29.August.1676

Der hochgewachsene Mann schritt vor dem Zaren auf und ab. "Meine Zar, Ihr versteht nicht ..." 

"Oh, wir verstehen sehr wohl. Mir scheint, dass ihr meine Antwort nicht verstanden habt." 
Der Mann machte ein beleidigtes Gesicht. "Oh, ich bitte euch, ihr meint es ernst?" 
Fjodor bedachte den Adligen mit einem strengen, verärgerten Blick. Seine Größe hatte Fjodor schon immer gestört. Ob er stand oder saß, Fjodor musst, um ihm in die Augen zu sehen, immer den Kopf heben. Sobald er das tat, schien seinen Gegenüber an Selbstbewusstsein zu gewinnen, so sah der junge Zar meist in eine andere Richtung wenn er mit ihm sprach. 
"Natürlich, meine ich es ernst! was erlauben sie sich? Dankten sie ich rede hier  nur vor mich hin?" Fjodor senkte seinen Blick wieder auf das Papier vor ihm. "Ich meine alles was ich sage ernst. Geht jetzt!" 

Fjodor merkte ohne aufzusehen, wie der Mann vor ihm zögerte, als wolle er noch etwas entgegnen. Er entschied sich jedoch dagegen und schritt mit langen Schritten aus dem Raum. Unmerklich atmete der junge Zar auf. Eine Weile starrte er auf den Brief vor ihm. Ein Bericht aus dem Norden des Landes. Die Buchstaben verschwammen vor Fjodors Augen, er legte den Brief zurück auf den Tisch und vergrub sein Gesicht in einen Händen. Nur ein paar Sekunden verharrte er in dieser Haltung. Mit einem Ruck setzte er sich wieder auf. 
Die Müdigkeit schien von ihm abgefallen zu sein. Noch war sein Tag nicht zu Ende. Regieren war eine anstrengende Sache, doch Fjodor hatte sich schnelle daran gewöhnt Zar zu sein. Und er machte seinen Sache gut, meinte seine ehemaliger Lehrer. 

Der Zar rief einen Diener zu sich. Mit dem Kopf gesenkt und in einer tiefen Verbeugung, kam dieser sofort. 

"Hol er den Schreiber!" wies ihn der Zar an, worauf dieser sofort verschwand. 

Der Schreiber, war ein alter, kleiner Mann, der nur noch die Hälfte seiner Zähne besaß. Dennoch achtete er immer auf ein gepflegtes Äußeres, das seinen Wohlstand gut zu Geltung brachte. 

Die Tür schwang auf und der Schreiber schritt aufrecht, auf seinen mit Gold bestickten Samtschuhen, in den Raum hinein. Der Schreiber trug einen langen, aufwendig bestickten Mantel, hatte einen gut gestutzten grauen Bart und strähnige graue Haare. Seine dunklen Augen lagen tief in den Höhlen und zuckten unruhig. Dunkle  Augenringe lagen unter seinen Augen. Er lief seit neustem mit einem gut gearbeiteten schwarzen Stock. 

"Mein Zar." Der Schreiber war vor Fjodor stehengeblieben und deute eine Verbeugung an. 

"Schön dass es ihnen möglich war ihre Arbeit zu unterbrechen und unverzüglich zu kommen." Fjodor sah in die Augen des Schreibers. Seine Augenbrauen zuckten. Er hatte Zwiespältigkeit zwischen ihm und dem Zaren gegeben. Fjodor lächelte als er die Nervösität seines Gegenübers wahrnahm. Wahrscheinlich bangte der Schreiber um seinen Stand. 

„Ich bedaure sehr, dass unser letztes Gespräch so abrupt enden musste. Dafür haben wir nun genug Zeit uns noch mal in Ruhe zu Unterhalten. Setzen sie sich"  Der Zar lächelte und der Scheiber folgte seiner Anweisung nach einer erneuten Verbeugung.
„Mein Zar, es ist mir eine Ehre."
Der Zar lehnte sich zurück und beobachtete den Schreiber.
„Nun, haben sie es sich noch mal überlegt?"
Der Schreiber schien eifrig die Antwort hinter sich zu bringen. „Selbstverständlich! Ich werde all euren Anweisungen Folge leisten und ich kann euch die guten Neuigkeiten überbringen das ich bereits alles vorbereitet habe. Ihr könnt, wann immer es euch beliebt Einsicht erhalten."
Der Zar nickte zufrieden und wand seinen Blick vom steifen Schreiber ab.
„Sehr gut."
Der Zar machte eine lange Pause, was den Schreiber nervöser werden ließ, das dieser auf das Ende des Gespräches gehofft hatte.
„Kommen wir nun zu etwas anderem."
Der Zar nahm beiläufig ein Blatt Papier von seinem Tisch.
„Ich nehme an und setzte voraus, dass sie über die Lage in der sich unser Land befindet umfassend unterrichtet sind."

Die Söhne des Zaren Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt