new sister vs. me

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Noch bevor ich die Treppe bis ganz nach oben steigen konnte, hörte ich wie unten im Erdgeschoss die Tür aufging, ließ mich aber nicht beirren. Nach weiteren drei Treppenstufen konnte ich schon mit meinem Kopf ins Zimmer blicken und mir blieb der Atem weg.
Es war wunderschön. Vom Dach gingen Dachstützen bis zum Boden und teilten mein neues Zimmer in verschiedener Bereiche. In einem Bereich stand ein riesiges Bücherregal, gefüllt mit massenweise Büchern, die würde ich mir garantiert nachher alle genauer anschauen. Neben dem Bücherregal an der Dachschräge wurde der Raum durch ein riesiges Dachfenster erhellt. Unter dem  Dachfenster stand ein bequem aussehender Ohrensessel aus Samt, wie ich beim Drüberstreichen feststellte. Hinter mir, also gegenüber des Dachfenster stand ein Schreibtisch im Vintage-Stil. Dieses Abteil wurde durch zwei Dachstützen abgetrennt und dahinter kam zuerst ein kleiner Kleiderschrank und dann, dass wohl mit schönste an diesem ganzen Zimmer, ein Fester das von der Dachspitze bis zum Fußboden ging und davor ein riesiges Einzelbett mit tausenden Kissen. Ich schmiss mich auf das Bett und genoss, wie ich in die Kissen einsunk.
Ein paar Minuten lag ich so da und beobachte die Vorhänge, die um das Fenster hingen, bis ich mich schlussendlich wieder aufrichtete, um meinen Koffer aus dem Flur zu holen.
Auf dem Weg nach unten, konnte ich Stimmen aus der Küche vernehmen. Die meiner Mutter, Miyuns und eine mir unbekannte sehr dunkle Mädchenstimme. Das würde wohl meine Schwester sein, die  vorhin nach Hause gekommen war. Also machte ich einen Abstecher in die Küche, die ich zum Glück schnell wieder fand.
„... nichts besonderes. Wir haben nur Mathe geschrieben und hatten Kunst Ausfall. Aber ansonst-„
Sie stoppte als ich die Küche betrat und schaute mich mit einem undefinierbaren Ausdruck an. Ich konnte nicht deuten, was ihr erster Eindruck von mir war. Augenblicklich bekam ich Angst, sie könnte mich nicht leiden. Aber das konnte mir ja egal sein... oder? Nein, wem machte ich hier eigentlich was vor? Es war mir leider Gottes wichtig was andere von mir dachten. Ich hatte mir schon oft versucht einzureden, dass es mir egal sein könnte, aber es war mir nie egal.
Und jetzt stand ich hier vor meiner neuen Schwester, also bald Schwester, ihr wisst, was ich meine und starre sie ab. Sie starrt zurück. Sie hat schöne dunkelbraune Augen und dunkelbraune Haare, die ihr bis zur Brust reichten. Sie war auf den ersten Blick auf jeden Fall eine Naturschönheit, das stand außer Frage.
„Oh, du bist aber schnell wieder hier. Darf ich dir meine Tochter vorstellen: Emma, das ist Sajoon. Sajoon, das ist Emma!"
Ich lächelte ihr leicht zu und gab ein relativ leises ‚Freut mich' von mir. Innerlich raufte ich mir die Haare! Ich hasste es wie die Pest schüchtern zu sein.
„Freut mich auch, Emma!" Zum Glück war sie offensichtlich nicht der Typ Mensch, der ich war. Sie stand sofort auf und lief auf mich zu, um mich in eine Umarmung zu schließen. Nach dem ich zuerst ein wenig überfordert war, legte ich dann doch meine Arme, die bis dahin schlapp an meiner Seite hängen, um sie. Das erste was mir auffiel war, dass sie unglaublich gut roch. Ok, das klingt jetzt aber seltsam, ein bisschen wie ein Psycho. Das bist du auch manchmal! Pff.. blöde innere Stimme. Ich meinte damit nur, dass ihr Parfüm sehr schön doch.
Nach unserer Umarmung lösten wir uns und ich sah meine Mutter und Miyun sich im Hintergrund zu lächeln.
Danach schaute ich wieder Sajoon an und wusste nicht wirklich, was ich sagen sollte. Zum Glück, ging es ihr nicht so und sie sprach gleich weiter. „Du brauchst doch bestimmt noch Hilfe beim Einräumen deines neuen Zimmers, oder? Soll ich dir helfen?", fragte sie mich und ich nickte nur. „Also natürlich nur, wenn dich das nicht stört!" Diesmal schüttelte ich schon etwas energischer mit dem Kopf, sodass mir meine Haare kurz die Sicht versperrten. Als alle Haare wieder da waren, wo sie mehr oder weniger hingehörten, sprach meine Mutter auch schon weiter. „Miyun und ich würden gerne noch einmal ins Möbelhaus und danach einkaufen fahren, wäre das für euch in Ordnung?" Eigentlich wollte ich mit dem Kopf schütteln, hielt mich im letzten Moment dann doch davon ab. Her Gott! Ich war jetzt schon vierzehn da könnte ich doch wohl mal alleine für ein paar Stunden in einem Haus bleiben. Vor allem war ich ja nichtmal mehr alleine: Sajoon war da. „Ja klar! Geht ruhig, ich helfe Emma solange beim Einräumen!", antwortete Sajoon und trotzdem schaute meine Mutter mich noch einmal genau fragend an. Doch ich wollte ihr ihren schönen Abend mit Miyun nicht versauen, also antwortete auch ich: „Nein, ihr könnt ruhig gehen. Ich komme schon zurecht. Bin ja schon ein großes Mädchen!" Als sie das gehört hatte, verließ meine Mutter mit Miyun auch schon lachend die Küche und wenige Sekunden später, nach einem Tschüs-Ruf fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss.
Nun stand ich alleine mit Sajoon in der Küche. „Möchtest du vielleicht zuerst noch was Warmes trinken oder so?" Sajoon schaute mich fragend an, doch ich verneinte. Ich hatte im Flugzeug und auf der Autofahrt hier her so viel getrunken, dass ich einfach nichts mehr trinken wollte.
Also machten wir uns zusammen auf den Weg in den Flur, um meinen Koffer zu holen und versuchten dann, ihn im Teamwork auf den Dachboden zu hieven. Stellte sich komplizierter heraus, als wir gedacht hatten, aber nach fünf Minuten Schwerstarbeit hatten wir auch das geschafft. Oben schaute ich mich noch einmal um, bevor ich mich auf den Fußboden kniete und meinen Koffer öffnete.
Während des Einräumens meiner Klamotten, erzählten Sajoon und ich uns immer mehr. Ich erfuhr, dass sie das Zimmer mit eingerichtet hatte und man sah ihr an, dass sie sichtlich stolz drauf war. Das Bett vor das riesige Fenster zu stellen, war zum Beispiel eine ihrer Ideen gewesen und dafür dankte ich ihr sogleich.
Wir brauchten nicht allzu lange, da in meinem Koffer hauptsächlich Bücher und Krimskrams waren. Ja, tatsächlich hatte ich kaum Klamotten mitgenommen und würde so bald einkaufen gehen müssen. Aber die Bücher, die jetzt in meinem neuen  Bücherregal standen, waren mein ein und alles und ich musste sie einfach mitnehmen. Weil du süchtig nach Lesen bist! Ja, das war ich, aber da stand ich auch zu. Ich war die totale Leseratte und brauchte nicht mehr als Luft und Bücher zum Überleben. Okay, ab und zu musste ich auch mal Essen, aber das nebensächlich.
Als wir wieder die Treppe in den ersten Stock runtergingen, fragte ich mich gerade, was ich jetzt noch machen wollte, als Sajoon mir einen Vorschlag machte.
„Hei, willst du vielleicht noch mit in mein Zimmer kommen?" Ich nickte aufgeregt und stimmt ihr sofort zu. Ich wollte jetzt unbedingt auch ihr Zimmer sehen! Wir gingen also zusammen auf eine der Türen zu, die ich bis jetzt nur von außen kannte und betraten dann Sajoons Zimmer. „Tadaa! Mein eigenes kleines Königreich!" Sie drehte sich einmal im Kreis und ließ sich dann auf ihr Bett fallen.
Währenddessen schaute ich mich um und musste sagen, mir gefiel ihr Zimmer. Die Wände waren in Pastelltönen und sie hatte offensichtlich eine Vorliebe für Kakteen, denn ihr ganzes Fensterbrett stand voller kleiner grüner Kakteen. Gerade als ich mich weiter umschauen wollte, hörte ich er unten die Tür aufging und ein ‚Sind wieder da!' von meiner Mutter durch das Haus hallte.
Daraufhin verließen Sajoonund ich ihr Zimmer und begaben uns nach unten. Auf dem Weg und bei einem Blick durchs Fenster viel mir auf, dass es draußen indessen recht dunkel war. Die wahr wohl wie im Flug vergangen.
Als wir unten ankamen, begrüßten wir unsrer Eltern und drauf folgte ein gemeinsamen Abendbrot, von dem ich aber nicht mehr all zu viel mitbekam, da ich Minute für Minute immer müder würde und heilfroh war, als ich endlich aufstehen und in mein Zimmer gehen durfte. Ich wünschte allen noch eine gute Nacht und kletterte dann hoch auf meinen Dachboden. Oben angekommen, zog ich mir schnell einfach ein zu großes T-Shirt aus dem Schrank, zog mich aus und legte mich schlafen.
Ich hörte noch, wie unten ein wenig Geschirr klimperte, bevor ich im Land der Täume verschwand.

tbc...
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Das war das vierte Kapitel! Ich hoffe es hat euch gefallen.

Geht euch die Geschichte eigentlich zu langsam voran, oder kommt es nur mir so vor?
Würde mich wie immer über einen Kommentar freuen :))
Emmi^^

 𝒞𝒽𝒶𝓃𝑔𝑒 | ℍ𝕠𝕤𝕖𝕠𝕜 𝕩 𝕆ℂ *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt