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Etwas Zeit hatte er auf die Frage verwendet, wie es weitergehen sollte. Die Idee eines Bordellbesuches strich er von seiner Vorhabensliste. Zu gut hatte er den Schrecken und die Angst, gesehen worden zu sein, in Erinnerung. Außerdem konnte er sich nicht vorstellen, mit einer Professionellen etwas Vergleichbares wie mit Samantha zu erleben. Er hoffte, dass sich bei seiner Frau doch noch Frühlingsgefühle einstellten. Und bis dahin würde er halt so seinen Kasper schnäuzten müssen. Zumindest hatte er nun ganz neue, frische und tolle Erinnerungen hierfür. ... Knapp zwei Wochen wurde es abends wieder einmal später. Einen Antrag für eine Änderung einer Baugenehmigung wollte er noch unbedingt für den nächsten Tag fertigstellen, um jegliche Verzögerungen in dem Projekt zu vermeiden. Es war bereits nach 20 Uhr, alle Kollegen waren schon gegangen. Er griff sich den Originalbauplan und ging in den Kopierraum. Gerade als er die Kopie erstellte hatte, hielt er inne. Hatte er da nicht ein Geräusch gehört? Ganz sicher, die Etagentür wurde geöffnete und etwas klapperte gegen einen Schreibtisch. Neugierig, aber auch vorsichtig trat er aus dem Kopierraum. Wer sollte um diese Zeit noch kommen? Umso überraschter war er, als er Samantha an seinem Schreibtisch stehen sah. Eine weise Trainingsjacke über einer blauen Jeans deutete an, dass sie gerade aus dem Sportstudio kam. "Hallo, ich sah draußen noch Licht und Dein Auto parken, da bin ich nochmal raufgekommen." "Hallo Frau Koch, äh, oder Samantha??" Sie lächelte etwas verlegen. "Samantha natürlich. Ja, Entschuldigung. Ich habe gemerkt, dass Du das komisch fandest. Aber mir war sehr wichtig, dass niemand im Büro irgendeine Veränderung bemerkt." "Du hast ja recht, das war absolut richtig. Dennoch so ungewohnt. Vielmehr muss ich sagen, dass ich gemerkt habe, wie sehr ich mich nach einem Abend an das DU gewöhnt hatte." Sie lächelte ihn an. "Schön", sagte sie nur. "Und wie geht es Dir?", fragte sie. "Ganz gut. Viel zu tun wie immer." "Und Deiner Familie?" "Bestens" was nicht sonderlich überzeugend klang. "Und Deine Frau? Hat sie irgendetwas bemerkt?" Finn schüttelte den Kopf "nein, denke nicht." "Und Du, wie geht es Dir Samantha?" "Schon ok. Läuft". Er fand die Antwort etwas zu kurz, stutzte, wartete aber erst einmal ab. Es herrschte Stille. Für einen Moment sagte niemand etwas. "Ich fand unseren Abend wirklich sehr, sehr schön. Ich möchte Dir noch einmal danken", versuchte Finn den Faden aufzugreifen. "Ja, es war sehr schön gewesen. Vielen Dank zurück." Finn wurde den Eindruck nicht los, dass Samantha noch etwas auf dem Herzen hatte, aber nicht so recht wusste, wie sie beginnen sollte. Er zögerte einen Moment, dann ergriff er ihre Hand. "Was ist? Kann ich Dir mit etwas helfen?" Samantha lächelte dankbar für diese Frage und schaute ihn an. "Wie machst Du mit Deinem Ausbruch aus dem Alltag weiter? Hast Du noch einen anderen Club ausprobiert?" Finn lachte "nein,nein. Der Schrecken von damals sitzt mir noch in den Knochen. Ich glaube nicht, dass ich ein geeigneter Bordellbesucher bin. Das waren wohl ausreichend Aufregungen für einen Monat." Samantha lächelte, ihr schien die Antwort zu gefallen. "Und Dein Kampf mit dem Alltag?" "Muss ich wohl auf anderer Ebene führen. Ich denke, ich werde mehr Sport machen und häufiger den Fernseher auslassen". "Und Du Samantha?" "Ich habe die letzten zwei Wochen viel nachgedacht. Dass meine Idee, mich durch den Job im Club finanziell zu retten, besser klang als sie ist. Ich auch nicht noch mal solche Erwischt-Ängste erleben möchte." Eine Frage drängte sich Finn auf: "Warst Du seither dort?" Samantha nickte stumm, über legte einen Moment. "Was sollte ich denn machen! Ich habe doch im Moment keine Alternative!" sie zuckt hilflos mit den Schultern. "Du kennst ja meine beschissene Situation. Aber ich weiß nun, dass ich das nicht mehr will. Immer mehr hoffe ich, dass sich die Männer für eine der anderen entscheiden, obwohl ich jeden Cent brauchen kann." Finn nickte verständnisvoll, sah sie träumerisch an. Hing an ihren roten sinnlichen Lippen, während sie erzählte. "Es ist schon skurril. Ich will nicht und doch mach ich´s, weil ich dieses verdammte,verschissene Geld brauche!" zischte sie gefährlich, fing sich aber sogleich wieder. "Was wäre, wenn Du dort aufhörst? Was ist mit Deinen Schulden? Du hast gesagt, Du kommst finanziell keinen Monat über die Runden?" Samantha seufzte tief. Finn ergriff ihre beiden Hände. "Soll ich Dir helfen? Ich kann Dir Geld leihen. Und Du kannst es mir später zurückzahlen." Er hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass eine Erpressung in der Luft stand. Dafür hatte er zu viel Vertrauen in Samantha entwickelt. "Ich wüsste nicht, wann ich Dir das Geld zurückzahlen könnte. Ich glaube kaum, dass ich in den nächsten Jahren viel mehr verdienen werde." "Was planst Du stattdessen?" "Ich habe eine Idee. Aber ich weiß noch nicht, ob sie sich umsetzen lässt." "Erzähl mir von dieser Idee", forderte sie Finn auf. "In der Theorie funktioniert sie toll. Erledigt zwei Probleme, und bringt allen Gewinn." Finn sieht sie wie ein großes Fragezeichen an. "Warum warst Du eigentlich seinerzeit im 'Cherie'?" sie brauchte gar nicht weiter zu bohren. Die Antwort war ziemlich klar! Finn wartete auf die Fortsetzung. Samantha legte den Kopf schief, blickte ihn witternd und doch mit Knitz in den Augen an. "WIR sind meine Idee", sagte Samantha und knabberte lauernd an ihrer Lippe.

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