Der Wecker klingelt mal wieder viel zu früh. Am Liebsten würde ich mich auf die andere Seite drehen und einfach weiterschlafen. Aber ich muss heute extra früh aufstehen wegen meines ersten Eindrucks. Früher hätte ich mir niemals Gedanken über sowas gemacht. Da war es mir egal, was andere von mir denken und habe einfach das gemacht, was ich wollte. Jetzt ist es mir wichtig nicht aufzufallen. Ich will einfach ganz normal mein Leben hier führen. Keine Probleme, keine schlimmen Dinge mehr. In zwei Jahren bin ich mit der Schule fertig, solange brauche ich auch um mein Leben wieder vernünftig auf die Reihe zu bekommen.
Nach dem Duschen flechte ich mir meine braunen Haare zu einem Zopf und schminke mich ganz dezent. Aus dem Schrank nehme ich mir eine dunkle Jeans und einen senffarbenen Norweger Pulli. Als ich mich an den Frühstückstisch setzte, wirft Tante Maggi nur einen kleinen Blick auf mich und meint dann: "Erster Eindruck, mh?"
Ich schaue verzweifelt an mir herunter. "Zu viel?"
Tante Maggi runzelt die Stirn. "Eher zu wenig, meinst du nicht, dass du so eher weniger auffällst?"
Ich lächel zufrieden und greife mir mein Pausenbrot "Perfekt."
Dann schnappe ich mir meine Tasche und schlüpfe in die neuen Wintersachen.
Der Weg in die Schule dauert zu Fuß ungefähr zwanzig Minuten. Dadurch, dass es in der Nacht wieder geschneit hat, dauert der Weg jedoch fünfzehn Minuten länger und am Ende ist meine Hose bis über die Knie pitsch nass. Verzweifelt stapfe ich die Treppe zum Hauptgebäude hinauf. Das klappt ja super mit meinem ersten Eindruck, wenn ich direkt am ersten Tag zu spät komme.
Im Sekreteriat sitzt eine alte Frau mit vielen Fältchen im Gesicht. Als sie mich sieht lacht sie: "So wie du aussiehst, bist du die Neue."
Ich nicke. Sie kramt aus den Tiefen ihres Büroschreibtisches einen Stapel Zettel. "Das hier ist dein Stundenplan mit den Räumen", sie drückt mir ein Blatt in die Hand, "und das hier", sie überreicht mir einen Ordner, "sind weitere Informationen über unsere Schule und die Wahlfächer." Ich versuche alles in meine Tasche zu stopfen. "Und vielleicht solltest du dich beeilen, du bist spät dran", sie zwinkert mir zu. Na toll, das hab ich ja noch gar nicht gemerkt.
Auf meinem Stundenplan steht, dass ich die erste Stunde Englisch in einem Raum auf der obersten Etage habe. Also hetzte ich die Treppen hinauf und komme völlig außer Atem an meinem Raum an. Vor der Tür versuche ich mich nochmal zu sammeln und meine Herzfrequenz runter zu bekommen. Dann klopfe ich an. Nachdem ich die Tür aufgemacht habe, gaffen mich etwa dreißig Schüler an. "Ist hier die Englischklasse?", frage ich auf Deutsch. Die Schüler fangen an zu lachen und ich bemerke meinen Fehler. Mit hochrotem Kopf wende ich mich an den Lehrer und stelle die selbe Frage nochmal auf gebrochenem Englisch. Der Lehrer nickt und fragt mich, wer ich bin und woher ich komme. "Ich bin Maya aus Deutschland und gehe ab jetzt hier auf die Schule."
"Achso, da bist du ja", antwortet der Lehrer. "Ich habe schon befürchtet, dass du in den Schneemassen da draußen verschollen bist", jetzt schaut er an mir herunter und entdeckt meine nasse Hose. "Da lag ich mit meiner Befürchtung gar nicht so falsch", wieder lachen die Schüler. Ich wünsche mich ganz weit weg ins warme Deutschland, wo mir so etwas niemals hätte passieren können. "Na, hoffen wir mal, du erkältest dich nicht sofort am ersten Tag. Am besten du setzt dich da an die Heizung. Cole, machst du unserem Neuzuwachs bitte Platz?" Ein großer gut aussehender Junge mit schwarzen Haaren steht auf und klatscht seine Sachen unbegeistert auf einen Tisch in der ersten Reihe. Mein Plan mit einem guten ersten Eindruck schwindet sekündlich. Schnell setzte ich mich auf meinen Platz und drücke meine nassen Beine an die warme Heizung. Jemand tippt mich von hinten an. "So sieht man sich wieder, Maya." Ich drehe mich um und blicke in das schelmige Grinsen von Zack. Ich kann mein Glück langsam kaum noch fassen. "Zack und Maya. Ist ja schön, wenn ihr sofort Freundschaft schließt. Aber bitte erst nach meinem wertvollem Unterricht", wettert der Englischlehrer.
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Jasper's Traum
Teen FictionMaya zieht nach einem schlimmen Jahr in Deutschland zu ihrer Tante Maggi nach Kanada. In dem kleinen Dorf "Jasper"hofft sie die Vergangenheit endlich hinter sich lassen zu können und neu anfangen zu können. Doch Maya muss feststellen, dass das Verga...