Verzweifelt lehne ich meine Stirn an die Spindtür. Im Gang ist es laut. Weiter hinten kloppen sich welche und Taschen werden auf dem Boden herumgeschossen. Ein Buch trifft mich am Hinterkopf.
Womit habe ich das verdient?
Verzweifelt rüttle ich an meinem Schließfach. Ich habe den Schlüssel vergessen. Langsam drehe ich mein Gesicht dem Gang zu. Die ganze Mittelstufe scheint hier versammelt zu sein, draußen regnet es und im Aufenthaltsraum gab es einen Wasserrohrbruch. Wo bleibt denn nur Emely? Ich bin von Idioten umgeben. Zum Glück sind wir nächstes Jahr in der Oberstufe, ohne diese ganzen hirnlosen Spinner. Es ist ja nicht so, als wäre das eine assoziale Schule. Wir haben ganz viel tolle Technik und solchen Kram, aber die Schüler sind anscheinend alle hyperaktive Affen.
„Buh!“, ruft jemand direkt neben meinem Ohr.
„Mann, Emely!“, sage ich augenrollend. „Wo warst du denn? Ich dachte schon, ich müsste krepieren!“
„Ich hatte noch mit Ashton zu tun“, antwortet meine Freundin und verschwindet bis zum Bauch in ihrem Spind.
„Soso, 'mit Ashton zu tun'?“
Ich hebe eine Augenbraue und Emely zeiht ihren Kopf wieder aus dem Schließfach. In den Händen hält sie ein Nutellaglas.
„Du hast Nutella in deinem Spind?“, frage ich ungläubig.
„Ja“, antwortet sie und kramt eine Packung Käsecräcker aus ihrer Tasche. „Aber die Schulbücher vom letzten Jahr lagen obendrauf. Fast hätte ich sie nicht mehr gefunden.“
Emely taucht einen Käsecräcker in die Schokolade und beißt hinein.
„Auch?“
Sie hält mir das Glas hin. Ich schaudere angeekelt und schüttle den Kopf. Emely zuckt mit den Schultern und betrachtet kauend das Treiben im Gang. Ich bewundere Emely irgendwie. Die anderen Ballerinas ernähren sich alle von Äpfeln, aber sie bleibt davon unbeeindruckt. In dem Punkt sind wir uns sehr ähnlich. Wir können beide Essen bis zum Umfallen, nur dass ich normale Sachen esse und Emely...Käsecräcker mit Nutella, eben.
Am anderen Ende des Ganges gibt es eine kleine Unruhe und einige Oberstufler durchqueren den Gang.
„Oh nein“, wispere ich in Emelys Ohr und weiche so weit zurück, wie möglich. „Versteck mich, versteck mich, versteck mich!“
„Was ist denn mit deiner Stimme passiert, hast du Kreide gefressen?“
Verständnislos sieht sie mich an.
„Harry!“, antworte ich und tauche hinter ihrem Rücken ab. Er und seine Freunde kommen immer näher.
„Also wirklich!“, sagt Emely und packt mich an den Schultern. „Wie willst du ihm denn auffallen, wenn du dich immer versteckst?!“ Jetzt schiebt sie mich mitten in den Gang hinein. Panisch sehe ich mich um. Ich meine, sie hat ja irgendwie recht, aber ich weiß einfach nicht, wie ich mich Harry gegenüber verhalten soll. Er kommt immer näher.
Alarm!, keift die unheimlich hilfreiche Stimme in meinem Kopf. Alarm! Alarm! Alarm!
HALT DIE KLAAAAAPPE!; Schreie ich so laut es geht zurück.
Ich drehe mich und will wieder zu meinem Spind gehen, aber Emely schubst mich gnadenlos zurück in den Gang. Harry ist noch drei Meter entfernt. Zwei Meter. Jetzt bleibt er mit erwartungsvollem Blick vor mir stehen.
„Ähm...Hi!“, krächze ich. Er lächelt. Das ist ein gutes Zeichen, hoffe ich. „Also, was ich dich fragen wollte - “ Ja, genau. Was wollte ich ihn fragen?
Er zieht amüsiert die Augenbraue hoch. Na toll, das läuft ja super. Ich sollte ganz dringend etwas ganz belangloses fragen.
„Du machst doch Mathe Leistungskurs, oder?“ Nervös schiebe ich mir eine Strähne hinters Ohr.
„Ja“, antwortet er verwirrt.
„Super, ich habe nämlich...also, ich möchte das auch machen und deswegen...“ Okay, wir steuern hier langsam aber sicher auf eine Katastrophe zu. Ich und Mathe Leistungskurs? Schlechte Idee. Sehr schlechte Idee. Und ich muss weiter reden, Harry und seine Freunde starren mich nämlich immer noch an. Verdammt, wo war ich? Jetzt schaltet sich diese blöde Stimme wieder ein.
I believe I can flyyyy
I believe I can touch the skyyyy
Achso, danke. Sehr hilfreich. Bestimmt halten die mich jetzt für ein bisschen beschränkt. Zeit für ein Rettungsmanöver á la Phoebe.
„Also, genau...“, ich schue auf meine imaginäre Uhr. „Ich muss jetzt auch mal los. War schön, mit euch zu plaudern. Beye!“ Ich versuche es noch einmal mit einem breiten Lächeln, packe Emely am Arm und ziehe sie zur Mädchentoilette. Kaum hat sich die Tür geschlossen, fängt sie an, laut zu lachen. Warum genau ist sie nochmal meine Freundin?
„Jolinas ganze Spindtür ist vollgepappt mit Taylor Lautner!“, bringt sie schließlich keuchend hervor. Achso, genau: deswegen.
„Du...du lachst nicht über meinen sensationell peinlichen Auftritt?“
„Ach, das...“, sie winkt ab. „Ich glaube, er war sehr beeindruckt von dir.“
Ich drehe mich zum Spiegel und tippe mir an die Stirn. Ich liebe Emely, aber manchmal glaube ich, in ihrem Kopf ist irgendwas verknotet. Habe ich schonmal erwähnt, dass sie sich einmal die Haare blau gefärbt hat?
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Tequila (Calum Hood)
FanfictionAU Phoebe ist Hals über Kopf verliebt. Da gibt es nur zwei Probleme: Er ist der beliebteste Junge der Schule und außerdem hat Phoebe überhaupt keine Ahnung von Jungs, sie hat schließlich ihr ganzes Leben lang nur Fußball gespielt. Zum Glück taucht g...