Viktorias POV:
„Viktoria?"
Harolds leises Flüstern neben meinem Ohr ließ mich aus meinen Erinnerungen aufschrecken. Auf meinem gesamten Körper hatte sich eine Gänsehaut gebildet, und nicht einmal die mollig warme Decke schaffte es sie verschwinden zu lassen.
Ich dachte an das was Harold gesagt hatte. Auch er konnte sich also noch gut an die Zeit nach meiner Verwandlung erinnern und wie sehr ich unter dem litt, was Viktor getan hatte. Es mussten damals Wochen vergangen sein, bis ich es wieder geschafft hatte in seinen Armen zu schlafen.
Mit einem Seufzen schlug ich die Decke bei Seite. Ich wollte nicht noch einmal, dass Harold für das bezahlte, was Viktor angerichtet hatte. Nicht hoch einmal.
„Nein, wenn hier einer geht, dann bin ich das."
„Viktoria, ich bestehe darauf."
Harold tat es mir gleich und schlug die Decke bei Seite und stellte sich mir in den Weg. Langsam lehnte ich mich gegen seinen Brustkorb, konnte jedoch die Angst in meinem Inneren spüren, sobald ich seine Haut berührte.
Es ist Harold, Harold, dein Mann, also verhalte dich ihm gegenüber auch so!, schrie ich mich innerlich an und legte vorsichtig die Arme um seinen Körper.
„Ich möchte nicht, dass du wieder genauso leiden musst wie damals. Das wäre nicht fair."
„Es geht nicht darum, ob das fair ist, sondern es geht mir darum, dass es dir gut geht. Das ist das Einzige was zählt."
„Ich weiß das wirklich zu schätzen, Harold, und ich danke dir dafür. Doch für mich wird es Zeit damit fertig zu werden. All die Jahre über hatte ich es fast vergessen, doch das gestern war einfach zu viel für mich. Hätte ich ihn nur gesehen, und hätte er nicht diesen abscheulichen Kommentar von sich gegeben, was mich wieder daran erinnert hat, dann wäre es vielleicht auch nicht so schlimm gewesen. Doch wie er dort in der Tür gestanden hat. Dieses Grinsen auf dem Gesicht, genau wie damals ..."
Ich ließ den Satz in der Luft hängen. Ich wollte ihn nicht beenden.
„Beruhige dich, mein Schatz. Je mehr du darüber nachdenkst, desto schlimmer wird es. Denk an die schönen Dinge, die passiert sind. An Pandora und all die anderen Dinge, an denen du dich erfreuen kannst."
Ich sah zu ihm auf. „Ich habe meine Möglichkeiten, wie ich ihn vergessen kann."
Behutsam strich ich ihm über die Wange. „Geh zurück ins Bett, Harold, ich werde unten im Wohnzimmer sein."
Ohne auf eine Antwort zu warten – ich wusste, dass er mich hatte aufhalten wollen – wandte ich mich von ihm ab und griff im Gehen nach meinem Bademantel, der über einem Stuhl hing. Als ich die Tür hinter mir schloss, sah ich noch kurz zu Harold. Er saß aufrecht im Bett, die Decke über seinen Beinen und sah mir mit einem traurigen Blick hinterher.
Meine nackten Füße gaben mit jedem Schritt ein Patschen von sich, während ich die lange Marmortreppe hinunter zum Wohnzimmer ging und das Licht einschaltete. Mein Weg führte mich jedoch nicht auf die Couch, die vor dem großen Kamin stand, sondern zu einem schmalen, weißen Holzregal daneben.
Meine Finger umschlangen den dicken Einband eines weißen Buchen. Darauf stand „Pandora". Nachdem ich mich auf die Couch gesetzt hatte, schlug ich die erste Seite des Buches auf. Ein lächelndes Baby sah mir entgegen. Pandora. Sie musste erst wenige Wochen alt gewesen sein. Noch gut konnte ich mich an den Tag zurück erinnern.
Harold und ich besuchten ein Waisenhaus am anderen Ende der Stadt. Neben all den Babys, die schlafend und friedlich in ihrer Wiege lagen, gab es nur eines, welches sich unruhig hin und her wälzte, die Augen rot vom vielen Weinen.
„Was hat sie denn?", fragte Harold neben mir und streckte ihr einen Finger hin, den sie sofort fest umschlossen festhielt.
Die Schwester neben uns seufzte leise. „Ihre Mutter ist bei der Geburt gestorben, und der Vater ..." Sie machte eine kleine Pause. „Er wollte sich nicht um sie kümmern. Hat sie einfach hiergelassen und meinte, wir sollen uns gefälligst um sie kümmern."
Harold und ich sahen uns an. Wie konnte jemand so etwas tun? Zwar hatten wir schlimmere Zeiten erlebt, immerhin wurde Felia, unsere erste Tochter im Wald zum Sterben ausgesetzt.
„Sie weint die Nächte durch. Wir können nichts tun. Sie braucht einfach jemanden, der sich um sie kümmert. Wir hatten schon ein Ehepaar, welches sie zu sich nehmen wollte, doch sind sie angesprungen, als sie bemerkten, dass sie so laut ist. Sie wollten ein ruhiges Kind."
Ich beugte mich vor, nahm das kleine Bündel behutsam auf den Arm und wiegte es. Immer noch schrie sie, doch nachdem ihre Augen meine Gefunden hatten, war der ganze Raum still.
„Harold", sagte ich leise, gefesselt von den blauen Augen, die mich anstarrten. „Ich glaube, wir haben unsere Tochter gefunden."
Eine Träne lief über meine Wangen, als ich an diesen Tag zurückdachte. Auf der nächsten Seite war Pandora mit Penelope abgebildet. Beide strahlten in die Kamera. Im Hintergrund konnte man Louis erkennen, wie er gemütlich auf einem Gartenstuhl saß und ein Bier in der Hand hatte. Ich musste kurz lachen. Das war einfach so typisch für ihn.
Eine Seite weiter war Harold zu erkennen, wie er mit Pandora auf den Schultern im Streichelzoo stand, belagert von Ziegen und Schafen, die es auf die Karotten in seiner Jackentasche abgesehen hatten. Sein Gesichtsausdruck war nicht ganz so entspannt wie immer, eher etwas unsicher, wie er sich in dieser Lage verhalten sollte.
Das nächste Bild zeigte Pandora, wie sie zusammengekuschelt in unserem Bett lag. Beide Decken zusammengeknäult, lag sie quer im Bett. Harold, in Shirt und Boxershorts gekleidet, stand mit verschränkten Armen vor unserem Bett und blickte auf unsere Tochter hinab. Wir hatten diese Nacht auf der Couch schlafen müssen. Wie wir es auch versuchten, unser Bett war belagert.
Auf der nächsten Seite war ein Gruppenbild zu sehen. Es war von ihrem ersten Ballettauftritt. Jedoch hatte sie ziemlich schnell nach ihrem ersten Auftritt damit aufgehört. Nach zwei Jahren hatte sie genug vom Ballett und wollte lieber reiten. Wie gut, dass ein Reiterhof gleich in der Nähe gewesen war, und Penelope sich als exzellente Reiterin herausstellte, die natürlich sofort bereit war, Pandora das Reiten beizubringen. Ich wusste gar nicht, wann Pandora das letzte Mal auf einem Pferd gesessen hatte. In der Schulte hatte sie viel zu tun, lernte jeden Nachmittag fleißig.
Müdigkeit machte sich in mir breit, und bei dem Gedanken, dass ich in wenigen Stunden wieder unterrichten musste, graute es mir. Ich wollte meinen Schülern ein gutes Beispiel sein, und nicht mit Augenringen und wie ein Zombie vor ihnen stehen.
„Mama?"
Mein Blick ging zur Tür, wo Pandora in ihrem Schlafanzug stand, und sich geblendet vom Licht die Augen rieb.
„Schatz, was machst du denn hier? Es ist schon spät."
„Ich habe das Licht gesehen und mich nur etwas gewundert. Eigentlich wollte ich mir nur ein Glas Wasser holen."
Sie sah auf das Buch in meinen Händen. „Habt Papa und du Streit?"
Hallöchen alle zusammen :) Da bin ich nach sooo langer Zeit wieder. Zwei Prüfungen geschafft, jetzt noch Berufsschule fertig, das Schreiben kann weiter gehen! Zunächst einmal: Es tut mir wirklich leid, dass ich über ein Jahr auf ein neues Kapitel warten musstet, aber ich hatte wirklich keine Zeit zum Schreiben und zwischendurch war einfach die Puste raus. Aber ich versuche, wieder regelmäßig zu updaten und hoffe, dass nichts dazwischen kommt.
Des Weiteren habe ich einen Instagram-Account für mich angelegt, wo ich ein bisschen übers Schreiben posten werde, oder welche Bücher mir gefallen und sowas. Wer mir also folgen möchte: Celina_schreibt. Nicht wundern, Celina_backt ist mein Back-Account, wo ich nur Bilder von meinen Backsachen poste.
Und zum Schluss noch eine Frage/Bitte: Bitte sagt mir, wie ihr das Kapitel findet. Hat sich mein Schreibstil verändert? Ich kann das schlecht einschätzen :( Schöne Woche Euch!
Eure Celi :)
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Lucid Love
Teen FictionDie Geschichte von Harold und Viktoria geht weiter ... Welche Gefahren und Erlebnisse sie dieses Mal bestehen müssen, erfahrt ihr hier ... WICHTIG! Das hier ist der zweite Teil meiner Geschichte Dark Love! Bitte zuerst den ersten Teil lesen :)