3

42K 159 1
                                    

"Hallo Herr Schramm." Ernst, mit gepressten Lippen schaute sie ihn an. Die Anspannung war ihr anzusehen. "Guten Abend Frau Koch. Schön, dass sie nochmals gekommen sind" Stille. "Sie hatten ja gewartet!" Stille. "Wollen wir vielleicht lieber in das große Besprechungszimmer gehen?", schlug Finn vor. Zustimmend nickend folgte Samantha ihm. Dann standen sie sich wieder gegenüber. Wie nur anfangen, dachte er. Er wählte die Worte, die am passendsten sein Gefühl ausdrückten. "Es tut mir leid. Ich gäbe viel darum, wenn uns die Situation erspart geblieben wäre." Samantha lächelte leicht "Ja, allerdings." War der Tonfall nett oder zynisch? "Ich möchte, dass Sie wissen, dass dies mein erster Besuch in- na in so einem Etablissement war." Er spürte Samanthas skeptischen Blick. "Ich liebe meine Frau und meine Familie. Ich habe nur einen kleinen Ausbruch gesucht. Nicht, dass Sie ein falsches Bild von mir bekommen." Es klang allerdings mehr nach einem ängstlichem Pfeifen im dunklen Kohlenkeller. Hinter Samanthas gerunzelte Stirn konnte man nicht blicken, doch ihr Gesicht entspannte sich etwas. "Und dann so eine Pleite", merkte sie amüsiert an. Finn lächelte nervös. "Ja, dann so eine Pleite." Für einen Moment herrschte erneut betretenes Schweigen. Finn wusste nicht, was er noch sagen sollte. Samantha setzte sich auf einen Stuhl. Finn tat es ihr nach. Stockend unternahm nun Samantha einen Versuch: "Ich möchte, dass sie verstehen, warum ich dort arbeite." Finn nickte leicht verstärkend. "Ich bin ein ganz seriöses Mädchen. Na ja- eigentlich. Das Drama nahm seinen Lauf, als ich vor einem Jahr von einer Bekannten ihr Peugeot Cabrio ausgeliehen hatte. Für einen Ausflug. Es kam wie es kommen musste. Sie ahnen es sicher: ich hatte an einer Kreuzung nicht aufgepasst. Vorfahrt missachtet. Totalschaden. Und ein ziemlicher Schaden am anderen Fahrzeug. Mir ist zum Glück nicht viel passiert. Blöderweise hatte der 308er kein Vollkasko. So blieb ich auf dem Schaden sitzen und darf jetzt zahlen, zahlen und nochmal zahlen. Soviel Angespartes hatte ich natürlich nicht. Und meine Eltern konnten mich auch nur wenig unterstützen. Sie bürgen für einen Bankkredit, den ich dann aufgenommen habe. Und für die monatliche Rate langt es zusammen mit meiner Wohnung und allem mein Gehalt hier einfach nicht." Finn nickte zustimmend, da er wusste, was sie als Buchhalterin verdiente. "Erst wollte ich nebenbei in einer Kneipe arbeiten, da hätte ich aber 5 Abende die Woche hingemusst, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Eine Freundin hat mich dann scherzhaft auf die Idee gebracht, doch lieber das Geld "so" zu verdienen und mir gleich eine Internetadresse gegeben. Das habe ich wochenlang ignoriert und dann doch eines Tages hinein geschaut. Der Druck hatte inzwischen ja nicht abgenommen. Ganz im Gegenteil. Es half sicher auch, dass ich weder einen Freund hatte noch habe.
Neben vielen Kleinanzeigen gab es auch eine Rubrik éNeue Mitarbeiterinnen gesucht'. Um es kurz zu machen, so bin ich in dem Club gelandet. " Verlegen zuckte sie mit den Schultern. "Das bot mir die Gelegenheit, aus dem ganzen Schlamassel wieder rauszukommen. Zuerst dachte ich, dass ich mit meiner Figur keine Wurst vom Teller ziehen würde, aber holla, da sollte ich mich gewaltig getäuscht haben. Mir war gar nicht so recht bewusst, wie viele Männer auf üppige Kurven abfahren. Das machte sich natürlich auch in meinem Verdienst bemerkbar. Ich konnte mir auch ausrechnen, dass ich den dämlichen Bankkredit so sogar viel schneller abzahlen könnte und das, selbst wenn ich nur am Freitag und Samstag arbeitete." Sie fuhr fort: "Ich hatte gewaltig Schiß, hatte das ja noch nie gemacht, war und bin aber andererseits diesen Dingen gegenüber immer schon sehr offen und aufgeschlossen gewesen. So dachte ich mir: wird schon schief gehen, Augen zu, denk an die Bank und durch..." Sie stockte. Finn hört gebannt zu. Diese Frau war wirklich ganz speziell. "Ich hätte natürlich nie im Leben daran gedacht, jemanden aus dem Büro dort zu treffen". Jetzt war seine Gesichtsfarbe ins dunkelrote gewechselt. Finn wartete. Was kam jetzt? Vorwürfe? Forderungen? Er war auf der Lauer. " War ganz offensichtlich naiv von mir! - Ich werfe Ihnen wirklich nicht vor, ein Bordell aufzusuchen. Ich bin ja da selber tätig. Das ist ihre Privatangelegenheit. Schließlich lebt das Geschäft ja von Männern wie ihnen." Männer wie ... ihnen. Zack! Finn schüttelte es. Gehörte er in diese Gruppe? Samantha sprach weiter. "Nur jetzt stecken wir schon in diesem gehörigen Schlammassel. Sozusagen jeder in des anderen Privatangelegenheit" Finn Anspannung stieg. Worauf will sie hinaus? "Ich gehe mal davon aus, Sie haben Angst, dass im Büro herauskommt, dass sie in ein Bordell gehen." Vorsichtig nickte Finn. "Oder es sich bis zu ihrer Familie rumspricht." Alles in ihm verkrampfte sich. Daher weht vielleicht der Wind! "Ich hatte wiederum Angst, Sie würden es gleich im Büro herum posaunen. Erst als alle in der Buchhaltung ganz normal mit mir sprachen, war ich mir sicher, dass sie bisher noch nicht geplappert hatten." Samantha beugte sich leicht vor. "Ich will und darf auf keinen Fall diesen Job verlieren. Dann würde ich noch tiefer reinrutschen. Und die Toleranz gegenüber meine Art von Nebenjob ist wohl bei diesen ganzen Spießern mehr als überschaubar." Finn verstand ihre Sorgen nur zu gut. Aber warum schilderte sie ihre Ängste? Wollte sie ihre Verhandlungsposition noch verstärken, gar drohen? Samantha schaute Finn etwas unentschlossen an. Er holte tief Luft. "Was schlagen Sie vor?" "Erst dachte ich, vielleicht können wir einfach so auseinander gehen. So tun, als wären wir uns nicht im 'Cherie´ begegnet. Aber ich denke, das räumt die Unsicherheit bei uns Beiden nicht wirklich aus." Das verstand Finn sofort. "In meinen Augen lässt sich Ihr éVergehen' gut verteidigen. So eine kleine Spritztour ist ihre Privatsache. Für viele unmoralisch, aber - wie gesagt- ihre Sache." "Und meine Frau?", warf Finn ein. "Sie haben ja nichts gemacht. Sind ja gegangen, bevor Sie mit einem der Mädchen aufs Zimmer sind." Finn schüttelte den Kopf. "Das wird meine Frau und auch sonst niemanden interessieren." Samantha blickte ernst. "Nun, Sie schützt vermutlich nicht, dass nichts passiert ist. Mich schützt es jedoch auch nicht. Wenn sich rumsprechen sollte, dass ich dort anschaffen gehe, fliege ich sicherlich aus dem Büro und bin zudem gebrandmarkt." Finn hörte aufmerksam zu. Worauf wollte Samantha hinaus? "Ich habe über das Wochenende lange darüber nachgedacht. Wir sind gegenseitig auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen, damit unser kleines Geheimnis auch tatsächlich unter uns bleibt." Finn stimmte dem voll und ganz zu. "Aber da ja nichts passiert ist, wird die Befürchtung bleiben, dass der andere doch noch plaudert. Wenn nicht morgen, dann in einer Woche oder in einem halben Jahr. Oder noch auf andere komische Ideen kommt. Vielleicht haben Sie auch befürchtet, ich erpresse Sie um Geld." Nun war Finn ganz Ohr. "Die Frage ist also, wie bekommen wir diese Unsicherheit weg. Wie machen wir einen Pakt, dass keiner je über die Sache spricht." Aha, es ging also doch um Geld. "Einen Vertrag?", fragte Finn vorsichtig. Samantha schüttelte den Kopf. "Habe ich drüber nachgedacht. Aber wie wollen wir einen Anwalt einweihen? Oder bei Vertragsbruch vor Gericht gehen?" Finn verstand gar nichts mehr. Samantha atmete ... tiefer. "Wir müssen den Einsatz erhöhen. So dass wir beide eindeutig verlieren würden, wenn etwas rauskommt." Samantha schaute Finn lange an. Dann stand sie auf und knöpfte ihre Jeansjacke auf. Streifte sie ab. Darunter trug sie ein schwarzes Oberteil, eng anliegend, mit tiefem Ausschnitt, der mit einem leichten Netzstoff versehen war. Darunter waren deutlich die Ansätze ihrer vollen Brüste zu sehen. Unter normalen Umständen hätte Finn dieses Oberteil zu seinem Lieblingsstück an Samantha erklärt. Aber die Situation war alles andere als normal. Fragend blickte er sie an. "Schlafen Sie mit mir, Herr Schramm!" Mit dem scharfen hellwachen Verstand eines Schachspielers und der untrüglichen Intuition einer intelligenten Frau nahm sie Maß an ihm. Fassungslos starrte Finn sie an. "Danach wäre alles anders. Ich wäre mir dann sicher, dass Sie nichts von mir erzählen. Dass sie mit mir geschlafen hätten, könnten sie sowohl den Kollegen als Ihrer Frau schwerlich erklären. Auch ich könnte schwer auspacken. Denn ich würde nicht über einen Bordellbesuch berichten, der ein schlechtes Licht auf Sie wirft. Sondern mich als Ehebrecherin und Verführerin outen." Finn begann, die innere Logik nachzuvollziehen, die Samantha vor ihm ausbreitete. Aber er war immer noch fassungslos. Diese Frau machte ihn sprachlos. Wie erotisch doch ein klarer Geist ist! Samantha schaute ihn an. "Verstehen Sie mich?" Finn nickte zögerlich. Sie treibt ihn Zug um Zug in die Enge. "Und sie fanden mich doch immer attraktiv,oder?" Verlegen nickte er wieder. Samantha beugte sich vor und legte ihre Hand auf sein Knie. Er schaute in ihre Augen, doch unübersehbar waren ihre Argumentationsverstärker, die leicht nach unter hingen und den Ausschnitt reizvoll vergrößerten. Ihm würde wärmer. Samanthas Hand strich über sein Knie. "Es ist rein geschäftlich und lediglich zu unser beider Sicherheit." Finn versuchte, seine Gedanken zu sortieren. "Wann? Wie ...." Samanthas Hand strich leicht über seine Oberschenkel. "Heute. Jetzt. Hier. Morgen habe ich vielleicht nicht mehr den Mut." Alles purzelte in Finn´s Kopf. Tappte er hier in die nächste Falle? Sollte sich die schlimmste Situation seines erwachsenen Lebens so wenden? Vor ihm saß die süße attraktive Samantha, die sich gar nicht so naiv wie sonst benahm und bot ihm freiweg an, mit ihr zu schlafen. Keine Geldforderung? "Was ist mit ... Geld ..." stotterte Finn. Samantha schüttelte den Kopf. "Das ist ein Ding zwischen Ihnen und mir. Kein Geld. So geht der Deal." 

DealWo Geschichten leben. Entdecke jetzt