1. Kapitel

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»Was tut Riley da? Warum wählt er nicht ein anderes Mädchen? Dann wäre die Sache erledigt!«, sagtete Jimmy zu seiner Chefin, als er zum Leadsänger von »Every Possibility« sah.

Katelyn Brown, ihre Managerin, sah zu ihrem Assistenten. Sie lächelte den braunhaarigen an Jüngling an. Sie wusste ganz genau, warum Riley tat, was er tat. Jedoch wollte sie ihn vorerst noch ein wenig hinhalten, sich über Jimmys Ahnungslosigkeit amüsieren.

»Sieh das Mädchen doch einmal an. Siehst du den Unterschied zu den anderen Fans«, fragte sie ihn.

Er drehte sich erneut um und blickte wieder zum selben Platz wie zuvor, wo das Mädchen stand. Mit geschlossenen Augen lauschte sie der Musik. Ihr Gesicht war von Sommersprossen übersäht und ihre Flut von rotem, gelocktem Haar reichte ihr bis zu ihrer Taille. Würde sie auch nur ein einziges Mal für einen kurzen Moment ihre mandelförmigen Augen öffnen, könnte er ihre leuchtend grüne Farbe sehen. Sie war nicht besonders gross. Höchstens 1,60m, dachte er. Glücklich und nicht schreiend stand sie da in ihren zerschlissenen Jeans und einem schlichten, schwarzen T-Shirt im Fledermausschnitt auf dem Konzert der Jungs. Sie flippte nicht aus, was er nicht glauben konnte. Somit musste er Katleyn recht geben. Dieses Mädchen war wirklich anders.

»Weißt du, wer sie ist?«, hörte er die Stimme seiner Chefin nahe an seinem Ohr.

Zuerst tat der 20 jährige nichts, schüttelte dann seinen Kopf.

»Wirklich nicht?«, begann Katelyn, »Sie ist eine Kennerin. Eine, die weiss, was wahre Musik bedeutet. Ich weiss wer sie ist, obwohl ich es nicht sollte. Sie ist »Anonym & Unknown Artist«. Auf diesem Konzert ist sie, weil sie bloss die Musik der Jungs interessiert, nicht weil sie ein Fan ist. Sie ist hier um zu sehen ob sie gut genug sind um ihr Lied zu spielen. Sie müssen dieses Lied unbedingt bekommen. Die Jungs brauchen einfach einen neuen Hit.«

Er wollte nicht glauben, was er da hörte. Wie konnte die Frau vor ihm das wissen? Veräppelte sie ihn etwa? Natürlich fragte er sie nicht danach. Schliesslich stand sein Job auf dem Spiel. Dennoch war ihm Katelyns Plan nicht geheuer, noch bevor er wusste, wie dieser überhaupt aussah. Er hätte wohl besser nichts sagen sollen, aber er tat es trotzdem. Und wie könnte es auch anders sein? Er sagte das Falsche.

»Haben Sie ihm etwa gesagt, er solle nur sie auf die Bühne nehmen, sie solange anhimmeln, bis sie schliesslich darauf eingeht? Weiss er überhaupt, wer sie ist? Und wie können Sie sagen, dass »Every Possibility« einen neuen Hit benötigt? »Fight is over« und vor allem »Mine« waren und sind grosse Hits. Und sobald ihre neue Single »Everytime with you« herausgegeben wird, haben Sie ihren neuen Hit. Was wollen sie also noch mehr? Sie können sie nicht dazu zwingen den Jungs ihren Song zu überlassen. Es ist immer noch ihr Entschluss«, sagte er ein kleines bisschen zu laut für seine Vorgesetzte, doch niemand, der nicht direkt vor ihm stand, konnte ihn hören, da sie hinter der Bühne standen und es sowieso fast zu laut war, um auch nur irgendetwas zu verstehen.

Wegen seinen Worten spiegelte sich Ärgernis in ihren dunkelbraunen Augen. Dieser junge Mann war nicht besonders klug. Wenn er ein wenig länger überlegt hätte, dann wäre bestimmt auch ihm klar gewesen, dass dies das Musik Business war. Es ging darum so viele Singles und Platten wie möglich zu verkaufen, indem man möglichst viele Hits hatte, gut aussah und keine Skandale begann.

Da aber Jimmy dies nicht verstehen konnte oder wollte, so musste er eben spüren, was seine Worte für folgen haben konnten. So sagte sie in ruhigem, herablassendem Ton:

»Du hast noch vieles zu lernen, mein kleiner Assistent. Wie auch immer. Du kriegst von mir zwei Möglichkeiten. Anders als die Jungs, kannst du nämlich nicht jede haben. Also entweder bleibst du jetzt hier, erklärst mir weiter, wie ich meinen Job zu tun habe und wirst gefeuert, oder du gehst jetzt und bringst mir ein weiteres Mineralwasser. Es ist deine Entscheidung.«

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