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Jimin

Es ist immer schwer, die richtige Entscheidung zu treffen. Aber es ist noch schwerer die richtige Entscheidung in nur wenigen Sekunden treffen zu müssen.
Und so war es bei mir gewesen.
Ich musste mich entscheiden, zwischen, Yoongi verletzten, oder ihm zu erzählen, was mit mir los ist, wobei ich riskieren würde, ihn zu verscheuchen.
Ich habe mich entschieden, und nun stehe ich hier, an seine Schulter gepresst, mit zittrigen beinen, und könnte schwören, wie er die Erklärung nur allzu aus mich raus drücken würde, wenn dies möglich wäre.
Der Fakt, dass ich gerade seinen wunderbaren Geruch von teurem Männerduschgel riechen konnte, und zum ersten mal seit Jahren wieder so viel Körperkontakt hatte, half mir auch nicht umbedingt dabei, klarer zu denken.
Aber es muss sein, Jimin.
Ich hatte die Wahl. Und wenn ich es ihm nicht erzähle, wird er denken, ich will mit ihm nichts zu tun haben und er wird auch denken, dass ich ihm nicht vertraue, wobei ich dies seit ich ihm das erste mal in seine wunderschönen Augen, die Katzenaugen glichen, vor einigen Jahren, geblickt hatte.
Nur wie und wo soll ich Anfangen?
Plötzlich entfernte sich Yoongi ein kleines Stückchen von mir, doch bevor ich auch nur irgendwie reagieren konnte, hob er mich mit seinen starken Armen, im Brautstiel hoch.
Aus Reflex quietschte ich leicht auf und drückte mich stärker an seine breiten Schultern.
Sofort verschnellerte sich nicht nur mein Atem sondern auch mein Herz schlug um einiges schneller gegen die Brust von Yoongi.
„Hey, beruhige dich, klar?" kicherte Yoongi leise auf und ging zu meinem Bett, auf dem er mich sanft fallen ließ.
Ich setzte mich im großen Bett auf, da ich dadurch das Gefühl hatte, ich konnte mich besser konzentrieren und nahm wahr, wie sich Yoongi direkt vor mich setzte und mich mit seinem fragenden Blick von unten bis oben musterte.
Als sein Blick, von meinem Kinn zu meinen Augen glitt und sich somit unsere Blicke trafen, bekam ich auf der Stelle Gänsehaut und wendete meinen Blick auf meine Hände, mit denen ich begann zu spielen.
Jetzt oder nie.
„D-Du h-hast mir ja geschrieben, d-dass-"
Meine Stimme brach ab. Ich hatte so leise geredet, dass ich anstatt meiner Stimme mein laut schlagendes Herz hörte.
Bu-Bumm. Bu-Bumm...
„Dass ich nichts mit dir zu tun haben will? Hör zu, das war-"
„N-Nein, das ist es nicht." unterbrach ich ihn, da ich Angst vor der Fortsetzung seines Satzes hatte.
Nun blieb es eine Weile still, und auch, wenn ich immer noch auf meine zitternden Hände starrte, konnte ich seinen nun noch fragenderen Blick an mir spüren.
„Du hast mir geschrieben, d-dass deine Erinnerungen wiederkehren." flüsterte ich so leise, dass die Hoffnung bestand, dass er es nicht gehört hatte.
„Ach das. Ja, ist ja keine große Sache, bloß-"
„DOCH! Versteh mich doch, Yoongi! Es IST eine große Sache!" rief ich ein bisschen lauter als ich es wollte, während mein Kopf in die Höhe schoss, weshalb Yoongi leicht nach hinten schreckte und seine Stirn runzelte.
„Für mich" ergänzte ich schnell, und sofort war meine Unsicherheit zurück gekommen.
Yoongi schluckte und nun merkte ich, wie er krampfhaft nachdachte.
„Yoongi? Was. Für. Erinnerungen?" sagte ich in einem kalten Ton.
Yoongi's Blick glitt durch das Zimmer und blieb an irgendwas hängen, doch ich war zu konzentriert auf ihn, um zu prüfen, was interessanter war als dieses Gespräch.
Yoongi kniff seine Augen leicht zusammen und stand kurz danach auf.
„Nein- Nicht! Warte! Geh ni-" ich war auch aufgesprungen, doch als ich sah, dass er garnicht vor hatte, zu gehen, sondern, dass er nun an meinem Schreibtisch stand, und er das eingerahmte Bild von uns, in die Hände genommen hatte, blieb ich anfangs angewurzelt stehen, doch dann realisierte ich, was gerade geschah und lief auf ihn zu, um ihn anschließend das Bild aus den Händen zu reißen.
Trotz meiner Angst und der Aufregung musste ich kurz das Bild betrachten, das Yoongi und ich, vor einigen Jahren gemacht hatten und auf dem wir beide breit strahlten. Das musste ich mir jedes mal wenigstens kurz ansehen.
Damals war das Leben noch so einfach und schön. Dank Yoongi.
„D-Das sind bloß ich und mein damals... Freund. Fast fester Freund... Mein Lieblingshyung..." träumte ich und hatte komplett vergessen, dass Yoongi mir zuhörte.
Doch seine Antwort darauf, erschreckte mich so sehr, dass das Bild aus meinen Händen rutschte, auf den Boden fiel, und das Glas in tausend Splitter zersprang.

„Ich war dein Lieblingshyung?"

Ich riss meine Augen auf und sofort wurde mir eiskalt.
E-Er weiß davon...?
Er weiß von... uns?
Er weiß von mir?
Aber... DIE ERINNERUNGEN!
Ja klar! Das Kopfweh und das merkwürdige Verhalten anschließend! Die Erinnerungen.
An mich!

„Wow... diese Reaktion hatte ich mir nicht erwartet."

Mein geschockter Blick wendete sich von Yoongi ab zum zersplitternen Bilderrahmen am Boden, und sofort kam ein Klos meinem Hals nach oben und schlussendlich brach ich in Tränen aus.
Ich hockte mich auf den Boden und griff mit meinen bloßen Händen nach den Scherben.
„Hey, Jimin! Nein! Lass das, und schau mir in die Augen." ertönte Yoongi's Stimme und ich spürte eine kalte Hand an meinem Kinn, die dieses hoch hebte und mich besorgt anschaute.
„D-Das Kopfweh. Die Erinnerungen. D-Du... weißt wer ich bin?" schluchzte ich.
Yoongi nickte bloß und strich mir mit seiner Hand die Tränen weg.
„Hyung..." nun musste ich jedoch noch stärker weinen und stützte mich deshalb an Yoongi's Schulter ab.
„Mein Traum wird wahr. Als du verschwunden bist und dich für fünf Jahre nicht blicken lassen hast, ergab mein Leben keinen Sinn mehr. Ich hatte immer daran geglaubt, dass du noch lebst und ich hatte nie aufgegeben, daran zu glauben, dass wenn ich in die Schule gehe, du vor meiner Haustüre wartest und mit mir gemeinsam zur Schule gehst. Ich hatte nie aufgegeben, Yoongi. Und als du tatsächlich zurück gekommen bist, sah ich das Erste mal wieder Sinn in meinem Leben und ich war das erste mal glücklich darauf, mein Leben nicht einfach ein Ende gegeben zu haben. Aber als mir der Lehrer sagte, dass deine Erinnerungen weg waren, war es nur umso schlimmer für mich. Es war so verdammt schwer für mich, Yoongi. Dich täglich zu sehen, dich umarmen zu wollen. Dich spüren zu wollen, mit dir reden zu wollen, so wie wir es immer gemacht haben. Aber alles was ich bekam, war deine Abneigung." erklärte ich in strömen, ohne mein Gesicht von dem Bild zu heben.
Nun war es still im Raum und ich konnte kaum atmen, da dies die unerträgliche Stille zerstören würde.
Langsam glitt mein Blick an Yoongi hinauf und als ich sein Gesicht sah, hörte mein Herz auf zu schlagen.
Ihm war eine Träne über seine blasse Haut gekullert und tropfte nun auf ein Glassplitter.
Ich hatte Yoongi zum weinen gebracht.
Min Yoongi.
Dieser Yoongi, der vor mir saß glich nicht dem neuen Yoongi, der vom Koma erwacht war. Sondern dieser Yoongi, der vor mir saß, war Yoongi, den ich vor der Operation so sehr geliebt hatte. Und nicht nur davor. Die ganzen 5 Jahre hatte ich ihn geliebt, und als er weg war und... jetzt auch noch.

„D-Das wusste ich nie... Anfangs sah ich in den Erinnerungen bloß diese wunderschönen Augen, ohne zu wissen, wem sie gehörten aber dann, wurde es immer klarer, und ich wusste nicht mehr wie ich mich verhalten sollte... gegenüber dir." stammelte er.

Mein Herz schlug nun noch schneller, als es eh schon schlug, weshalb ich das Gefühl hatte, ich würde gleich abheben.

Aber eine Frage beschäftigte mich noch.

„Was heißt das jetzt, Yoongi?"

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Ich bin mal so fieß und mache hier einen Cut, da das Kapitel fast 1300 Wörter hat und somit länger als geplant wurde.

Hmm, was das wohl jetzt heißt?

Wartet es ab :)

Hope you like it.

Remember meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt