-Ankunft-

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Der Flughafen von Jasper sieht eigentlich wie ein ganz normaler kleiner Flughafen aus. Ich hatte ihn mir irgendwie mehr hinterwältler vorgestellt.

In der Gepäckhalle beobachte ich die Menschen, die vor mir am Fließband stehen.

Sie tragen alle dicke Jacken mit Fell. Manche tragen sogar Mützen und Schals. Eine korpulente Frau mit einem Baby auf dem Arm kramt hecktisch in ihrer Handtasche. Ihr Baby trägt einen Skianzug. Ich schaue an mir herunter. Wahrscheinlich bin ich ein wenig Under-dresst mit meiner dünnen Jacke, den weißen Chucks und meiner Sommerjeans. In Deutschland ist es noch sehr warm gewesen, aber jetzt bezweifle ich, dass ich nicht erfriere, wenn ich aus den warmen Hallen des Flughafens trete. Endlich sehe ich meinen grünen Koffer. Ich zwänge mich durch die Menschenmasse und fische ihn mir heraus.

Am Ende des Gates entdecke ich endlich Tante Maggi. Sie hat auch eine dicke Felljacke an und trägt dicke Lederstiefel.

"Hallo Schätzchen", schreit sie mir entgegen und läuft auf mich zu um mich zu umarmen. "Hey Tante Maggi", nuschel ich ihr ins Fell.

Sie lässt mich los und begutachtet mich. "Ach, ich wusste schon, dass du vergisst auf den Wetterbericht zu schauen. In Deutschland mag es ja warm sein, aber hier sind es grade minus vier Grad". Geschockt starre ich an mir herunter. "Mach dir keine Sorgen, Schätzchen, ich hab dir eine alte Jacke mitgebracht und im Auto werd ich noch ein paar Boots haben", sie grinst. Dankbar neheme ich ihre alte Jacke entgegen. Sie ist mir zu groß, aber ich bin froh, dass ich wenigstens etwas warmes anhabe.

"Danke Tante Maggi".

"Nicht der Rede Wert, Schätzchen. Ich bin so froh, dass du endlich da bist. Wie war denn der Flug? Hast du schon Jetlag? Also ich habe ja immer Jetlag, wenn ich bei euch zu Besuch war. Das letzte Mal war ich ja-", sie unterbricht sich selbst. "Schon Okay, Tante Maggi", ich schlucke. Tante Maggi greift nach meinem Koffer und hakt sich bei mir unter. "Ach, wenn wir zuhause sind, mach ich uns erstmal eine schöne Kanne Tee". Sie schleift mich aus dem Flughafen. Draußen ist es wirklich eiskalt. Tante Maggi läd meinen Koffer in den Kofferraum ihres Jeeps. Dann fahren wir los.

Auf dem gesamten Weg erzählt sie mir von ihrem Alltag und ihrer Arbeit an der Grundschule.

Ich bin froh, dass Tante Maggi mich unterhält, sonst würde ich mir zu viele Gedanken über alles, was passiert ist, machen.

Tante Maggis kleines Häusen liegt hinter hohen Tannen versteckt. Ich bin bisher nur einmal in meinem Leben hier gewesen, da war ich aber erst drei Jahre alt gewesen. Meine Mum war mit mir und Anna gereist und ich kann mich nur noch an die hohen Berge und die kristallklaren Seen erinnern, in denen wir zu viert schwimmen gewesen waren. Tante Maggis Wohnung ist sehr gemütlich eingerichtet. In jedem Zimmer stehen Eichenmöbel, doch die Wände sind mit fröhlich bunten Farben gestrichen. Tante Maggi führt mich auf den Dachboden. "Also hier ist dein Reich. Ich hoffe es gefällt dir so. Sind zwar nicht die gleichen Möbel wie bei euch in Deutschland, aber ich hoffe, du kannst dich trotzdem irgendwann hier heimisch fühlen". Ich nicke. Die Möbel in meinem Zimmer bestanden auch aus Eichenholz, aber die Wand war in einem hellen blau gestrichen. Hier sind die Wände gelb. Es könnte schlimmer sein, denke ich mir. Auf der anderen Seite des Zimmer ist ein Fenster. Es dämmert schon, aber man kann trotzdem noch jeden einzelnen Baum des Waldes erkennen. Die letzten Sonnenstrahlen glitzern auf dem Schnee, der weich auf die einzelnen Zweige eines jeden Baums gefallen ist.

"Ich glaube, ich lass dich dann erstmal ankommen. Schau dich einfach um. Nebenan hast du übrigens dein eigenes Badezimmer", sie zwinkert mir zu und verschließt dann die Tür hinter sich.

Ich lasse mich aufs Bett fallen und streiche über die Bettdecke. Dann entdecke ich an der Wand neben dem Kleiderschrank übereinander gestapelte Kartons- die letzten Überbleibsel aus meinem Haus in Deutschland.

Es hat Wochen gedauert das Haus auszumisten und nur das Nötigste nach Kanada zu verschiffen. Es hat auch viele Tränen gekostet sich von den Erinnerungen trennen zu müssen und die übrigen Sachen wegzuschmeißen, zu verschenken oder zu verkaufen. Ich bin froh, dass ich damit abgeschlossen habe.

Jetzt besitze ich nur noch das, was in den Umzugskartons und in meinem Koffer steckt.

Ich seufzte und stehe auf. Dann mache ich die Reißverschlüsse meines Koffers auf und packe die sich darin befindenden Klamotten in den Kleiderschrank. Danach inspiziere ich das Badezimmer.

Ist zwar klein, doch auch gemütlich. In Deutschland musste ich mir mein Bad mit meiner Mutter teilen und wir hatten eine Badewanne. Hier gibt es ein kleines Waschbecken, eine enge Dusche und eine Toilette. Die Kacheln sind beige. Meine Freundinnen in Deutschland würden jetzt schon wieder ihre Koffer packen und sich in den Flieger setzen. Ich finde das alles nicht so schlimm, ich bin einfach nur müde.

Ich mache mich ein wenig frisch, putze mir die Zähne.

Tante Maggi wollte zwar mit mir noch Tee trinken, aber ich schaff es einfach nicht mehr mich die Treppen hinunter zu schleppen.

Jasper's TraumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt