10 Mind

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I think I lost my mind

But don't worry about me

Happens all the time

- Better by OneRepublic –

|| Shawn ||

Anfangs dachte ich, dass er es nicht für wahre Münze nehmen würde, immerhin waren wir beide betrunken gewesen. Aber David hatte meine Bitte nicht nur ernst genommen, er hatte auch sein Wort gehalten und so stand ich nur wenige Tage nach der Gala im Büro von Christoph Jameson persönlich und schüttelte ihm die Hand.

Er lächelte mir zu und bot mir den Sessel an, direkt vor seinem Schreibtisch. Schweigend ließ ich mich darin sinken und wartete darauf, dass er das Gespräch begann. Er ließ sich Zeit, als würde er die Worte noch ordnen wollen. Auf der Stirn des dunkelhäutigen Mannes zogen sich nachdenkliche Falten und ich bemerkte, dass er sich kurz mit der Hand über die weißen Härchen, die ihm noch geblieben waren, fuhr.

»Ich muss zugeben, dass ich ein bisschen überrascht bin«, startete er schließlich und ich legte den Kopf schief. Er räusperte sich. »Wir sind ein kleineres Label, als Island und ich weiß, dass es genug andere im Universal Team gibt, mit hervorragenden Konditionen. Wieso also wir?« Ich hätte nicht gedacht, dass das Gespräch so ablaufen würde. Ein wenig hatte ich das Gefühl, dass er mich nicht hier haben wollte und mir war nicht so ganz bewusst, wieso eigentlich. Ich war mir sicher, dass ich zusammen mit ihnen etwas richtig Gutes auf die Beine stellen könnte.

Die Arbeiten von Jameson waren brillant und einzigartig. Ganz vorne stand selbstverständlich Billie, die nicht nur mit ihrer alternativen Art in den Köpfen blieb, sondern auch mit ihrer Musik und den wirren aber genialen Musikvideos. Sie waren gut gemacht und sprachen die Leute an, vor allem aber waren sie nicht offensichtlich. Sie gaben keine festen Bilder, keine festen Geschichten vor. Man musste interpretieren, sich darauf einlassen und zwischen den Zeilen lesen. Einen Moment stutzte ich. Wollte ich wirre Videos? Nein, eigentlich nicht. Ich wollte...

Leicht schüttelte ich den Kopf und fixierte Christoph.

»Wissen Sie, das Problem, das ich habe ist einfach, dass mich Island nicht verstanden hat. Sie schoben mich in die Mainstream Schublade. Meine Videos sollten die größtmögliche Masse ansprechen, einfach strukturiert sein, leicht zu verstehen und nachzuvollziehen.« Ich seufzte und fügte dann mit etwas stärkerem Unterton hinzu: »Aber das möchte ich nicht. Ich will nicht zu denen gehören, die irgendwie alles abdecken. Es fühlt sich an, als würde es nur um Geld gehen und das will ich einfach nicht. Ich möchte kein kommerzielles Erfolgserlebnis. Ich möchte nicht zu denen gehören, die offensichtliche Videos produzieren ohne wirklich Tiefe. Mein neues Album ist nicht oberflächlich. Es ist das Gegenteil und wenn ich Videos erstelle, die das nicht klar machen, Videos, die eine Filmgeschichte erzählen, dann bleibe ich meinem Album nicht treu. Viel mehr noch: ich bleibe nicht mir treu!« Ich merkte gar nicht, wie meine Stimme immer unbeherrschter wurde, wie ich mich mehr und mehr in Rage redete. Viel zu sehr wollte ich vermitteln, wie sehr mich das wirklich aufwühlte und wie wenig ich die Entscheidung bereute, Island verlassen zu haben. Der Vertrag lief Ende des Jahres ab und durch meine zwar nicht mehr ganz fristgerechte, aber dennoch angenommene Kündigung, war ich 2019 ein freier Mensch. Jameson war das bewusst und dank David, der ihn nochmal auf diese Tatsache hingewiesen hatte, hatte er sich auf ein Gespräch mit mir eingelassen.

Das Einzige, was dem wirklich im Weg stand, war die Befürchtung durch Christoph, dass sie mir ebenfalls nicht das geben konnten, was ich wollte. Aber da war dieses Gefühl in mir, dass mir sagte, dass er sich irrte. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass sie so etwas für Billie Eilish tun konnten, vor meinen Wünschen allerdings zurück schreckten.

Show me the Stars | Shawn MendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt