02 Feels Like Home

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Home

A place where I can go

To take this off my shoulders

Someone take me home

- Home by Machine Gun Kelly, X Ambassadors and Bebe Rexha -

|| Helena ||

Die erste Nacht auf dem Wasserbett schlief ich so gut wie gar nicht. So gemütlich es auch war, es war eine totale Umgewöhnung auf etwas zu schlafen, dass sich bei jeder Bewegung direkt mit bewegte. Zwischenzeitlich fühlte ich mich wie auf hoher See. 

Immerhin machten mir die fünf Stunden Zeitunterschied nicht allzu sehr zu schaffen.

Nur in Schlafshirt und Jogginghose, mit einem unordentlichen Dutt und vermutlich leichten Pandaaugen, verließ ich mein Zimmer und versuchte verzweifelt das Esszimmer in dieser riesigen Villa zu finden. Dutzende Leute begegneten mir auf dem Weg, die hektisch hin und her rannten und mich missbilligend anstarrten. Ich grüßte jeden einzelnen von ihnen und bekam mehr Ignoranz als Freundlichkeit oder Höflichkeit zurück.

Schließlich traf ich auf Henry, der mich kurz musterte, dabei allerdings als einziger keine Miene verzog. »Guten Morgen, Miss Moore. Wie haben Sie geschlafen?«, erkundigte er sich und bedeutete mir, ihm zu folgen. Ich zuckte mit den Schultern. »Scheiße, gibt's hier irgendwo Kaffee?«, antwortete ich und sah, wie er kurz grinste. Vermutlich aufgrund meiner Ausdrucksweise.

»Beim Frühstück gibt es reichlich. Ihre Tante erwartet Sie bereits«, erklärte er und öffnete eine, im Vergleich zum restlichen Erscheinungsbild des Hauses, eher rustikale Doppeltür.

Mein Blick fiel direkt auf eine Frau, die große Ähnlichkeit mit meiner Mutter hatte, bloß ein paar Falten mehr besaß. Ich erkannte sie auf den ersten Blick wieder. »Guten Morgen, Mrs Moore! Ihre Nichte ist da«, begrüßte Henry Tante Anna und sie hob den Blick von ihrem Mac und sah mich an. Ein breites Lächeln umspielte ihre Lippen und sie sprang direkt auf, um mich überschwänglich zu begrüßen. »Helena! Meine Güte du bist so groß geworden!«, rief sie aus und drückte mich fest an sich. Sie schwang mich hin und her und ich musste lachen. Anna wirkte wie das komplette Gegenteil ihrer arroganten Angestellten. Sie war ein Sonnenschein und ich fühlte mich sofort pudelwohl.

Sie legte die Hände auf meine Schultern und drückte mich auf Armlänge von sich weg, um mir ins Gesicht zu sehen. »Und wie hübsch du geworden bist! Du siehst aus wie Sophia, als sie jünger war. Ich war immer neidisch auf meine Schwester.« Sie schnaubte beim letzten Satz frustriert, ließ mich dann los und deutete auf den großen, gedeckten Tisch. »Bedien' dich! Fühle dich wie Zuhause, du hast heute noch den ganzen Tag frei. Morgen fängt dein Praktikum an.«

Ich sank auf den Stuhl neben Anna nieder und überblickte das große Angebot. »Wenn es bei dir jeden Morgen so viel zu Essen gibt, dann werde ich über die drei Monate ziemlich viel zunehmen«, murmelte ich und konnte mich nicht entscheiden, was ich denn nun essen wollte. Anna fing an zu lachen und klopfte auf ihren Bauch. Sie war nicht dick, aber ein paar Pfunde weniger würden ihr auch nicht schaden und der Meinung war sie offenbar auch, denn sie antwortete: »Was glaubst du wo mein Speck herkommt? Das Schlimme ist aber, dass es jetzt im Winter nur mehr wird.«

Ich lächelte leicht und nickte, dann bediente ich mich und griff nach einem Croissant. Ich hatte mich für die französische Art entschieden.

Nach dem Frühstück führte Anna mich durch die Villa und zeigte mir, was ich alles nutzen durfte. »Ich bezweifle allerdings, dass du wirklich viel Zeit hier verbringen wirst. Wir werden oft auf Reisen sein, wenn wir die Musikvideos unserer Klienten drehen oder zu Konferenzen mit Universal müssen«, erzählte Anna gerade, nachdem wir den Wellnessbereich erkundet hatten. »Ich hatte echt keine Ahnung, was auf mich zukommen würde«, gestand ich und sah sie zweifelnd an. Was würde von mir erwartet werden? »Ich weiß nicht mal, ob ich überhaupt fähig bin!« Vermutlich hatte Anna schon nach einer Woche genug von mir. Sie wirkte allerdings nicht annähernd so zweifelnd wie ich. Sorglos belächelte sie mich und meinte dann: »Du wirst das schaffen!«

Show me the Stars | Shawn MendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt