30.August. 1676 

Die Kutsche war bereits fertig, als der junge Sohn des Zaren nach draußen begleitet wurde. Die ein Diener sprang aus der Kutsche und nahm den Dienstmädchen die Koffer ab. Iwan blickte nicht gerade glücklich drein. Sicher war er nun Ina los, doch zu seiner Schwester Sofia wollte er schon gar nicht. Er kannte sie gut um zu wissen das man sich lieber von ihr fern hielt. Sie war sehr streng und absolut und schlug gern zu. Und sie war auch die einzige die ihn nicht wegen seiner Krankheiten schonte. Bei ihr musste er das selbe machen wie alle anderen Kinder. 

Das hatte seinem Bruder sicher der groß,e dürre Adlige eingeredet, dachte Iwan finster. So war er aus dem Weg. 

Die Kutsche rollte los. Aus dem Kreml hinaus durch die Stadt.  

Iwan sah, durch die Vorhänge aus dem Fernster der Kutsche. Die Häuser zogen vorbei. Er sah viele Menschen durch die Straßen laufen. Die meisten in Eile, mit Waren die sie auf dem Markt eintauschen wollten. Nur kurz sahen sie sich um, und Notiz von der Kutsche zu nehmen, dann liefen sie mit gesengtem Kopf weiter. Die Kinder dagegen, sahen lange der Kusche hinterher. Sie rannten durch den Matsch in der Straßen und spielten Spiele die dem Zarensohn unbekannt waren. Die verschiedensten Gerüche zogen in die Kutsche hinein. Gerüche die nur selten über die Mauern des Kremls bis hin zu Iwan zogen. Ein Gemisch auf dem Duft von frischem Brot und kandierten Nüssen, aber auch der Geruch von vielen Menschen und Exkrementen zog herein. Die Fahrt ging zu schnell, um alle was in der Stadt geschah zu beobachten. 

Die Kutsche hielt vor dem Terem-Palast. Iwan sah seine Schwester schon ungeduldig und umgeben von Dienerinnen, am Eingang stehen. Die Tür der Kusche öffnete sich und Iwan wurde herausgeholfen. Langsam lief er herüber zu seiner Schwester, die ihn musterte wie einen lästigen Käfer. Tief holte Iwan Luft bevor er vor Sofia Alexejewna zum stehen kam. 

"Guten Tag,..." Iwan stockte. Er wusste nicht wie er sie anreden sollte. Sicher erwartete sie von ihm eine besondere Höflichkeitsform, doch welche. "Schwester Sofia." beendete er seinen Gruß.   

Sofia erwiderte nichts, sondern blickte nur von oben auf ihn herab. Dann wand sie sich ihren Dienerinnen zu, die Iwans Koffer hielten. "Los! Bringt das auf sein Zimmer!" 

"Komm mit!" Sofia packte ihren kleinen Bruder am Arm und zog ihn mit sich. Gefolgt von drei überbleibenden Dienerinnen, liefen sie Durch die verzweigten Gänge des Palast. Sie kamen in einen Raum in denen zwei weitere Mädchen saßen. Beide schon fast aus der Kindheit heraus. Es waren ebenfalls zwei Schwestern von Iwan. Es waren Maria und Feodossija. Sie waren beide dabei etwas zu sticken. Durch die Unterbrechung sahen sie erstaunt auf und musterten Iwan interessiert. Iwan hasste das Gefühl angestarrt zu werden, doch er hielt den Blicke stand und ging einige Schritte in den Raum hinein. Sofia hatte sich desinteressiert an einen Tisch der in der linken Seite des Raumes stand gesetzt und blätterte in einem Buch. "Er wird zwei Wochen hier bei und bleiben. Er hat, wie ich hörte, dort Mist gebaut" Sofia lächelte spöttisch. Maria machte ein erstauntes Gesicht. "Iwan?!" sie wand sich an ihn. "Was hast du den gemacht?!" 

Iwan zögerte. Er wollte sagen das er nichts gemacht hatte. Hatte er ja eigentlich auch. Das mit seinem Kindermädchen war keine große Sache. Aber Sofia kam ihm zuvor. "Er ist weggerannt. Seinem dicken Kindermädchen einfach entwischt." Sofia erhob sich lachend, doch als sie ihn ansah wurde sie sofort wieder ernst. "Mit der dummen Magd konntest du das vielleicht machen, aber hüte dich es bei mir auszuprobieren." Sie funkelte ihn an so, dass Iwan sich beeilte zu nicken. "Und wehe du gehörst nicht dem was ich dir sage. Eins will ich dir sagen. Dort unten im Kreml hattest du es sicher einfach, doch hier " Sie machte eine bedeutungsvolle Pause. "wirst du dich um Manieren bemühen müssen. Verstanden?" 

Iwan nickte erneut.  Was Sofia jedoch nicht Genaugen zu schien. "Antworte gefälligst wenn ich mit dir rede. Ich möchte nicht in Zeichensprache mit die sprechen." Innerlich verkrampfte sich Iwan. "Natürlich. Entschuldigung. Ich habe verstanden." 

"Ha!" grinsend wand sich Sofia wieder dem Tisch zu. "Da kann der Junge auf einmal sprechen!" 

Sie setzte sich wieder an den Tisch und wand sich dem Buch zu. "und nun scher dich in dein Zimmer, zum Mittag erwarte ich dich wieder pünktlich bei uns." sagte sie abwesend und befahl einer Dienerin Iwan sein Zimmer zu zeigen. 

Schon als Iwan das Zimmer in dem seine Schwestern waren verließ erschauderte er, bei der Vorstellung zwei Wochen hier verbringen zu müssen. Was hatte sich sein Bruder nur dabei gedacht? Er hätte nur Ina wegschicken brauchen, mehr nicht. Aber ihn zu Sofia zu schicken. Es glich damit jemanden in die Hölle zu schicken. 



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