Run - Tief in der Vergangenheit (Band 1)

Chapter 8 - Linus

Ich bin wütend.

Sehr wütend.

Ich hätte wissen müssen, dass Zerina diesmal nicht alleine losziehen darf, doch ich war zu stur und habe zu sehr auf alte Geschehnisse vertraut. Als ich dann das Tor zu Faded Paradise und Marcos Blitze gesehen habe, wusste ich, was geschehen war.

Um meine beiden Hände haben sich zwei Feuerbälle gebildet, mit denen ich meine Attacken ausführe. Ich benutze keinen Talisman mehr, doch für meine volle Feuermagie, die teilweise mehr Fluch als Glück ist, habe ich meinen schwarzen Talisman eingesetzt.

Dieser verschlüsselt den tödlichen Teil meiner Magie, den ich eigentlich nur in Notfällen einsetze. Oder gegen dunkle Magier. Jetzt gerade sehe ich nur eine Flammenwand, die ich selbst gebildet habe. Ich habe keine Ahnung, gegen wen ich da kämpfe, doch ich weiß, dass er Zerina verletzt hat. Und Marco, der versucht hat sie zu beschützen, auch. Das ist für mich Grund genug, um diesen Typen zu zeigen, wie mächtig und grausam Magie wirklich sein kann.

In mir drin spüre ich nur noch Wärme. Ich schaue hinter mich und sehe, wie Zerinas Augen immer größer werden. Auch ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich gesehen habe, wie Marco sie beschützt hat. Doch was ist eigentlich passiert, dass Zerina so schwach ist? Magier greifen eigentlich nie grundlos an.

Ich weiß, dass dieser Typ hier dunkle Magie anwendet. Um genau zu sein: dunkle Schattenmagie, eine der eher weniger starken Arten der dunklen Magie. Es gibt noch viel Schlimmere. Trotzdem nehme ich mich in Acht, man weiß ja nie, plötzlich hat der noch Freunde die nur darauf warten, zwei Magier und ein Mädchen fertigzumachen.

Vielleicht war der Angriff schon lange geplant, und sie haben nicht damit gerechnet, dass Marco Magie anwenden kann.

„DU ELENDER BASTARD! ICH MACH DICH FERTIG!" schreit jemand durch die Flammen, und ich drehe mich wieder um. Da steht er, der Junge, der meine beste Freundin und einen anderen Magier beinahe umgebracht hätte. Ich lächle, dann hebe ich meine linke Hand.

Feuer ist mein treuer Begleiter. Niemand kann mich mit Flammen besiegen, da sie mir nichts tun. Sonst würde ich mich selbst ja von innen verbrennen. „Du machst mich fertig? Das will ich sehen" antworte ich, und weiche gemächlich einem Schattenartigen Speer aus. Dann setze ich meinen unbeendeten Satz fort.

„Also, ich habe keine Ahnung wer du bist und was du willst, doch du hast eine Grenze überschritten, und somit wirst du jetzt die Rache dafür bekommen. Leider legst du dich mit den falschen an – das Mädchen da ist nämlich meine beste Freundin, und der Typ da hat sie mit allen Mitteln beschützt. Diesen Part werde ich jetzt übernehmen, und glaub mir, wenn hier jemand fertiggemacht wird, dann du, und zwar nicht nur von mir."

Wie auf Kommando erscheint um den Typen eine Art Hülle, aus der Schlangen herauskommen, und neben mir erscheint Gray. Das nennt man Wahrnehmungsmagie. Darauffolgend schiesst eine Hand aus dem Boden, und auf meiner noch freien Seite erscheint Ethan. Ja, das ist die Grundmagie. Beide Jungs stoppen ihre Attacke und klatschen sich ab.

„Linus, ich habe keine Ahnung was du hier gerade an Land gezogen hast, doch der Typ da scheint ziemlich sicher dieser Elias zu sein." Sofort zucke ich zusammen und presse die Lippen aufeinander. „Elias also?" grummle ich, dann schiesse ich urplötzlich auf Elias zu und versetze ihm einen Kinnhacken.

Durch das Feuer wird die Attacke noch verstärkt, und Elias fliegt durch die Luft. Direkt danach wird er von einem Ast ergriffen, der sich um seinen ganzen Körper schlingt und ihn festhält. Na, wenigstens kann er somit keine Talismane benutzen.

Ich laufe langsam aber selbstbewusst auf Elias zu, der sich in Ethan's Griff dreht und wendet, und würde ihn am Liebsten hier und jetzt zur Strecke bringen. Doch ich habe mir geschworen, nie mehr ein Menschenleben zu beenden. Die Erinnerung daran, wie mein bester Freund vor meinen Augen in zwei geschnitten wurde, schmerzt immer noch wie am Tag als es passiert ist. Niemand außer ich und der Mörder wissen, was wirklich passiert ist.