„Marco, was machen wir jetzt?" frage ich mit etwas zittriger Stimme, während wir zum Versteck zurückkehren. Ich weiß nicht, was ich von Linus' Reaktion halten soll. Ich dachte immer, er hilft so viel und oft er kann. Ganz egal, ob das jetzt innerhalb einer Gang ist oder eben nicht, wenn jemand Hilfe braucht, ist er immer da, so habe ich ihn bisher erlebt.
Doch das eben – das hätte ich nicht erwartet. Und dann noch so eine Bemerkung zu machen, bei der er genau weiß, dass sie mich trifft. Ja verdammt, ich weiß, wie schnell Menschen sich ändern können, wahrscheinlich noch viel besser als er denkt. Ich hatte früher sehr viel mit falschen Leuten zu tun, meistens waren sie meine sogenannten „besten Freunde".
Bis ich in die neue Klasse kam – da lachten plötzlich alle über mich, und ich hatte keine Ahnung weshalb. Bis ich bemerkte, dass meine ehemalige Freundin eines meiner peinlichsten Geheimnisse an ihre Kollegin aus meiner neuen Klasse verklickert hat, die das natürlich auch direkt allen erzählt hat.
Schlussendlich kam es dazu, dass ich mich von allen abschottete. Meine alte Klasse, von der ich dachte sie würde hinter mir stehen, lachte mich auch nur noch aus und meinte, sie hätten mich nie gemocht und mir immer was vorgespielt. Die einzigen die für mich da waren, waren Marco und Linus.
Und ausgerechnet jetzt will Linus Marco nicht helfen, jetzt, wo Marco an die falschen Leute geraten ist.
„Keine Ahnung, Zerina. Lass uns eine Nacht drüber schlafen. Morgen wird uns schon was einfallen." Ich nicke, dann fällt mir ein, dass ich eigentlich bei Linus schlafen wollte. Nach Hause will ich ungern, da ich meiner Mam dann erklären müsste, dass ich gerade Streit habe mit Linus, was wiederum dazu führen würde, dass meine Mam Linus' Mam informieren würde, was alles viel zu kompliziert machen würde.
„Ist bei dir noch ein Platz frei?" frage ich Marco also unvermittelt, dessen Kinnlade direkt mal zum Boden und wieder zurückklappt. „Ähm... ja. Ja, ich habe noch 'nen Platz frei. Der wäre zwar neben mir, aber ich denke mal das sollte keine Probleme geben, oder?" er schaut mich mit seinen braunen Augen an, und ich schüttle den Kopf. „Nein, das sollte keine Probleme machen. Danke dir."
Beim Versteck verabschieden wir uns alle, dann steige ich bei Marco auf den Gepäckträger, und wir fahren zu ihm nach Hause. Auf dem Weg begegnen wir ein paar Jugendlichen, die wohl gerade vom Ausgang nach Hause kommen. Jedenfalls ist jeder von ihnen zweifellos stockbesoffen, und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nicht nur zu viel Alkohol abbekommen haben.
Gerade als ich mich entspannen will, macht Marco eine Notbremse, und ich knalle mit meinem Kopf voll an seinen Rücken. Zuerst will ich wütend auf ihn einreden, bis ich merke, dass die Bremsung nicht umsonst war – vor uns steht ein einziger Typ. Jedoch blitzt dieser uns mit einem derartig hässlichen Grinsen an, dass mir ein Schauer nach dem anderen über den Rücken fliesst.
„Marco, wer ist das?" flüstere ich zittrig, während der Typ sich nicht bewegt. „Das, Zerina, das ist Elias. Jetzt gerade auch bekannt als unser grösstes Problem. Schlafen muss warten, an dem kommen wir nicht vorbei."
Jetzt habe ich richtig Angst. Das ist also Elias? Derjenige, der eine ganze Gang zur Kriminalität zwingt?
„Soso, Marco. Das ist also das Mädchen, das du eigentlich gerade gefangen halten solltest. Für wie dumm hältst du mich? Bisher habe ich dir vertraut, jedoch gibt es einen Spion in eurer Gang. Der hat das ganze Geschehnis aufgenommen. Live. Nun ja, was soll ich sagen? Du hast Zerina die Wahrheit über mich erzählt, doch damit kommst du nicht durch. Erwartest ernsthaft Hilfe von den Leuten, denen du wehgetan hast? Du bist noch naiver als ich da-" weiter kommt er nicht, denn plötzlich durchzuckt ein Blitz die dunkle Atmosphäre.
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Run - Tief in der Vergangenheit (Band 1)
Fantasy!Beendet! Fortsetzung folgt😌 >Linus (17) und Zerina (16) sind beste Freunde, schon eher Seelenverwandte. Jedoch hat Linus ein grosses Geheimnis vor Zerina, und als diese merkt, dass mit Linus etwas nicht stimmt, wird sie skeptisch und nimmt ihn...