8. Kapitel

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Ich wachte auf, da mein Handy ununterbrochen klingelte. Es war bei Whatsapp total zugespamt von Cassies Nachrichten.

Wir sind jetzt zusammen!

Ich liebe ihn!

Danke das du da warst!

Oder

Ein Tag sind wir schon ein Paar!Kaum zufassen!

Er schreibt mir das er mich liebt.

Er hat sein Facebookstatus in verheiratet mit Cassie McErnic geändert!

Kannst dus glauben ich bin mit Sam zsm!!!

Und noch viele viele mehr...

Bin ich auch so durchgedreht als ich meine ersten und einzigen Freund hatte? Nein. Wir waren zwei Wochen zusammen haben uns nur hallo und Tschüss gesagt. Das wars. Er hatte nur auf whatsapp eine Woche ein S mit Herz stehen gehabt. Die andere Woche war ich auf Klassenfahrt- wo wir kein Internet hatten- und er hatte in der Zeit wieder eine neue. Wir hatten uns nicht mal geküsst. War das überhaupt eine Beziehung? Erst als ich zurück war, hat er gesagt das er mich nicht mehr liebt und mehr Gefühle für Ludmilla hat. War das Liebe?

Im nachhinein war es mir total egal. Er hat mir nichts bedeutet. Ich ihm wahrscheinlich auch nicht. Trotzdem war es unangenehm als exfreundin von ihm bezeichnet zu werden. Ich wollte ja nichts mehr mit ihm zu tun haben. Und dann brachten mich alle wieder und wieder in Verbindung mit ihm. Jetzt wusste ich nicht mal mehr wie er hieß.

Um 15:00 Uhr Nachmittags rief mich Rodrick an.

Wir diskutierten den ganzen restlichen Nachmittag über Rosemarys Rosenkavalier. Um 17:55 Uhr musste er aufhören da er um Punkt 18:00 Uhr zu Abend aß.

Jetzt wusste ich nicht mehr was ich machen sollte. Ich ging im Haus auf und ab und versuchte die Langeweile zu ersticken die hier tobte, das mir aber nicht gelang.

Was sollte ich tun?

Ich hatte alle Bücher ausgelesen auch das von Valentin.

Eins muss ich sagen, es war wirklich sehr gut. Jetzt wusste ich auch was Valentin meinte mit dem das wenn man etwas erreicht hat auch darauf stolz sein soll. Dwayne Smith - der Typ auf dem Cover - war es nämlich gar nicht. Er war überhaupt nicht eingebildet im Gegenteil er war total bescheiden. Ich hätte ihn ganz anders eingeschätzt. So viel zum Thema beurteile ein Buch niemals nach dem äußeren.

Ich wollte Valentin anrufen um ihm zu erzählen wie toll ich dieses Buch fand, aber da fiel mir Cassies Rat ein: Ruf nie einen Jungen als erstes an! Das war gleich hinter: Küsse einen Jungen niemals beim ersten Date!

Also lies ich es lieber.

Ich ging in den Ostflügel, da wo mein Vater sein Büro hatte.

Die Flure und die Zimmer ähnelten einer Bibliothek, aber mit anderen Lektüren. Es befanden sich ausschließlich Psychologie-und Psychotherapiebücher in den Regalen, was mich jedes mal etwas traurig machte, denn die waren mir zu trocken. Man könnte diesen gigantischen Platz mit schönen und interessanten Themen füllen wie von C. Dickens oder J. Green. Aber darüber konnte ich mit Dad nicht reden. Es war ja sein Arbeitsplatz.

Ich durchforstete dicke Bücher, kleine, grosse, dünne in denen es immer nur um das denken des Menschen ging oder das das Gehirn schon ein paar Sekunden vorher weis was du machst, bevor du es überhaupt weist.

Ja, davon hab ich auch schon gelesen. Denn das Gehirn hat sich auch selber Gehirn genannt. Wenn man umso länger darüber nachdenkt umso gruseliger wirds.

Knallend schloss ich den Schmöker und stellte ihn zurück zu seinen Gesellen.

Mir war so langweilig. Was sollte man um halb neun tun.

Ich ging ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an.

Den konnte man gleich vergessen, es lief nur bullshit.

Ich schaute aus dem Fenster wie der Wind den Regen an unsere Fenster klatschte. Entspannt schloss ich meine Augen und träumte vom Meer. Wie es wohl riecht? Nach Salz? Wie sich der Sand zwischen meinen nackten Zehen anfühlt? Wenn ich direkt in die Sonne schau und sie mein Gesicht scheint. Ich würde nur zu gern wissen wie es sein würde.

Ein Ast der gegen das Fenster fiel ließ mich aufschrecken.

Ich wusste nicht was in mich gefahren ist - ich lies meine Jogginghose und mein weißes Tshirt an - und zog noch meine Chucks an.

Stürmisch rannte ich in den Regen hinaus (nicht ohne den Schlüssel zu vergessen).

Der Regen prasselte meinen ganzen Körper runter. Ich genoss es wie die Tropfen von meinem Stirn bis zu meinem Kinn runterliefen.

Völlig hyperaktiv rannte ich umher. Es machte so Spaß. Ich vergaß alles. Ich fühlte mich frei. Frei von allem.

Unbesorgt rannte ich noch weiter in andere Strassen. Meine Gedanken kreisten nur um Valentin. Ich konnte sie nicht abstellen. Warum wollte er mich morgen wiedersehen. Was für ein Zufall es war das wir uns gestern gesehen haben.

Ich rannte und rannte bis ich nicht mehr konnte. Dieses Viertel in das ich gelaufen war, war das direkte Gegenteil von der Gegend in der ich wohnte.

Riesige Blöcke mit Wohnungen, an denen obszöne Zeichnungen auf den Wänden vorzufinden waren. Fast überall brannten noch Lichter, obwohl es schon halb zwei Uhr nachts war. Es lag Müll einfach so auf der Straße und zwischen Büschen im Dunkeln saßen irgendwelche Gangs.

Ich hatte Angst, denn ich war ganz allein in einer Gegend die nicht so sicher schien.

Der Regen hatte nicht nachgelassen, nach wie vor regnete es wie aus Eimern.

Ich stand da, im Regen, auf der Straße, allein und beobachtete alles um mich herum.

Sophie! Bist du des Wahnsinns?! Mitten in der Nacht in so eine Gegend zu laufen!?

Verängstigt ging ich wieder zurück. Der Regen hatte bereits etwas nachgelassen und war bald verschwunden.

Eine Querstraße zu meiner sah ich ein Pärchen, dass sich küsste. Ich sah ihnen eine Weile zu. Wie süß sie aussahen.

Ich bekam ein komisches Bauchgefühl. Sie sahen so glücklich aus. Ich hatte noch nicht das Glück mich jemanden so hinzugeben. Einfach bedingungslos zu lieben. Dafür geliebt zu werden wer man ist. Ich riss mich aus meinen Träumen.

Da fiel mir plötzlich auf das ich den Typen kannte.

Es war Sam! Das war er zu Hundert Prozent!

Warum tat er ihr das an? Wie sollte ich es Cassie nur beibringen?

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