Reiß dich zusammen, geh baden oder so und komm runter.
Ich atme tief ein und aus. Ich stehe auf und gehe langsam mit wackeligen Beinen in Richtung Badezimmer. Hinter mir schließe ich die Tür und schalte das Licht aus. Ich brauche Ruhe. Ich lasse die Badewanne volllaufen mit warmen Wasser und ziehe mich aus. Ich wickle mir aber einen Verband um meine Brust und die Schulter. Damit es gepolstert ist ein wenig und nicht so schmerzt. Dann steige ich in die Badewanne und schlage dort Shampoo schaumig. Ich schaue aus dem Fenster und betrachte die Menschen die vorbei gehen, die Bäume wie sie ihre Äste schwingen. Die Sterne wie sie vor sich hinleuchten. Mit meinem nassen Finger berühre ich das Fenster leicht und streiche eine Linie entlang. Ich stecke Kopfhörer in mein Handy und schalte meine Musik an. Ich schließe die Augen und entspanne. Ich bewege meine Lippen zum Liedtext und genieße es einfach. Mein liebstes Lied zur Zeit. Billie Elishs ‚when the party's over'. Ich höre es mir gefühlt 1000x an.
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Durch ein klopfen wache ich auf. Ich bin in der Badewanne eingeschlafen. Ich bin schrumpeliger als ne Rosine, ekelig. Ich hebe mich aus der Badewanne und ziehe mir einen Bademantel um. Ganz heiser sage ich „Ja?" wirklich fast kaum verständlich. „Du bist schon seit gestern Abend da drin. Ist alles in Ordnung? Komm bitte raus." höre ich Phillip. Bevor ich mir jedoch meinen Bademantel komplett anziehe Wickel ich den Verband von meiner Brust und Schulter.
Ich gehe aus dem Bad und setzte mich vor meinen Spiegel. Ich streiche vorsichtig meinen Bademantel meine Schulter entlang. Bei dem Anblick muss ich fast kotzen. Die Haut ist Schnee weiß. Ich möchte gar nicht mehr drüber nachdenken und verdecke das Scheusal wieder. Phillip beobachtet mich. „Was hast du da weiter unten?" fragt er. Ich antworte nicht und gehe in mein Ankleidezimmer und suche mir eine enge Jeans und einen Pullover, welche ich auch anziehe. Meine Wunde ist nicht verbunden, was mir zu spüren gibt. Ich begebe mich wieder zu Phillip und schaue ihn eindringlich an.
„Ich möchte Autoschlüssel. Ich werde zu Damon fahren, du wirst mich nicht aufhalten." sage ich und zische als er mir an den Arm packt. Meinen aufgekratzten. Ich entziehe mich ihm. „Ich kann das nicht zulassen." sagt er nur und geht aus meinem Zimmer. Tränen steigen mir erneut in die Augen. Ich sinke auf die Knie als ich wieder das Schloss höre. Diesmal weine ich aber im stillen. Ich ertrage diese Ungewissheit nicht. Ich muss ihm helfen. Ich greife nach meinem Handy und rufe seine Nummer an. Es klingelt. Jemand hebt ab.
Schluchzend rufe ich seinen Namen, jedoch antwortet nur Juan.
„Wo seid ihr? Wie gehts ihm? Was ist passiert? Ich möchte zu ihm!" sage ich weinend.
„Taja. Beruhigt dich. Er wird schon wieder. Mach dir keinen Kopf."
Sagt er nur.
„Wie soll ich mich beruhigen wenn ich eingesperrt in diesem verfluchten Zimmer bin und nichts dagegen unternehmen kann? Wenn ich Damon beim leiden zusehen musste und von ihm weggerissen wurde? Verdammt ich muss zu ihm! Ich.." Ich stocke. „I-I-i- ich k-k-kann h-hier nicht b-bleiben. Bitte. J-Juan." Blut tropft aus meiner Nase.
„Ich werd dich holen kommen." sagt er und legt auf. Nun sind es Freudentränen die meine Wangen befeuchten. Jedoch läuft das Blut unaufhaltsam.
„P-p-Phil-l-lip!" rufe ich heiser. Er seufzt nur durch die Tür hindurch. „Bitte!" rufe ich. „Ich brauche deine Hilfe, meine Nase hört nicht auf zu bluten." sage ich ein wenig verzweifelt. „Hör auf es zu versuchen." meckert er. Vielleicht hört es sich übertrieben an sich sorgen zu machen weil man aus der Nase blutet. Ich besitze keine Kraft. Ich habe seit Tagen nichts gegessen. Das macht mir zu schaffen, jetzt auch noch Blut zu verlieren durch die Nase ist suboptimal.
Ich gehe ins Badezimmer und versuche die Blutung zu stoppen, was mir nach knapp 20 Minuten auch gelingt. Danach bin ich verdammt ausgelaugt und setzte mich auf mein Bett und nehme mir vor Fernsehen zu schauen bis Juan kommt. Was anderes kann ich ja auch nicht machen.
Dies verfolge ich auch.
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Nach einer guten Stunde kam dieser auch und nahm mich mit sich. Wir brauchen nicht lange um anzukommen. Juan bringt mich durch viele verschiedene Gänge und Etagen bis wir vor einem Raum stehen der anscheinend gut bewacht ist. Er zeigt mir das ich reingehen könne, was ich auch tue. Damon sah noch nie so erschöpft aus. Er hängt an einer atmungsmaschine oder wie die Dinger heißen.  Er ist am schlafen, oder eher am dösen schätze ich. Neben seinem Bett bleibe ich stehen und setzte mich dort auf einen Stuhl und greife nach seiner Hand er reißt die Augen auf und betrachtet mich schockiert.
Er setzt die Maske ab und fängt vorsichtig an zu sprechen. „was tust du hier?" fragt er lediglich.
„Ich werde Dir genauso beistehen, wie du mir. Ich werde hier sein." antworte ich ihm. Er dreht sich wieder auf die andere Seite und legt die Atemmaske wieder an. Seine Augen geschlossen. Seine Brust hebt und senkt sich stetig. Ich streichle seine Hand, versuche ihm Sicherheit zu geben.
„Kann ich dir eine Frage stellen?" frage ich ruhig. Er rührt sich nicht.
„Wie ist das passiert?" fahre ich fort. Eine andere stimme erklingt.
„Er empfand sich selbst als mächtiger als jene andere im Raum. Da war es meine Pflicht ihm zu beweisen, das er im Unrecht war." sprach ein Mann, Mitte zwanzig mit Karamell Farben Haar aus der Ecke. Die Hände hinter dem Rücken gefaltet.
„Durch eine Prügelei?" frage ich schockiert. Damon zieht seine Hand aus der meinen. Unfassbar. „Taja geh." höre ich Damons schwache Stimme. „Warum? Ich werde nicht gehen." kontere ich. „Nun, es war ein Kampf. Ein Kräftemessen. Damon, bitte sei nicht so gemein zu deiner geliebten. Sie ist doch so ein süßes Ding. Ich werde sie nicht verletzten, sie ist nämlich zu klug, hübsch und sympathisch dafür." spricht der junge Mann. Mir bildet sich eine Gänsehaut. Damon versucht mir zu beweisen zu verschwinden. Ich gucke den Mann nur verdutzt an. „Keine sorge Tajanara, bei mir bist du sicher. Ich könnte dich nicht verletzten, nicht so wie Damon. Ich bin Nelson." stellt er sich vor. Damon Zuckt zusammen. Ich schaue zwischen ihm und Nelson hin und her. „Nelson, begleitest du mich einen Moment hinaus?" dieser fängt an zu grinsen und streckt mir seinen Arm zum einklinken aus. Ich werfe einen Blick zu Damon, der mich sauer und angewidert mustert. Sauer hake ich mich bei Nelson ein und wir verlassen den Raum.
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„Nun, Damon hatte nebensächlich ein Mädchen. Vielleicht nur für den Job. Da bin ich gewiss nicht erfahren genug." fängt er an zu sprechen, noch bevor ich fragen konnte.
Juan sieht schockiert her, jedoch sagt er nichts. Er wird bleich wie Kreide. Ich ziehe Nelson hinter mir her weiter entfernt von den anderen.
„Nun, erklär mir, wieso ich dir glauben sollte" frage ich ihn.
„Du hast keine Grund mir zu glauben. Aber eines kann ich dir verraten. Ich habe keinen Grund dich anzulügen. Ich meine, wir kennen uns nicht. Ich erlange nichts durch eine Lüge."
Ich lasse mir das oft durch den Kopf gehen, während wir durch das Gebäude laufen. Mir wird ganz schwindelig. Liegt wahrscheinlich auch an dem Nasenbluten vorhin. Nelson hakt sich aus und legt den Arm um mich um mit Sicherheit zu geben. Aufmerksam!
„Meinst du mit, er hatte ein anderes Mädchen, sowas wie nur zum Schein oder...? Du weißt schon." frage ich mit zittriger Stimme.
Er schaut mich mitleidig an.
„Ich sah ihn sie umarmen, liebkosen und beschützen. Du musst wissen, Damon und ich sind eigentlich sowas wie... Feinde. Ich lasse ihn und ebenfalls dich beschatten. Kenne deine Freunde gut aber deine Feinde besser!" ich spüre wie mir was aus der Nase läuft. Unmöglich!!! Nicht schon wieder!
„setz dich" sagt er ruhig. Ich befolge seine Anweisung, mit den Händen an meinem Kinn um das Blut zu sammeln. Er verschwindet für einen Moment. Zurück kommt er mit einem nassen Handtuch und Papiertüchern. Er hilft mir die Blutung zu stoppen.
„vielen Dank. Das ist sehr freundlich mir zu helfen. Außerdem danke ich dir mehr oder weniger für die Informationen. Jetzt muss ich aber meine Tasche holen und mich verabschieden." sage ich ihm angeschlagen. Er nickt nur und begleitet mich zurück auf Damons Zimmer. Er bleibt draußen stehen und lässt mich allein eintreten.
Ich gehe zu Damon, der wieder schläft. Ich wecke ihn sanft.
Er schlägt die Augen auf und schaut mich an, neutral.
„Ich werde Dir jetzt ein paar Dinge sagen. Ich möchte nicht das du sauer wirst oder etwas versuchst zu unternehmen." warne ich ihn vor. Er runzelt die Stirn.
„Du bist der erste den ich mehr geliebt habe als alles andere auf der Welt. Du bist meine Welt. Jedoch muss ich gehen. Ich muss gehen bevor ich realisiere, dass du mir mein Herz gebrochen hast. Du brauchst mich nicht zu suchen. Nimm nicht an, dass ich mit Nelson fort bin. Ich gehe allein. Ich werde acht geben, vor allem. Auch auf Jakob. Ich möchte, dass du dich niemals bei mir meldest. Ich möchte niemals wieder so etwas empfinden wie für dich, du hast mich verletzlicher gemacht als ich es schon war. Ich danke dir für alles."
Ich küsse ihn auf die Stirn, dabei legt er seine Hand auf meinen Arm und flüstert: „ bitte tu das nicht. Bitte" er hat Tränen in den Augen. Meine Augen füllen sich auch mit Tränen. Ich löse mich von ihm, nehme meine Tasche und schreite aus dem Zimmer. Ich muss jetzt stark sein.
„Taja was ist passiert?" fragt mich Juan. Ich lächle mit Tränen in den Augen und verabschiede mich. Nelson hält Juan davon ab mir zu folgen, wofür ich dankbar bin.
Ich nehme mir ein Taxi und fahre nachhause.
Dort angekommen gehe ich schnell nach oben und packe Sachen. Zwei Koffer. Ich gehe nach unten, in das alte Schlafzimmer meiner Eltern und suche nach der losen Holzplastte. Ich verschiebe sie und entnehme alle Erinnerungen an Dad und nehme sie mit.
Einmal muss ich mich noch umsehen. Phillip versucht mich aufzuhalten. Brutal! Ich könnte ihn damit angeln zu Verwandten zu gehen, mit Einverständnis von Damon. Diesem habe ich eine Zettel auf dem Bett hinterlassen. Es ist soweit. Ich zittere. Beim warten auf ein Taxi kommen mir die Tränen. Niemals hätte ich das erwartet. NIE! Auch noch von Damon. 
Ich höre wie das Taxi um die Ecke biegt und mache mich schon einmal bereit mein Gepäck abzugeben und einzusteigen, was ich auch tue.
Der Fahrer fragt mich wo es hingehen soll. Ich überlege. „Erstmal zum Flughafen bitte. Zum möglichst nächsten." antworte ich. Dieser befolgt meine Anweisung. Es ist schon ziemlich spät und bis zum Flughafen fahren wir noch locker vier Stunden. Deswegen schließe ich meine Augen für eine Weile.

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Das klingeln meines Handys weckt mich. Naja, es war nur ne Nachricht. Man hab ich nen leichten Schlaf bekommen! Eine unbekannte Nummer. Hm. Mal reinschauen.

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Hi hübsche Maid,
Ich bin es, der Nelson.
Ich möchte dir alles gute wünschen und Dir meine Hilfe in jeder Situation anbieten. Es tut mir leid wie es gelaufen ist. Ich hoffe du wirst glücklich.
Meld dich mal.
Nelson G.

Nelson? Von dem hab ich grad genug. Schon doof, dass ich einem fremden einfach so glaube  und vertraue. Es hat sich aber nach der Wahrheit angehört. Ich schließe wieder meine Augen und warte darauf, dass wir endlich ankommen.

TajaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt