Show me the Stars | Shawn Mendes

01 Out Of Clear Sky

I'll wrap my hands around your neck

So tight with love, love

- Up in the Air by Thirty Seconds to Mars -

|| Helena ||

»Pass gut auf dich auf und grüß' Anna von mir!«, murmelte mir Mum ins Ohr, als sie mich zum Abschied fest umarmte. Sie legte ihre Hände auf meine Schultern und sah mir in die Augen. »Ich glaube an dich! Du packst das schon, Helena.« Sie lächelte mich warm an und mir wurde klar, dass ich meine Eltern doch mehr vermissen würde, als ich gedacht hatte.

Dad war als nächstes dran und zog mich fest zu sich. So fest, dass ich anfing zu röcheln. »Du erdrückst mich!«, brachte ich hervor und hörte ihn lachen. »Tut mir leid«, entschuldigte er sich. Er tätschelte meine Schulter und ließ mich dann los. »Guten Flug!«, murmelte er nur noch, dann ließen die beiden mich gehen und winkten mir hinterher, als ich zu meinem Gate ging. Die Sicherheitskontrolle dauerte, der Londoner Airport war komplett voll und ich war froh, dass meine Eltern mich früh genug hergebracht hatten.

Schließlich saß ich bei meinem Gate und beobachtete durch die riesigen Fenster den dunklen Himmel. Er war wolkenverhangen und ich konnte nicht einen Stern erkennen. Erst im Flugzeug, als es die Wolkendecke durchbrach, da sah ich auf einen wunderschönen Sternenhimmel und fragte mich direkt, ob ich in Scarborough überhaupt einen Stern würde sehen können. Meine Tante lebte in einem Vorort von Toronto und ich hatte absolut keine Ahnung was mich dort erwarten würde. Das letzte Mal besucht hatte ich sie vor über 10 Jahren. Ich konnte mich nur an ihr gemütliches Wohnzimmer erinnern, in dem wir Tee getrunken hatten, bevor ich draußen mit den Nachbarskindern gespielt hatte.

Ich wusste nicht einmal welchen Beruf Anna ausübte. Ich wusste nur, dass sie sehr erfolgreich wurde in den letzten Jahren.

Mein Flug dauerte 8 Stunden und hatte tatsächlich keinen Zwischenstopp. Dennoch war ich ausgelaugt, als ich den Toronto-Pearson Flughafen erreichte und schleppte mich zu den Koffern. In London war es jetzt 3 Uhr Nachts, hier erst 10 Uhr Abends.

Es dauerte ewig, bis das Gepäck ausgeladen wurde und dann musste ich nochmal länger warten, bis mein blauer Koffer auf dem Laufband erschien.

Genervt zog ich ihn hinunter und suchte nach dem richtigen Weg. Mum sagte, dass Anna mich abholen würde und so hielt ich am Ausgang nach ihr Ausschau. Als ich jedoch nach einer halben Stunde immernoch nichts von ihr sah, kramte ich seufzend mein Handy hervor und wollte gerade ihre Telefonnummer wählen, als mich ein großer Mann in einem perfekt sitzenden schwarzen Anzug ansprach: »Miss Moore?« Ich ließ mein Handy sinken und richtete meinen Blick auf ihn. »Ja?«, fragte ich und er lächelte nun leicht. »Mein Name ist Henry, Ihre Tante Anna schickt mich, ich soll Sie abholen.« Verdutzt nickte ich nur und folgte ihm nach draußen zu einem großen schwarzen BMW. Er öffnete mir sogar die Tür und nahm mir den Koffer ab. Schweigend ließ ich mich auf den Ledersitz der Rückbank sinken und zog meine Handtasche enger zu mir.

Henry setzte sich auf den Fahrersitz und startete den Wagen. Zunächst beobachtete ich ihn durch den Rückspiegel. Er hatte kurzgeschorene dunkle Haare, einen leichten Bartschatten und blau-graue Augen. Konzentriert sah er auf die Straße und ich richtete meinen Blick nun aus dem Fenster. Ich betrachtete den schwarzen Himmel und konnte nicht einen Stern am Himmel entdecken. »Sieht man hier jemals die Sterne?«, fragte ich seufzend und Henry lachte. »Hier in Toronto nicht, nein. Aber in Manse Valley auf dem Anwesen Ihrer Tante schon.« Ich runzelte die Stirn. Anwesen? Meine Tante besaß ein ganzes Anwesen?

»Sagen Sie, Henry, sind Sie Annas Freund?«, fragte ich nun und er verschluckte sich und sah mich hustend über den Rückspiegel an. »Verzeihung?« Ich legte den Kopf leicht schief und erwiderte seinen Blick. »Sie wissen schon! Daten Sie meine Tante? Oder in welcher Beziehung stehen Sie zu ihr?« Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wieso er mich sonst abholen würde.